Der Norden Äthiopiens
In den zwei Wochen in Addis Abeba konnte ich mich wunderbar erholen – trotz der Visa-Organisatons-Aktivitäten. Ich war für die nächsten tausend Kilometer bereit.
Niemand hat mich vor dem langen und steilen Anstieg nach Addis Abeba gewarnt. Eigentlich dachte ich in Addis wäre ich schon bei 1.500 Höhenmetern auf den „Ethiopian Highlands“, aber weit gefehlt. Auf den ersten 10 Kilometern ging es gerade nochmals 1.500 Höhenmeter hoch. Zum Glück war der Verkehr in meine Richtung nicht ganz so stark. Leider blieb mir der schöne Blick auf die Stadt verwehrt. Sie lag tief unter mir im Dunst.
Danach war es besser. Man könnte es direkt als eben bezeichnen. Auch die Familie „Les Doudz“ hatte es mit ihrem Truck geschafft und es gab das zweite Frühstück.
Sie boten mir wieder an, mich ein Stück mitzunehmen. Ich lehnte wieder dankend ab.
Eigentlich dachte ich, Lesotho wäre das höchste Land in Afrika. In Äthiopien ging es aber noch viel weiter hoch. Die „Hochebene“ wird ab und zu durch Schluchten unterbrochen.
In dieser Schlucht war nur ein „kleiner“ Nebenfluss
Es ging immer höher und höher. Waren in Lesotho nur die Pässe auf über 3.000 Höhenmeter, ging es hier 10 Kilometer lang sogar noch auf über 3.100 Höhenmeter. Dort oben war es dann auch ganz schön kalt.
Auch hier gab es zwei bis dreimal steinewerfende Kinder. Ignorieren, Auto anhalten, Erwachsene zur Verantwortung ziehen. Das klappte prima. So waren es nur kurze Zwischenfälle. Ansonsten konnte ich die herrlich bunte Landschaft genießen.
Auch hier gab es zwei bis dreimal steinewerfende Kinder. Ignorieren, Auto anhalten, Erwachsene zur Verantwortung ziehen. Das klappte prima. So waren es nur kurze Zwischenfälle. Ansonsten konnte ich die herrlich bunte Landschaft genießen.
Was hier so schön gelb blüht, ist nicht Raps. Von nahem sieht es eher wie Johanniskraut aus. Dann gibt es noch rote Felder. Es hätte fast das Hochlandgetreide „Quinoa“ sein können. Das hat aber glaube ich noch nicht den Weg von Bolivien nach Äthiopien geschafft.
Hier hatte ich Probleme an Benzin zu kommen. Die Tankstellen hatten keines mehr.
Am Straßenrand standen immer wieder ausgebrannte Autos von den Unruhen, die hier vor Kurzem noch stattfanden. Ob das Benzin deswegen hier so sanktioniert wurde? Von den Leuten bekam ich keine konkrete Antwort. Sie vertuschen einiges.
Am nächsten Tag stand ich dann vor dem Abgrund
Die „Blue Nile Gorge“. Unglaublich was für eine Schlucht der Fluss in das Hochland gegraben hat.
Auf 21 Kilometern ging es 1.400 Höhenmeter hinunter.
Eigentlich hätte man schön hinunter düsen können. Aber manchmal sind geteerte Straßen schlimmer als Schotterpisten. Der Belag war in jegliche Richtung gewellt. Manchmal waren es richtige Stufen in Fahrtrichtung, sodass man nicht ausweichen konnte.
Je tiefer, desto wärmer. Unten waren wieder viele Affen.
Eigentlich wollte ich ja keine mehr fotografieren.
Auf der neuen Brücke, die streng vom Militär bewacht wird, ging es über den blauen Nil.
Hier unten war es auf einmal sehr heiß. Dann ging es wieder die nächsten 21 Kilometer auf 1.400 Höhenmeter hoch. Der Belag war auf dieser Seite auch nicht besser.
Auf beiden Strecken gab es in der Mitte ein paar Häuser, wo man etwas zu essen und trinken bekam. Natürlich auch den äthiopischen Kaffee, samt der ganzen Zeremonie.
Die weiße Kiste in der Mitte ist dafür die Vorrichtung. Auf den Boden wird Gras gestreut und ein Kohlefeuer verbreitet einen starken Duft.
Mit dem Wetter hatte ich weiterhin Glück. Wenn es regnete, dann war es nachts. Am Morgen war es dann sehr frisch. Die Leute liefen in ihren weißen Decken eingewickelt herum.
In Äthiopien ist alles anders, nicht nur die Kinder. Das Essen ist auf einmal sehr scharf.
Peperoni wächst hier prima.
Die andere Sprache, Schrift und Religion merkte ich natürlich sehr schnell, auch die Uhrzeit ist anders. Wie auf Suaheli ist 6 Uhr die Stunde „Null“. Also 7 Uhr für mich ist 1 Uhr hier. In der Nähe des Äquators macht es Sinn. Die Sonne geht immer ungefähr um 6 Uhr auf und um 18 Uhr unter. In den Suaheli-Ländern sagten sie trotzdem die Uhrzeit, wie ich es gewohnt war. Hier verwirrten sie mich ab und zu.
Sehr spät merkte ich noch einen anderen Unterschied. Als ich ein Bier kaufte, stand darauf „Happy New Year 2010“! ???? Das im Oktober 2017? Schmeckt das noch? Wie kann man so etwas mit gutem Gewissen verkaufen?
Dann erfuhr ich, dass sie auch ihren eigenen Kalender haben. Neujahr ist im September und sie sind dem gregorianischen Kalender 7 ½ Jahre hinterher. Das Bier schmeckte deswegen im Oktober 2017 noch sehr gut.
Die Kleidung der Leute variiert je nach Stamm.
Vor Debre Marcos hatten die Männer lange Hosen an, die wie Pluderhosen aussahen. Oben ganz weit und um die Waden ganz eng.
Die Viehhirten weiter im Norden hatten sehr kurze, schwarze, weite Hosen an. Sie sahen fast wie Miniröcke aus. Geschmückt waren sie mit Borden, meist in Landesfarben rot – gelb – grün. Die Frauen hatten Fransenröcke an. An den Fransen waren Muscheln oder ähnliches angebracht, die beim Gehen klackten.
Keiner hier schrie mich mit „You You You“ an, jeder lächelte und grüßte freundlich.
Kein Tag ist wie jeder andere. Nach einem prima Tag folgte ein nicht so guter Tag. Die Kinder nervten wieder und mein Garmin ging kaputt. Alles nervte. In solchen Fällen suchte ich mir sehr früh ein Hotel.
Dann wieder ein prima Tag, es ging fast nur bergab. Es gab keine Chance für die Kinder, mich zu belästigen, ich war viel zu schnell.
Am Abend traf ich einen jungen Mann, der erstaunlich gut Englisch sprach. Bei einem Bier klagte er mir sein Leid. Er arbeitete mit englischen NGOs, ist aber vom Staat angestellt. Er meinte, die Projekte mit NGOs funktionieren nur, wenn jemand von denen hier ist. Sobald sie weg sind, läuft nichts mehr: Geräte verschwinden und Berichte werden gefälscht, nur damit bald möglichst schnell wieder jemand kommt und die Arbeit macht. Es wäre besser, wenn niemand mehr kommen würde, damit sie endlich selbstständig werden.
Es gibt kaum ein Land, in das so viel Geld fließt, wie Äthiopien. Wenn ich mir dann die Kinder anschaue, stellt sich natürlich die Frage, was bringt das alles?
Eine der größeren und bedeutenderen Städte im Norden ist Bahir Dar. Hier wollte ich endlich einmal wieder einen Ruhetag einlegen. Aber die Stadt hatte viel zu viel Verkehr, die Unterkünfte waren zu überteuert. Ich lief nur kurz am See entlang,
ging einkaufen und fuhr am nächsten Tag wieder weiter.
Die Landschaft übertraf sich wieder.
Es wurde wieder sehr bergig mit fantastischen Felsformationen.
Jeder der wegen den Kindern nicht nach Äthiopien möchte, verpasst einiges.
Ohne Zweifel, einer der bedeutendsten Städte des Landes ist Gondar.
Es war die erste Hauptstadt von Äthiopien, beziehungsweise Abessiniens. Der Fasiledas Palast ist noch Zeitzeuge.
Heute ist Gondar eine große Stadt mit einer Universität
und viel Verkehr mit den vielen TuckTucks. Für Touristen ist es Ausgangspunkt für Trecking–Touren in die Simien Mountains.
Von Gondar bis zur Grenze zum Sudan sind es noch 200 Kilometer. Ich weiß nicht warum, aber ich ging davon aus, dass es nur bergab gehen würde. Damit lag ich mal wieder komplett falsch. Es ging noch über 80 Kilometer bergauf und bergab,
bis ich dann von der äthiopischen Hochebene hinunter düsen konnte.
Das war einfach herrlich. Aber mit jedem Höhenmeter tiefer wurde es wärmer. In der Grenzstadt Metama war es dann sehr heiß. So wird es jetzt weiterhin im Sudan sein.
Gleich am Anfang von Metema wurde ich von einem Mann abgefangen, der Geld tauschen wollte. Im Sudan kommt man an kein Geld. Geldautomaten gibt es nur für Einheimische. In Addis Abeba bekam ich zum Glück von einem Bekannten genügend US Dollars. Hier tauschte ich meine übrigen Birr (äthiopische Währung) und bekam doppelt so viel, wie der offizielle Kurs war.
Und wieder stand ich vor einer Grenze. Wird jetzt wieder alles gut? Die meisten sind überaus glücklich, die Kinder hinter sich zu lassen. Jetzt kommt aber wieder Wüste und ein moslemisches Land, in das die Scharia wieder eingeführt wurde. Auf mein Bier werde ich in Zukunft verzichten müssen. Demnächst mehr.