Senegal und Gambia: zur Grenze nach Mali

Senegal und Gambia:

Ein Ausflug zur Grenze nach Mali

Nach nur zwei Nächten verließ ich Dakar wieder. In der Annahme, ich müsse hier keine Visa besorgen, hielt mich hier nichts mehr. Ich ziehe die Natur jeder Großstadt vor. Leider, wie es sich später herausstellte, war es doch etwas zu früh.

Früh am Morgen ging es noch in der Kühle sehr flott aus der Stadt.

Als Radfahrerin sehe ich nicht nur die schönen, für Touristen hergerichteten Seiten eines Landes. Ich möchte diese unschöne Seiten eines Landes meinen Lesern nicht vorenthalten. Sie gehören zu dem Land und zu dem Verständnis für das Land und dessen Probleme einfach dazu.

Hinter den Kulissen sieht es dann so aus:

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Wie in anderen Ländern bekommen auch hier die Tiere den ganzen Müll zu fressen.

Abseits von Ortschaften, vor allem in der Nähe von Touristenorten, wie das „Reservat von BandiaDSCN4281klein“, war alles wieder sauber.

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Je weiter ich mich vom Meer entfernte, desto heißer wurde es. Anstatt von Nordwest kam jetzt ein gnadenlos heißer Wind von Südost, Gegenwind!!

Am Spätnachmittag kam ich in ein ganz anderes Senegal, nach Saly. Es ähnelt sehr vielen spanischen Touristen-Badeorten. Der Grund des Abstechers: Dank einer Freundin hat mir ein Franzose eine neue Aufhängung für die Ortliebtasche (Busunfall) mitgebracht. Vielen Dank nochmals dafür.

Nach der Übergabe war ich schnell wieder weg.

Ein paar Kilometer weiter fand ich ein fantastisches, ruhiges Plätzchen zum Zelten. Auch hier soll mal ein Feriendomizil entstehen. Noch füllen das ganze Areal riesige, alte Baobabs und Mangobäume.

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Der Wachposten ließ mich unter den Mangobäumen seines Hauses zelten.

Die einzigen Lebewesen außer uns waren Echsen, die die Bäume rauf und runter huschten.

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Nach einem kurzen Abstecher in die Mangrovenwälder und Muscheln von Joan Fadiouth, bin ich wieder auf einem nicht für Touristen vorgesehenen Gebiet gelandet.

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Normalerweise halte ich in solchen Gegenden nicht an. Es gab dort eine Polizeikontrolle, die mir bestätigte, dass ich hier richtig bin und ich mich relativ sicher fühlen konnte. Hier leben Menschen! Kinder spielen im Müll, Frauen waschen Kleidung darin. Auch das ist Senegal.

Die Sandpiste war nicht sonderlich gut zu fahren, deswegen war ich ganz froh, als ich auf die fast fertige, offizielle Straße kam. Damit keine Autos fahren, wurden Steine als Hindernisse über die Straße gelegt.

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Einmal waren auch Zweige mit Dornen darüber gelegt. Mit meinem Schwalbe-Marathons kann ich da problemlos darüber – dachte ich.

An einem großen Baobab machte ich Halt. Auf den ganzen Kilometern habe ich kaum jemanden gesehen. Hier waren auf einmal einige Männer und ein Hotel .

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Der Grund: der größte Baobab in ganz Senegal. Mindestens acht Männer hatten ihre Souvenirs zum Verkauf ausgebreitet, aber es war weit und breit kein einziger Tourist.

Auf einmal meinte einer der Männer, ich hätte ja keine Luft mehr im Reifen. Tatsächlich, vorne und hinten platt! Und so was mit den „unplattbaren“ Schwalbe-Reifen. Die wurden wohl nur an heimischen Gänseblümchen getestet, aber nicht an afrikanischen Killerpflanzen. Nein, ich möchte nicht klagen und lästern. Immerhin sind das seit circa 8.000 Kilometern die ersten Platten.

Bei dieser Hitze wollte ich sowieso nicht gleich weiter fahren. Da mir die Männer sofort einen Eimer mit Wasser hinstellten, flickte ich die Schläuche sofort. Beobachtet wurde ich dabei sehr interessiert außer von den Männern, auch von ein paar Echsen.

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Der größte Baobab ist wirklich sehr imposant:

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30 Meter Umfang und 850 Jahre alt. In der Mitte ist er hohl, man kann hinein klettern.

Bei wieder erträglichen Temperaturen war es nicht mehr weit bis Samba-Dia. Der Ort ist eine Ansammlung von Hütten entlang der sandigen Straßen. Danach kommt aber ein wunderbarer Wald.

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Die Nacht verbrachte ich am Strand von Dangane im Saloum-Delta. Vor mir schaukelten die Piroggen im Wasser. Dies war meine letzte angenehme Nacht im Zelt, da es doch sehr stark abkühlte.

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Bevor die ersten Tour-Anbieter am nächsten Tag aufstanden, bin ich schnell davongeeilt.

Ein weiteres Mal wurde  es gnadenlos heiß. Es ging immer mehr Richtung Landesinnere, immer heißer, bis über 50 Grad. Viele Straßen wurden neu gemacht. Der ganze Verkehr wurde auf eine Behelfspiste umgeleitet.
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Manche Fahrzeuge hatten anscheinend mehr Probleme als ich. Unmengen von Leuten kamen von weither angerannt, um von den Lebensmitteln, die der Lastwagen geladen hatte, profitieren zu können.

Dann setzte der Wind ein, grausig.

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Wie in einem Heißluftofen, aber mit Sand. Alle paar Kilometer versuchte ich eine Pause im Schatten zu machen. Leider war ich selten lange alleine. Innerhalb kürzester Zeit versammelten sich 20 bis 40 Kinder um mich herum und schrieen „Toubab, Toubab“ „Weißer, Weißer“ begleitet von „Cadeau“ (Geschenk) und „Argent“ (Geld).

Endlich eine Tankstelle – für mich bedeutete es kalte Getränke. Ein Radler (eine Dose Bier, eine Dose Sprite) hatte ich mir verdient. Danach wußte ich nicht, ob das bei der Hitze so eine gute Idee war. Egal, bis zur Stadtmitte war es nicht mehr weit.

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Seit ein paar Jahren ist der Café Touba große Mode. In kleinen, braunen Plastikbechern wird Kaffee „To Go“ verkauft. Überall. Als ob es in Afrika nicht schon genug Plastikmüll ohne Entsorgung gäbe. Zusammen mit den Plastiktüten bieten sie bei Regen eine prima Brutstätte für Moskitos.

Ich fand ein ruhiges Guesthouse, was eigentlich kaum als solches zu erkennen war, setzte mich unter den Ventilator und kam erst wieder am übernächsten Tag hervor. Es gab Wifi und ich hatte noch genug zu tun.

Dann nach weiteren Kilometern von Baustellen, wo ich aber weitgehend auf der alten/neuen Straße bleiben konnte, war ich an der Grenze nach Gambia.

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Warum kann es nicht immer so leicht und einfach sein? Bei der Gambischen Einreise wollte der Typ von mir 10.000 CFA (15 Euro). Obwohl ich ahnte, es sei für seine eigene Tasche, gab ich sie ihm. Sie ließen mich ja sonst in Ruhe.

In Farafenni gab es keinen Geldautomaten und die Banken hatten schon geschlossen. Dafür gab es genug Möglichkeiten Geld zu wechseln.

Dafür, dass das Land sehr arm ist, ist doch alles sehr teuer. Am Hotel hatte ich eine längere, trotz allen Ernstes der Situation auch eine sehr humorvolle Diskussion darüber mit einem Mann aus Gambia, der auch für eine der unzähligen Hilfsorganisationen arbeitet, die ihm das Hotel bezahlt. Kein Lehrer könnte sich das Hotel leisten, er würde auch gar nicht auf die Idee kommen in ein Hotel zu gehen.

Am nächsten Morgen ging es zuerst mal über den Gambia Fluss.

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Unmengen von  Menschen wuselten hier herum und versuchten ihre Ware an den Mann zu bringen – von Keksen über Unterhosen bis hin zu Medikamenten. Auch den Café Touba gab es hier.

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Aber da die Leute hier sehr arm sind, sammelte der Verkäufer die Becher wieder ein, wusch sie und verteilte sie erneut. Auch Plastiktüten gab es hier kaum. Ich brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mein Wasser in den 1,5 Literflaschen kaufte. Die sind in der Bevölkerung heiß begehrt. Somit gab es in Gambia weit weniger Abfall als in Senegal.

Auf der anderen Seite des Flusses kam wieder eine größere Stadt, Soma. Hier fand ich eine Bank, wo groß „24 hours ATM“ angeboten wurde (hier wird übrigens Englisch gesprochen). Nachdem ich keinen gefunden hatte, fragte ich nach: gibt es nicht. Witzigerweise heißt die Bank „Trust Bank“.

Die Kinder waren hier nicht ganz so lästig wie in Senegal. Ab und zu hörte ich noch ein „Toubab“, danach folgte selten „Money“ oder sonst was. Sie sind eher eifrig dabei ihren Koran zu lernen

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Die Kinder waren hier nicht ganz so lästig wie in Senegal. Ab und zu hörte ich noch ein „Toubab“, danach folgte selten „Money“ oder sonst was. Sie sind eher eifrig dabei ihren Koran zu lernen

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Auf der „South Bank Road“ fuhr ich Richtung Osten. Es gab so gut wie keinen Autoverkehr, selten ein Minibus, dafür viele Radfahrer. Und Affen tummelten sich auf der Straße, wirklich große Brummer. Unmengen, die da durch den Wald jagten.

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und sich auf der Straße sonnten

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Bei einer Pause bei Polizisten im Schatten überredeten sie mich nach Janjanbureh auf einer Insel im Gambia Fluss abzubiegen. ein sehr geschichtsträchtiger Ort. So wie mir erzählt wurde, wurden hier Sklaven verschifft.

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Das Sklavenhaus kann man heute noch besichtigen. Wer allerdings von dort ausbrechen konnte und es bis zu dem „Baum der Freiheit“

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geschafft hat und seinen Namen dort eingravierte, war frei.

Eine sehr nette Familie mit zwei Jugendlichen, die sehr gut Englisch sprachen, nahmen mich auf.

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Sie hatten sichtlich ihren Spass

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Die Kleinen mussten zu Fotoshootings ihre besten Kleider anziehen. Ich konnte das Mädchen nur verstehen, als sie heulte, weil sie das Rüschenkleid anziehen musste.

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Natürliche ohne „Blindem Passagier“ ging es am nächsten Morgen sehr früh weiter.

Wahrscheinlich ist ein Grund, weswegen die Straßen so ruhig sind, dass keine Fahrzeuge die Grenze von und nach Senegal passieren dürfen. Nachdem ich mir nochmals den Bauch mit Mangos vollgeschlagen habe, die es hier gerade haufenweise gab, machte ich mich am frühen Morgen auf. Unbekümmert konnte ich an dem ganzen Stau vorbei fahren.

 

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Ich weiß nicht, wie lange die dann schon stehen. Einige haben sich schon häuslich unter den LKWs eingerichtet.

Wieder ganz problemlos ging es über die Grenze nach Senegal. In Velingera, der ersten Stadt, suchte ich zuerst einmal einen Geldautomaten und wurde tatsächlich fündig. Nur, der wollte mir kein Geld geben. Die Meldung war nicht sehr aussagekräftig und ich dachte der Automat wäre kaputt. Das war der einzige in der Stadt, der nächste war erst in 100 Kilometern, also fuhr ich gleich weiter.

Das südliche Senegal, die Casamance, unterscheidet sich nicht sehr von Gambia. Es ist auch sehr trocken und macht einen ärmeren Eindruck als der Norden von Senegal. Auch hier war auf den Straßen wenig los und ebenso wurde ich gleich von Kindern umzingelt.

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Nur gab es in Gambia Wasserhähne mit trinkbarem Wasser. Hier gab es Ziehbrunnen.

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circa 30 Meter musste man das Wasser hochziehen.

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Es gab keine Abdeckung. Was ich da unten schwimmen sah, hat mich nicht dazu animiert nach Wasser zu fragen.

Und wieder ging es über den Gambia-Fluss.

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Diesmal gab es eine Brücke.

Noch eine Gemeinsamkeit mit Gambia ist, es gibt außerhalb größerer Ortschaften keinen Strom. So sieht es dann aus, wenn man einen „Handyladestation“ hat

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Mit einem Generator oder auch Solarzellen werden die Handys gespeist.

Sonntag morgen war ich dann beim nächsten Geldautomaten in Tambacounda. Auch diesmal gab es kein Geld, dafür war die Meldung eindeutiger: Ich solle mich bei meiner Bank melden. OK, aber heute sicher nicht mehr, ich wollte nicht in der Stadt bleiben. Heute Abend wollte ich im „Campement de Wassadou“ sein. Da es anscheinend bei „Overlandern“ beliebt ist, ging ich davon aus, dass sie Internet haben.

Es ist wirklich ein wunderschönes Ressort oberhalb des Gambia-Flusses.

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Nur Internet gab es nicht. Also musste das mit der Bank noch warten. Dafür konnte ich Flusspferde beobachten.

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(wer entdeckt die obere Hälfte des Kopfes? )

Es war wieder sehr warm und kühlte auch in der Nacht nicht ab. Da ich der einzige Gast war, bekam ich einfach ein Bett im Freien, Moskitonetz darüber, fertig.

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Die beste „Air-Condition“ überhaupt.

Das Campement ist kurz vor dem Nationalpark Niokolo Koba.

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Seit Tambacounda wurde die Landschaft immer schöner und ich freute mich schon richtig durch den Park zu fahren. Erst am Abend vorher habe ich gehört, dass die Elefanten dort ausgerottet sind, es aber immer noch Löwen geben sollte. Das beunruhigte mich nicht weiter. Meine Chancen einen Löwen zu treffen hielt ich für äußerst gering. Ich glaube nicht, dass es noch viele dieser Spezies gibt und sie sich in diesem riesigen Gebiet sicherlich nicht gerade an der Route National aufhalten.

Trotzdem war für mich nach circa 200 Metern Schluss.

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Es ist nicht erlaubt, mit dem Fahrrad durch den Nationalpark zu fahren. Mit am meisten an der Sache hat mich geärgert, dass es überhaupt nicht kommuniziert war. So vielen Leuten habe ich gesagt, dass ich durch den Niokolo Koba fahren möchte, keiner wusste, dass ich das nicht darf.

Auch im Internet fand ich nichts darüber (habe aber erst später nachgeschaut 🙂 ). Selbst ein Mann im Dorf 500 Meter vorher meinte, dass jetzt 45 Kilometer kein Dorf mehr kommt (und das ist auch nur die Ranger Station Niokolo Koba ). Deswegen hielt ich ja dort an, um noch was zu essen zu kaufen.

Sehr hilfreich waren die Wachposten auch nicht. Sie meinten, ich müsse zurück fahren, d.h. 100 Kilometer nach Tambacounda und dann irgendwie ganz anders weiter. Oder mich noch in so einen alten Bus quetschen.

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mit Fahrrad und Gepäck. Beides war so gar nicht in meinem Interesse. Einer der Wachposten meinte, er würde mir ein Auto besorgen.

Ich saß dann da vier Stunden, schrieb Tagebuch, las im Internet, machte Fotos und las meine E-Mails. Inzwischen war eine Mail meiner Schwester im Postfach.Ein Brief von der Bank wäre gekommen, dass meine Kreditkarte wegen Betrugsverdacht gesperrt worden ist. Nicht gerade das, was man sich auf Reisen wünscht, aber dann wäre es geklärt, warum ich kein Geld abheben konnte.

Da sich bezüglich meiner Mitfahrgelegenheit nichts getan hatte, wurde ich selbst aktiv und war in fünf Minuten weg.

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Diese drei netten Männer haben mich mitgenommen. Mein Fahrrad passte hinten zu den rohen Eiern, die sie aus dem Norden Senegals in den Süden verkaufen, und ich vorne noch mit rein. Wegen der zerbrechlichen Ware war es eine sehr sanfte Fahrt und wir hatten eine sehr gute Unterhaltung und habe einiges über Senegal erfahren.

Jetzt weiß ich auch was „Lamp Fall“ bedeutet, das auf jedem klapprigen Fahrzeug steht. Es ist ein Minarett der bedeutendsten Moschee in Touba, Senegal, und bedeutet, dass man dieser Sufi – Gemeinde angehört.

Alle Kinder und anscheinend auch noch alle Erwachsene haben ein Band, ein „KriKri“ um die Hüfte, das böse Geister und Unheil abhalten soll. Vielleicht sollte ich auch so was haben.

Die Strecke durch den Park ist 100 Kilometer lang. Da meine Hand mir immer mehr Probleme machte, fuhr ich auch noch die nächsten 40 Kilometer nach Kedougou mit.

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Eine Brandblase hat sich infiziert mittlerweile ist meine ganze Hand angeschwollen, tat weh und passte in keinen Radhandschuh mehr.

Deswegen war in Kedougou zuerst einmal Krankenhaus angesagt! Das ist auch ein Fall für sich. Nachdem ich endlich vorgelassen wurde, wurde ich zuerst einmal zu Kasse geschickt, um 1000 CFA zu zahlen, damit mich überhaupt ein Arzt, Pfleger oder Krankenschwester anschaut.

Als es dann soweit war, bekam ich zuerst einmal eine Liste von Sachen, die ich in der Apotheke kaufen musste. Auch das Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel, das der Arzt für die Behandlung brauchte.

Es war schon dunkel, bis ich dort raus kam. Ein Angestellter brachte mich auf abenteuerliche Weise über Schlammpisten, Stock und Stein bei dunkelster Nacht in ein Campement, wo ich eine Hütte bezog.

Hier blieb ich drei Nächte, klärte meine Bankgeschichte, kurierte meine Hand aus und arbeitete wieder einmal an meinem Buch.

Auch hier gab es unzählige Mango-Bäume. Ich aß täglich mindestens sechs Stück davon.

Meine Bankkarte konnte ich für 15 Minuten entsperren lassen und holte gleich mal einen Batzen Geld.

Da der Pfleger bei einem weiterem Krankenhausbesuch nichts dagegen hatte, dass ich weiter fahre, machte ich mich am nächsten Tag auf an die Grenze nach Mali. Von Kedougou sind es noch 120 Kilometer. Die Landschaft war wunderschön, sanft hügelig mit immer mehr Bäumen und Büschen. Es kamen kaum mehr Ortschaften und wenn, bestanden sie nur aus ein paar Hütten.

20 Kilometer vor der Grenze kam Karakene. Ich war äußerst erstaunt, hier mitten im Nichts so eine fast Slumsiedlung zu sehen.

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Ich fragte den Polizisten am Ortsende, warum die sich alle hier in den ärmlichen Behausungen niedergelassen haben. Er lachte nur und meinte, sie seien nicht arm, sondern alles Goldsucher. Es gibt noch so viel, dass jeder gut davon leben kann.

Aha, wieder etwas gelernt.

Sie meinten zwar, ich solle bis zur Grenze durchfahren, denn hier würde es viele Banditen geben. Ich fand trotzdem ein abgeschiedenes Plätzchen. Nicht Banditen wurden mir gefährlich sondern kleinere Tiere. Die ganze Nacht hörte ich etwas rascheln. Am nächsten Morgen war meine Zeltunterlage durchlöchert wie ein Moskitonetz.

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Vielleicht war es nicht die beste Idee gleich neben einem Termitenhügel sein Zelt aufzuschlagen

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Nicht nur die Tiere raubten mir den Schlaf, sondern auch die Hitze. Es waren immer noch weit über 30 Grad im Zelt. Ich war schweißgebadet.

Es war kurz vor der Grenze. Schon die Polizisten bei Karakene meinten, ich könnte Probleme haben, nach Mali zu kommen, das Land wäre gerade etwas schwierig. Auch der Polizist an der Grenze meinte, wenn ich nicht schon ein Visum für Mali hätte, würde ich wahrscheinlich nicht rein kommen. Ich könnte es ja mal versuchen.

Dann ging es über den Fluss auf die Mali-Seite. Da suchten sie auch mein Visum im Pass – erfolglos. Die Visumvergabe an der Grenze wurde eingestellt! Es wurde der Oberchef geholt und ich hoffte noch, dass sich vielleicht doch noch was machen läßt. Aber weit gefehlt. Im Gegenteil, er war ganz schön unfreundlich, hat mich behandelt, als ob ich versucht hätte, illegal in das Land zu kommen. Es gab keinen anderen Weg, ich musste zurück nach Dakar, mehr als 800 Kilometer.

Mit Polizeigeleit ging es wieder auf die senegalesische Seite des Flusses, wo ich ohne Probleme wieder reingelassen wurde. Da stand dann auch gerade ein Bus. Den ganzen gestrigen Tag sah ich keinen einzigen Bus! Ich fragte, ob der nach Dakar fährt. Der Polizist meinte gleich ja und wenn es Platz hätte, solle ich am Besten gleich mitfahren.

Ich überlegte nur kurz. Es war Freitag, d.h. dann muss ich das Wochenende in Dakar verbringen, was mir überhaupt nicht gefiel. Andererseits, war es jetzt die einfachste Art wieder zurück zu kommen.

Wegen der Hitze und der schlaflosen Nacht war ich so lethargisch, dass ich alles einfach mit mir machen ließ. Der Polizist sorgte dafür, dass ich mit Fahrrad und Gepäck im Bus unterkam und ich mich im Bus wiederfand. Es war ein „African Star Express“ Bus, klimatisiert, kam aus Bamako, Mali und ich war die einzige Weiße.

Es dauerte ewig, aber irgendwie war ich so müde, dass es mir nichts ausmachte. An vielen Kontrollen wurde das ganze Gepäck der Leute aus Mali genau durchsucht wurde, meines zum Glück nicht.

Anstatt um 18 Uhr, wie mir der Polizist sagte, war es schon weit nach Mitternacht, bis wir in Dakar ankamen. Ich fragte nur noch, ob ich im Raum der Polizisten auf dem Busbahnhof schlafen dürfe, legte mich hin und wollte nichts mehr wissen.

Wie es weiter geht, konnte ich mir noch die nächsten Tage überlegen, dachte ich mir.

8 Gedanken zu „Senegal und Gambia: zur Grenze nach Mali“

  1. Spannend!

    Und das mit den Müllbergen sieht ja erschreckend aus… aber auch in unserer Ortenau wird es von Jahr zu Jahr schmutziger, finde ich. Früher säuberten sie unseren Park noch täglich, nun wohl im Dreitagerythmus – zumidestest dem Abfall nach zu urteilen.

    Mich würden zwei Punkte interessiere:

    Mangos: Durftest du sie einfach pflücken? Schmecken sie süßer als unsere importierten? Und, isst du sie dann mit der Schale?
    In manchen Ländern gibt es anscheinend keinen Mundraub, deswegen erhielt unsere Schule einen Brief, dass wir das Thema in den Integrationskursen ansprechen müssen… Erbeeren verschwinden von den Feldern

    Koranschule: Auf den Bildern sieht man nur Jungs. Gab es auch Mädels, die gebildet wurden?

    Gruß
    Maren

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    • Vielen Dank für die interessanten Fragen:

      Wir haben wenigstens Müllabfuhr, Müllverbrennungsanlagen, aber trotzdem sollten wir natürlich auch hauptsächlich Plastik- und Verpackungsmüll vermeiden.

      Meist habe ich die Mangos gekauft, vier Stück für ein paar Cents. Wenn eine Frau da sitzt und was verdienen möchte, pflücke ich sie nicht vom nächsten Baum. Wenn kein Haus in der Nähe war und unzählige Mangos auf dem Boden lagen, suchte ich mir noch eine reife aus. Wirklich vom Baum gepflückt habe ich glaub nie eine. Wenn es bei meiner Unterkunft Mangobäume gab, bekam ich auch unzählige geschenkt.
      Je nachdem, in welchem Stadium man sie erntet, sind sie noch säuerlich oder sehr süß. In der Casamance waren sie schon fast überreif, während sie am Meer, wo es wesentlich kälter war, noch ein Weilchen auf dem Baum hängen mussten.
      Irgendwann kann jede Mango süß werden, wenn man sie lässt 🙂 , der Hauptunterschied für mich war, ob sie fasrig war oder nicht. Ja, ich kann mir vorstellen, dass da noch ganz schön Arbeit auf die Integrationskurse zukommt.

      In die „normale“ Schulen gehen etwa gleich viele Mädchen wie Jungs. Mit den Holztafeln für die Koranschule sah ich nur ein Mädchen. Allerdings gehen bei weitem nicht alle Mädchen (auch nicht alle Jungs) in die Schule. Mädchen gehen auch nicht so lange. Auf dem Lande spricht kaum eine Frau die offizielle Amtssprache: Französisch, Englisch oder Portugiesisch.

      Ich hoffe, damit konnte ich ein bisschen Klärung schaffen,
      viele Grüße in die Ortenau,
      Dorothee

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  2. Liebe Doro,
    aufgrund deines Reiseberichts beschäftige ich mich mit der Landkarte Afrikas und habe so eine Vorstellung bekommen, wo Gambia liegt. Vielen Dank für deine ausführlichen Reiseberichte. Es sind wunderbare Geographielektionen.
    Frage: hast du nie Angst?
    Liebe Grüße aus dem ziemlich verregneten Schwarzwald
    Nikita

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    • Liebe Nikita,

      Dann haben meine Reiseberichte wenigstens etwas Gutes: Deine Geographiekenntnisse aufzubessern 🙂 Das ist für einige der Fall. Zum Thema Angst habe ich einen ganzen Beitrag geschrieben: http://womenscyclingguide.com/angst/
      Mit meiner Erfahrung kann ich Situationen besser einschätzen und „ungute Situationen“ eher aus dem Weg gehen-

      Liebe Grüße aus dem wunderschönen Afrika
      Dorothee

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  3. Liebe Frau Doro Fleck,
    ich habe zufällig Ihre Webseite entdeckt und bin tief beeindruckt von Ihrem Aberteuergeist.
    Tolle Bilder, tolle Geschichten. Ich hoffe sehr, dass Sie immer heil weiterkommen und nichts Schlimmes passiert. Ich bin ein alter Angsthase und wäre für solch eine Reise zu feige, aber auch konditionell überfordert.
    Ich wünsche weiterhin eine spannende Reise.

    Viele Grüße aus dem Rheinland

    Ernst

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    • Lieber Ernst,

      Vielen Dank, es freut mich, wenn Dir meine Berichte und Fotos gefallen.
      Vielleicht machst Du doch noch eine Tour, die Angst schwindet mit den Erfahrungen und die Kondition steigt mit den Kilonetern 😉

      liebe Grüße,
      Dorothee

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