Mit dem Fahrrad durch den Süden Namibias
Den nördlichen Teil bis Walfish Bay hatte ich glücklich hinter mich gebracht. Die Hälfte der Zeit war in der Wüste und auf Schotterpisten unterwegs. 640 Kilometer über Steine und Wellblech sollten eigentlich für dieses Jahr genügen, sagte ich mir als ich in Henties Bay auf die Salzstraße kam. Dann wurde ich aber davon überzeugt, dass Teerstraßen sehr langweilig sein können. Also doch wieder Piste. Diesmal wollte ich die Sache anders angehen.
In Walfish Bay wollte ich lieber nicht genau wissen, wie viele Kilometer es wieder auf Schotterpisten sind. Bryan sagte mir, wo ich Wasser bekomme und eventuell etwas kaufen kann.
Das Gute an der Deutschen Population in diesem Eck Afrikas ist nicht nur das gute Bier, sondern auch richtige Bäckereien mit richtigem Brot.
Diesmal kaufte ich viel zu essen ein, bevor ich los fuhr. In Anbetracht dessen, dass ich in der nächsten Woche kein Brot bekommen würde, war mir der Kilo-Laib Roggenbrot weder zu schwer noch zu groß. Meinen Wassersack musste ich vorerst noch nicht auffüllen. Noch bepackter als sonst ging es los.
Gleich hinter Walfish Bay fängt die Wüste wieder an. Vorbei ist das Blau der Lagune und das Grün des Grases. Grau-Beige ist wieder der vorherrschende Farbton.
So sehr es mir auch in Walfish Bay bei Bryan gefallen hat, es war doch wieder herrlich in der Wüste zu zelten.
Mir wurde geraten, bei Gobabeb, einem Wüstenforschungszentrum, vorbeizuschauen.
Nicht nur wegen Wasser tat ich das sehr gerne.
Sie zeigten mindestens genauso viel Interesse an meinem Fahrrad,
wie ich für Ihre Arbeit.
Hauptsächlich junge Forscher sind dabei, alles was mit Wüste zu tun hat, zu erforschen. Von Population, Tourismus, Flora und Fauna sowieso. Man glaubt gar nicht, was da so alles wächst und kreucht und fleucht. Auch Dünen werden erforscht.
Ganz stolz wurde mir erzählt, dass auch Forscher aus den USA, die sich mit dem Mars beschäftigen, hier die Dünen erforschen und mit denen auf dem Mars vergleichen. Darum heißt eine Düne auf dem Mars Gobabeb, die anderen haben auch Namen von Namibias Dünen. Ich glaube aber kaum, dass ich da jemals Radfahren werde.
Ich bekam nicht nur meinen Zehn-Liter-Wassersack gefüllt, sondern auch einen Kaffee. Nach einem längeren Aufenthalt, ging es noch schwerer weiter.
Aus der Ferne sah ich immer wieder Tiere.
Mit meinen schlechten Augen konnte ich kaum erkennen, was es für welche waren.
Erst als ich ein Foto machte, erkannte ich sie. Nein, das waren wieder keine Löwen, nur Zebras, Bergzebras, die sind dunkler und kleiner.
Vor Sonnenuntergang kam ich an das Mirabeb Camp im Namib-Naukluft-Park
Es ist um einen riesigen roten Felsen angelegt. Es gibt so ziemlich nichts, außer natürlich dem Braai (Grill). Obwohl mir gesagt wurde, ich würde hier keine anderen Camper antreffen und mir deswegen der Wassersack randvoll gefüllt wurde, kam kurz darauf Ken
vorbei und fragte, ob ich Wasser brauchte. Wir tauschten noch Apfelstrudel gegen ein Stück Roggenbrot.
Und da er auch ein Foto von mir gemacht hat, kommt – ACHTUNG – jetzt wieder einmal
ein Foto von mir
Am Abend gab es mal wieder einen fantastischen Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag ging es zuerst einmal über den Kreis des Steinbocks.
Die Landschaft war mal wieder spektakulär. Es ging weit hinab in die Kuiseb-Schlucht.
In dem ausgetrockneten Flussbett konnte ich in Ruhe zelten.
Allerdings hätte ich besser auf den Baum achtgeben sollen. Das, was davon abfiel, war nicht gerade reifenfreundlich.
Wenn man in einer Schlucht schläft, muss man Wohl oder Übel am nächsten Tag zuerst einmal hoch, hier den Kuiseb-Pass
An die schlimmen Straßen gewöhnte ich mich langsam
„Slow travel on gravel“ war mein Motto nun. Ich hatte es ja nicht mehr eilig. Anstatt mich über den Zustand der „Straßen“ zu ärgern, erfreute ich mich lieber der schönen Landschaft und den genialen, ruhigen Zeltplätze. Ab 17 Uhr war die Wüste mein, dann waren die Touristen in ihren Lodges. Bis morgens gegen 9 oder 10 Uhr.
Kaum aus der nächsten Schlucht heraus, hatte ich einen Platten.
Nachwirkungen des Baumes letzter Nacht. Die Dornen sind einfach höllisch.
Es wäre ein ganz netter Ort zum Fahrradflicken gewesen, nur bei den Temperaturen um 40 Grad war es schon mühsam. Ich fragte mich, bis wie viel Grad die Flicken halten.
Das war zum Glück der einzige Platten in dieser unwirtlichen Gegend
und Sonnenuntergänge so richtig genießen.
Dass die Wüste lebt, hatte ich in Gobabeb gelernt. Und der Weber-Vogel hat mich in Opuwo schon fasziniert.
Hier lernte ich den „Sociable Weaver“, den Siedelweber kennen. Er baut kein Nest, sondern ein ganzes Dorf.
Es sind unheimliche Konstrukte, die da in den Bäumen hängen.
Und der Oryxantilope mit seiner Maske und seinem buschigen, langen, schwarzen Schwanz rennt mir immer wieder über den Weg.
Dann wieder einmal ein Laden, beziehungsweise mehr eine Tankstelle mit Einkaufsmöglichkeit: Solitaire.
Was den Ort berühmt macht, ist der Apfelstrudel. Ich musste ihn natürlich auch versuchen. Er kann durchaus zu einem der Besten der Welt zählen. Die Portion ist so groß, kann locker ein Mittagessen ersetzen.
Auf den eingezäunten Campingplatz bin ich nicht. So groß war mein Verlangen nach einer Dusche noch nicht, dass ich deswegen auf meinen Sonnenuntergang verzichten wollte.
Am nächsten Tag war ich schon um die Mittagszeit in Sesriem, dem Zugang zu den weltberühmten Dünen von Sossusvlei.
Ich hatte gleich wieder Glück, bekam sofort eine Mitfahrgelegenheit in den Park. Da es mehr als 70 Kilometer waren, und ich auch wieder zurück musste, wollte ich es nicht mit dem Fahrrad fahren. Das konnte ich einfach an der Tankstelle lassen und bin mit Vater und Sohn in den Naturpark.
Die Dune 45 heißt einfach deswegen 45, da sie 45 Kilometer vom Eingang weg ist. Die größten sind allerdings Big Mama und Big Daddy beim Deadvlei
Dass sie allerdings die größten der Welt sein sollen, wage ich zu bezweifeln. Die „Big Red“ in der Simpson Wüste von Australien, die Düne in Dunhuang, Taklamakan, China, oder die Düne bei Huacachina, Peru, schienen mir wesentlich größer.
der ausgetrocknete Salzsee mit den versteinerten Bäumen war sehr pittoresk. Mitten am Nachmittag war hier außer uns niemand. Erst als wir zum Parkplatz kamen, kamen sie alle angeströmt.
Da ich diese Touristenattraktion gleich erfolgreich abgehakt hatte, wollte ich eigentlich am nächsten Tag weiter.
Da kam mir aber der Sandsturm dazwischen. Es blies so sehr, dass ich mich nicht einmal getraute, aus dem Zelt zu gehen, aus Angst, es könnte wegfliegen.
Also blieb ich einfach liegen, genoss einen ruhigen Tag außerhalb des Nationalparks.
Von Weitem schon sah ich dieses Gebäude.
Auf den ersten Blick sah es aus, wie die Wüstenschlösser in Jordanien,
Als ich näher kam, traute ich meinen Augen kaum. Es war ein Hotel und Wellnessbad.
Wer möchte zum Baden in die Wüste gehen? Unglaublich.
Unter dem Vorwand, dass ich Wasser brauche, bin ich hinein. Die schwarzen Angestellten waren äußerst nett. 1.800 Namibia-Dollar kostet eine Nacht. Das ist die günstigste Option, nur eine Nacht, wenn man aus versehen hier strandet. Normalerweise bucht man es vorher in Windhoek, wahrscheinlich ein ganzes Paket.
Mit vollen Wasserflaschen zog ich lieber weiter. Nirgendwo ist es für mich schöner als hier in der freien Natur.
unter den endlosen Sternen
Weiter zog ich meine Spuren durch den Sand/Kies
Jeder Autofahrer sah sofort, da ist etwas Komisches unterwegs.
Bei der ersten Farm nach dem NamibRand Nature Reserve bekam ich wieder Wasser. Obwohl die Frau mir erzählte, sie bekommen kaum mehr Wasser. Der Grundwasserspiegel ist mittlerweile zu tief gesunken, da die Lodges für die Pools alles Wasser abpumpen. Sie haben gerade noch Wasser für den Haushalt, aber nicht für die Weiden.
Für mich war das endgültige Ende der Wüste „Aus“, ein Ort im Süden Namibias . Gegenüber der Besitzerin des Campingplatzes, Ladens und Tankstelle erwähnte ich nur, dass ich nach der langen Fahrt durch die Wüste am liebsten eine große Schüssel Salat hätte.
Keine zehn Minuten später brachte mir Elize eine große Schüssel.
Paradies!!! Einfach so, sie wollte nicht einmal etwas dafür. Vielen Dank.
Ich war nicht alleine. Anna Grechishkina war im anderen Zelt.
Seit 2011 fährt sie mit dem Motorrad um die ganze Welt. Mit dem Fahrrad ist es vielleicht körperlich anstrengender, aber alles andere, die ganze Bürokratie, das Beschaffen von Ersatzteilen, das Verschiffen, das alles wäre für mich ein Alptraum. Und dann noch mit einem ukrainischen Pass. Sie scheint das aber alles gelassen zu meistern. Respekt, Respekt.
Am Abend wurden wir von Wim, Elize und Enkelin zum Braai (Grillen) eingeladen. Wen wundert es, dass ich noch einen Tag länger blieb 🙂
Dann endlich TEER!! nach ca 1.400 Kilometern.
Von Wim wusste ich, dass man jetzt durch das Diamanten-Sperrgebiet fahren kann. Ich darf nur nicht in die Stadt Oranjemund, aber über die Grenze nach Alexanderbai, Südafrika.
Als ich am Tor des Sperrgebiets war, meinten sie, ja, aber das gelte nur für Autos, nicht für Fahrradfahrer. Ich durfte mit dem Boss telefonieren. Der meinte, ob ich denn auf Schotterpiste fahren könne, immerhin seien noch 30 Kilometer ungeteert. Da musste ich doch herzlich lachen. Nachdem ich versprach, nicht an den zwei Minen anzuhalten, ließen sie mich auf die 80 Kilometer lange Strecke.
Es war einfach ein Traum. Der Oranje-Fluss, der Grenzfluss zwischen Südafrika und Namibia, war der erste Fluss, der Wasser hatte. Und das auch noch nicht lange.
Irgendwo inmitten der Wüste konnte ich zum letzten Mal in Namibia mein Zelt aufstellen.
Leider war die Fahrt für mich schon 10 Kilometer vor der Grenze zu Ende. Ein heftiger Sandsturm kam auf. Ich saß einfach eingemummt da und wartete, was wohl als nächstes passiert. Essen konnte ich nichts, mein Mund wäre sofort voll Sand gewesen. Auch das, was ich essen wollte.
Also warten. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann hielt ein Pickup vom Straßenbau. Er fragte, ob er mich mitnehmen könne. Ich wollte zuerst wissen, ob es nicht weiter unten wieder besser würde, Nein, meinte er, im Gegenteil. Heute wäre das erste Mal, dass sie alle Arbeiten in der Stadt einstellen mussten.
Also gut. So konnte ich weder die ersten paar Kilometer noch die letzten paar Kilometer in diesem wunderbaren Land mit dem Fahrrad fahren. Und das auch noch bergab bis zur Immigration direkt am Meer.
Eigentlich wollte ich hier im Windschatten zelten, in die Stadt durfte ich ja nicht. Leider wurde es mir nicht erlaubt. Stattdessen besorgte der Beamte mir den nächsten Pickup, der mich über die Brücke nach Südafrika bringen sollte.
Welch ein Land. Ich kann es jedem nur empfehlen, wenn er oder sie es mit dem Fahrrad bereist und nicht mit dem Auto. Jedes Jahr sind es 20 Prozent mehr, die mit dem Auto über die Pisten düsen und das Wasser für die Duschen brauchen.
Ich weiß nicht, ob Namibia weiß, was es sich da antut.
Insgesamt war ich 48 Tage im Land und bin 2.872 Kilometer gefahren, davon 1.440 Kilometer auf Schotter/Sandpisten.
Was erwartete mich auf der anderen Seite des Oranje Flusses? Nächstes Mal mehr über die Fahrt durch Südafrika, zum Wendepunkt dieser Reise, dem südlichsten Zipfel von Afrika.
Liebe Dorothee Fleck,
begeistert lese ich von Ihrer Radtour durch Namibia. War vor 15 Jahren 4 Wochen lang kreuz und quer in diesem wunderschönen Land unterwegs, leider damals mit dem Auto, jedoch tagelang ganz alleine, der Tourismus war zu dieser Zeit noch nicht so stark. Selbst mit dem Auto hatte ich 3 Reifenschäden auf den geschotterten Pisten. Auf dem Kuiseb Pass traf ich vor 15 Jahren auch zwei Deutsche mit Fahrrädern, Anhänger und Zelt, allerdings im August, bei winterlichen Namibiatemperaturen.
Die Fotos Ihrer Tour sind herrlich. Für mich steht jetzt fest, das nächste Mal Namibia nur noch mit dem Fahrrad.
Freue mich auf den Bericht über Südafrika, ein Land mit wunderschönen, sehr unterschiedlichen Landschaften.
Vielen Dank für die tollen Reiseberichte, gute Fahrt
Beate Burkhardt
Vielen Dank, Beate. Und Gratulation zum Entschluss, das Land mit dem Fahrrad zu entdecken. Bitte melden Sie sich, wenn falls Sie mehr Information gerne hätten.
Liebe Grüße aus Mosambik,
Dorothee