Südafrika: Afrika für Anfänger
Auch für Radtouren-Anfänger
Das „schlimmste“ von Afrika hatte ich nun hinter mir. Zwar hört man zur Zeit politisch nichts Gutes von Südafrika, dem europäischen Land in Afrika, aber im Vergleich zum Rest des Kontinents ist es noch eines, wo man gut Urlaub machen kann. Aber wie ist es mit Radfahren? Laut den Südafrikaner: „Viel zu gefährlich“. Mal sehen.
Im Sandsturm hatte ich Namibia verlassen. Ein netter Autofahrer brachte mich über die Brücke nach Alexander Bay, direkt vor die Polizeistation. Sehr viel mehr gibt es hier nicht. Hier könnte ich mein Zelt aufstellen, meinte er.
Es stürmte auch hier. Anstatt zu zelten, boten die netten Polizisten mir ein ganzes Haus an. Normalerweise werden hier traumatisierte Frauen untergebracht. Ganz so schlimm war es bei mir nicht. Es ging anscheinend allen gut und ich hatte das kleine Haus ganz für mich. Fantastisch. Unter der Dusche konnte ich den ganzen Sand aus allen Körperöffnungen spülen, hatte eine Küche und Elektrizität. Welch ein Empfang in Südafrika.
Von dem Sturm war am nächsten Tag nichts mehr zu spüren.
Der nächste Ort, Port Nolloth. Äußerst merkwürdig. Ich hatte das Gefühl, die Hälfte ist entweder betrunken oder behindert.
Schnell weg hier, in die Berge. Alles eingezäunt. Warum muss man dieses Nichts einzäunen?
Am Anfang konnte ich es noch verstehen. Auch auf südafrikanischer Seite ging es durch ein Diamantengebiet. Aber dann? Mir wurde gesagt, dass es Weiden sind, wo vielleicht gerade keine Tiere sind.
Hier gab es weit und breit keine Tiere, auch nicht die wilden Tiere, wie in Namibia. Keine Zebras, keine Springböcke, nichts.
Der erste Ort, Steinkopf. Auch hier alles eingezäunt, mindestens einmal. Werden die Bewohner, meist Schwarze, von der Außenwelt geschützt oder ist es anders herum?
Sehr schnell lernte ich, in Südafrika ist alles eingezäunt und meist noch mit einer Mauer drum herum. Wenn´s sein muss ist diese auch noch mit Nato-Draht gesichert. Und ein Schild „armed response“ prangt daran.
Eine ganz schöne Herausforderung zum Wildzelten.
Trotzdem habe ich jeden Abend mein Plätzchen gefunden.
Am Anfang genoss ich den schönen Teer, die wunderbare Landschaft. Nur wieder dieses Auf- und Ab im Gegenwind war langsam zermürbend.
Ortschaften waren sehr spärlich und nicht immer einladend.
In Nuwerus konnte ich den Teer hinter mir lassen und wieder zur Küste abbiegen.
Wie angenehm auf einmal die Schotterpisten waren. Diesmal wusste ich, dass es keine Wochen bis zur nächsten geteerten Straße dauern würde, sondern nur einen halben Tag.
Auch hier fragte ich mich ab und zu: Bin ich überhaupt noch in Afrika?
Das Meer hat es mir wieder bestätigt.
Die wilden, brausenden Wogen und kalten Winde des Atlantiks luden zwar nicht gerade zum Schwimmen ein, waren aber eine sehr nette Abwechslung.
Entlang der Küste geht eine Eisenbahnlinie. Die Züge transportieren wahrscheinlich nicht gerade die Ausgrabungen der Diamantenminen. Es sah eher wie Kohle aus.
Das Gute an der Eisenbahnlinie war dieser Bahnbegleitweg.
Hier noch in einem ungutem Zustand. Dieser Weg war für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Trotzdem kamen zwei bis drei Fahrzeuge pro Abschnitt vorbei. Natürlich waren auch hier Zäune. Aber nicht vor den Unterführungen unter den Bahngleisen oder kurz dahinter.
Ein herrlicher Platz zum Zelten. Total ungestört und windgeschützt. Am Abend, nachts und am Morgen kam je ein Zug. Der war ganz schön lang. Drei Minuten dauerte es, bis er vorbei war. Also wirklich eher Kohle als Diamanten.
Dann endlich mal wieder ein Tier,
Ich machte gerade Pause, als der Strauß zu mir kam. Er machte einen sehr zahmen Eindruck. Als ich weiter fuhr, veranstaltete er ein Wettrennen mit mir.
Meine Überraschung und mein Erstaunen über dieses Tier haben sich schnell gelegt, als ich entdeckte, dass es die erste Straußenfarm war, an der ich vorbeifuhr. Es sollten noch viel folgen.
Auch hier wurde ich ab und zu in den Orten angebettelt.
Diese drei Jungs wollten allerdings nur Brot. Das verwehre ich niemandem. Jeder bekam ein Brötchen, was sie auch gleich hungrig aßen. Dafür durfte ich auch ein Foto von ihnen mit ihren einzigartigen Fahrrädern machen.
Wenn außer dem Rahmen nichts mehr da ist, kann man immer noch Räder von Einkaufswägen oder ähnlichem montieren. So haben sie nicht einmal einen Platten. Ganz schön einfallsreich.
Je näher ich an Kapstadt kam, desto mehr nahm der Verkehr zu. Als kleine Abwechslung konnte ich durch den Westcoast Nationalpark fahren.
Herrlich diese kleine Sträßchen ohne jeglichen Verkehr. Zur Wildblumenzeit soll es hier auch anders aussehen.
Ich genoss die Ruhe und die verschiedenen Türkistöne der Bucht.
Von Weitem sah ich schon den Tafelberg.
Ich war mir aber nicht sicher, ob er es wirklich war. Aus dieser Perspektive sah er etwas anders aus, als ich ihn von Fotos kannte.
Sechszehn Kilometer vor der Innenstadt fand ich überraschenderweise einen Radweg.
Da der Ausgangsort „Table View“ hieß, ging ich davon aus, das wird schon der Tafelberg sein.
Leider endete der Radweg sehr plötzlich hinter dem Bahnhof in Kapstadt. Dank eines anderen Radfahrers fand ich den weiteren Weg auf die andere Seite der Bahnschiene.
Den Rest übernahm mein GPS.
Ich hatte das große Glück und die Ehre, bei der Phillips-Family unterzukommen. Zusammen haben sie 2015/2016 den Süden Afrikas mit dem Fahrrad bereist. Also alle ambitionierte Radfahrer. Mehr darüber und anderen Abenteuern kann man auf unclippedadventure auf sehr humorvolle Weise nachlesen.
Nicht, dass sich die Familie jetzt zur Ruhe gesetzt hätte. Nein, schon morgens vor der Arbeit wird einer Aktivität nachgegangen. So hatte auch ich das Vergnügen den Sonnenaufgang von einem der Berge rings um Kapstadt zu bewundern.
Zusammen mit Stewart, dem Vater und Tegan, der Tochter.
Danach war ich fit für den Tag.
Die Gegend bietet unglaublich viele Möglichkeiten für längere Radtouren. Nach Tegans Empfehlung fuhr ich über den Berg auf die andere Seite der Halbinsel
und auf der Chapman’s Peak Drive in die Innenstadt.
Keine Frage, in dieser Gegend hat es die schönsten Küstenstraßen der Welt
Die Innenstadt kann sich natürlich auch sehen lassen.
Für viele die schönste Stadt der Welt.
Ich kann auch verstehen warum.
Auch für Radfahrer, beziehungsweise deren Räder, wird gesorgt.
Leider ist das ganze nicht so unproblematisch. Auch hier gibt es immer mehr Kriminalität. Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer. Es sieht auch gar nicht nach einer afrikanischen Großstadt aus. Kapstadt könnte genauso gut in Australien oder Amerika liegen.
Obwohl ich ungefähr 200 Kilometer in der Stadt herumgefahren bin, ist mir zum Glück nichts passiert.
Mein Visum für Mosambik bekam ich hier ohne Probleme. Gleich am nächsten Tag konnte ich es abholen und konnte auf meine nächste Mini-Tour.
Für das „Kap der Guten Hoffnung“ und „Cape Point“ nahm ich mir zwei Tage Zeit. Ich wollte es in vollen Zügen genießen.
Zuerst an den bunten Strandhäusern von Muizenberg vorbei
und zu der Pinguinkolonie in Simonstown.
Der Küste entlang, auf und ab durch dichtes Buschland geht es zum Nationalpark.
Das ist der einzige Nationalpark, der für Radfahrer teuerer ist als für Autofahrer. Auf meine Frage warum, wusste die Frau an der Kasse keine Antwort. Ein Verantwortlicher erklärte mir, „Fahrradfahren ist eine Aktivität, darum ist es teurer“. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Kaum zu glauben, aber Autofahrer steigen auch hier ab und zu aus dem Auto und gehen auf den Wanderwegen. Dafür müssen sie aber nichts bezahlen.
Ich hätte eigentlich, wie im Westcoast Nationalpark, ein paar schöne Radwege erwartet. Dies war aber nicht der Fall.
Es war unglaublich windig. Ich konnte mir richtig gut vorstellen, wo so mancher vor der Küste Schiffbruch erlitten hat.
Es war trotzdem voll von Touristen. Selbst oben an dem Leuchturm vom Cape Point.
Kap der Guten Hoffnung von oben.
Zurück ging es zuerst entlang der Westseite der Halbinsel wo ich einen schönen ruhigen Camping fand. Danach fuhr ich wieder zurück nach Muizenberg.
Bevor ich die Stadt verließ, musste ich natürlich den Tafelberg bezwingen. Meine Gastfamilie empfahl mir dafür die „Skeletton-Gorge“.
Eigentlich bin ich nicht so der Wandertyp. Warum soll ich zu Fuß gehen, wenn ich ein Fahrrad habe? Außer wenn es natürlich über Felsen geht und ich nicht mehr Fahrrad fahren könnte, macht es richtig Spaß, wie hier.
Es war fantastisch. Allerdings war es mir schon fast peinlich wie viel Mühe es mich kostete. Ich bin das Bergsteigen einfach nicht gewohnt.
Ein alter Mann ging vor mir. Seine Wanderstiefel sahen fast noch älter aus als er selbst. Und er kraxelte ruhig und gelassen vor sich hin. „Sie sehen aus, als ob Sie das nicht zum ersten Mal machen.“ Er strahlte vor Freude: „Nein, nein, schon oft“. Ich wünschte ihm, dass er auch weiterhin noch oft dort hoch steigen kann.
Da oben lag mir Kapstadt zu Füßen
Nach einem Rundgang um einen Stausee
ging es eine andere Schlucht, Nursery Ravine, wieder runter
an bizarren Felsformationen vorbei
Auch der Abstieg hatte es in sich
Meine Knie waren froh, als ich wieder unten war.
Der Freizeitwert von Kapstadt ist gigantisch. Kaum eine Stadt hat so viel zu bieten.
Für mich war es Zeit weiter zu ziehen. Ich hatte die Gastfreundschaft der Phillips-Family schon lange genug in Anspruch genommen.
Als Afrika-Umradlerin wollte ich auch dem südlichsten Zipfel des afrikanischen Kontinents einen Besuch abstatten. Nein, es ist nicht „Kap der Guten Hoffnung“, es geht noch südlicher: Cape L’Agulhas.
Von Kapstadt ging es zuerst über die Mitchell’s Plain und dann wieder durch eine Schwarzensiedlung. Die Spannungen zwischen Schwarzen, Farbigen und Weißen sind immer direkt zu spüren. Es war keine angenehme Gegend. Wahrscheinlich war es auch nicht ganz so ungefährlich. Ein Polizist, der gerade Patrouille fuhr, eskortierte mich hindurch.
Im nächsten Ort wollte ich mir etwas zu trinken besorgen. Auch hier keine Weißen weit und breit. Als ob es das natürlichste der Welt sei, bin ich bis zum Zentrum durchgefahren. An einem Laden stellte ich mein Fahrrad direkt am Eingang ab und kettete es an. Von innen konnte ich es beobachten. Trotzdem, als ich wieder außen war, war der Fahrradcomputer weg. Den hatte ich einfach vergessen abzunehmen. Das GPS hatte ich zum Glück dabei.
Hätte schlimmer kommen können. Mit der Zeit fand ich sogar Gefallen daran, ohne Fahrradcomputer zu fahren.
Danach kam wieder eine der fantastischen Küstenstraßen Südafrikas.
In ein paar Tagen war das große Rad-Event „Argus“ in Kapstadt. Zu diesem Anlass holten sogar die Südafrikaner ihr Fahrrad vom Auto. 35.000 Radfahrer waren gemeldet. Jeder, der hier Fahrrad fuhr, trainierte für das „Rennen“. Es geht circa 100 km um die Halbinsel. (Dieses Jahr musste es das erste mal in der 40-jährigen Geschichte wegen starkem Sturm abgeblasen werden)
Hermanus ist eine weitere „europäische“ Stadt, die Adria Südafrikas. Auberge Burgundy ist praktisch das Zentrum. Hier waren wieder unzählige Touristen in den Straßencafés.
habe ich gezeltet, sodass ich das Kap in den frühen Morgenstunden für mich hatte.
Hier splitten sich die Meere: westlich ist der Atlantik, östlich der Indische Ozean. Das hieß, ab jetzt wurde es wesentlich angenehmer zum Schwimmen.
An einem Einkaufszentrum deckte ich mich wieder mit dem Nötigsten ein und verzehrte gleich etwas. Da kam eine älter Dame auf mich zu, meinte, ich sehe müde aus und ich solle doch heute Nacht in ihrem Gästehaus schlafen. Schrieb mir ihre Adresse auf und meinte, ihre Zwillingsschwester sei dort.
Es war erst elf Uhr. Ich konnte den ganzen Tag am Kap genießen und das Schwimmen im Indischen Ozean testen. Genial.
Weiter ging es dann querfeldein.
Eigentlich viel zu viel Verkehr für die Schotterpiste. Es waren aber meist Anwohner. Es gibt sehr schmucke Herrschaftshäuser von weißen Bauern. Die meisten hatten „Bed & Breakfast“ noch mit im Angebot.
Eine sehr eigenartige Fähre ging über den Breeriver.
Zwei Männer waren praktisch Zugtiere.
Sie hängten sich an dem Drahtseil vorne ein und liefen nach hinten, schoben so die Fähre nach vorne. Hinten angekommen liefen sie wieder nach vorne, hakten sich ein…. Das machen sie Tag für Tag seit Jahren! Von Morgens bis Abends bis zu 35 mal. Ein Job für Schwarze.
Auch hier gibt es ein Heidelberg.
Es gibt sogar zwei in Südafrika. Dieses ist natürlich schön lieblich, mit netten Cafés und viel Landwirtschaft, wo der größte Kürbis geerntet wurde.
Weiter östlich kommt Albertinia, die Hochburg der Aloa Vera Pflanze.
Die Erde ist hier so beschaffen, dass die Pflanze besonders gut gedeiht. Gleich zwei große Fabriken gibt es hier, die ihre Creme und sonstiges in die ganze Welt exportieren.
Vor Mossel Bay kam eine der ehemalig höchsten Brücken.
Früher war es die Hochburg von Bunjee Jumping. Eigentlich würde diese Höhe ja schon reichen. Es geht aber noch drastischer.
Dazu aber mehr das nächste Mal im Bericht über die „Garden Route“, die nach Mossel Bay anfängt.
Sehr interessant, danke.
Danke, Bea