Buffalo Bicycles

Das Sechste zu den Big Five:

Buffalo Bicycles

Groß und kräftig – schicksalsträchtig kommt es daher. Es fällt sofort auf, wie ein Elefant bahnt es sich den Weg durch den afrikanischen Busch, schwer, robust und nichts scheppert wie sonst bei den Rädern in Afrika. Auch die Farbe stimmt fast. Es ist nur in Schwarz oder Grau zu haben – ein Fahrrad, wie gemacht für Afrika.

Seit Sambia fuhr es mir immer wieder über den Weg. Als ich in Bulawayo, Simbabwe, an einem „Buffalo Bicycle“ Laden vorbei kam, wollte ich endlich mehr über dieses Fahrrad wissen.

Auch der Verkaufsraum war sehr auffallend. Die halb ausgepackten Räder verteilten sich in dem großen, hellen, modernen Raum, wie ich es sonst nirgends in Afrika gesehen habe.

Joseph, der praktisch für alles in dieser Region für Buffalo Bicycles verantwortlich ist, befriedigte gerne meine Neugier.

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Es begann im Jahre 2005 als F.K. Day und Leah Missbach Day das World Bicycle Relief (WBR) Projekt ins Leben gerufen hat. Angefangen hat es als Hilfsprojekt für die Tsunami-Opfer in Sri Lanka. Mittlerweile hat es sich in 13 Ländern in Südostasien und Afrika ausgebreitet.

Fast alle Einzelteile werden extra, besonders unkaputtbar, für Buffalo Bicycle hergestellt. Der schwere Gepäckträger kann locker all die Lasten tragen, die man hier schleppen muss.

Ich dachte immer, mein Rad ist mit 17 kg schwer. Das Buffalo Bicycle wiegt leer 27 kg. Dazu noch die Kanister mit Wasser, die die Mädchen schleppen müssen… ! Ich jammere sowieso nicht, wegen meines schweren Fahrrades, es ist meine Entscheidung. Ab jetzt jammere ich erst recht nicht mehr!

 

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Es wurde alles weggelassen, was kaputt gehen kann: Bremsen, dafür Rücktrittbremse, Licht (nur Reflektor hinten), Schaltung. Kaum ein Afrikaner wird etwas vermissen. Kaum ein Fahrrad hat solche Einrichtungen. Als Bremse reicht meistens die Schuhsohle, sofern man Schuhe hat.

Für sie schlammigen Straßen würde ich das Schutzblech hinten auch noch weglassen. Da setzt sich nur der Matsch fest. Ich habe mein Schutzblech seit Gabun abmontiert.

Meist hat man eh was hinten drauf, was das Spritzwasser vom Rücken fern hält.

Eine leichtere „sportlichere“ Variante hat diese, nicht unerhebliche Details.

In Simbabwe gibt es Projekte mit Schulen, die von anderen Hilfsprojekten, wie World Vision, gesponsert werden. Immerhin kostet so ein Fahrrad in der Basic-Version 175$. Für eine Person vom Lande eine Menge Geld.

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Meist bekommen Schülerinnen die Fahrräder. Sie haben neben der Schule noch viele Pflichten im Haushalt: Wasser holen, waschen, kochen, dass sie oft müde oder gar nicht in der Schule ankommen. Der Schulweg, der mehrere Kilometer lang sein kann, wird damit sehr erleichtert.

Nur sie dürfen mit dem Buffalo fahren, nicht die Eltern und nicht die großen Brüder. Bei Missachtung steht Strafe an. Was kaputt geht, muss ersetzt werden.

Nach zwei Jahren geht das Rad in den Besitz des Kindes über. Dann dürfen auch andere Familienmitglieder damit fahren.

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Allerdings habe ich nie ein Mädchen mit einem Buffalo gesehen. Es sind nur Männer damit unterwegs. Im Allgemeinen sehe ich wenige weibliche Wesen auf dem Fahrrad. Es sind aber immerhin mehr, als in anderen Gegenden Afrikas.

Männer aus dem Dorf werden von der Schule auserkoren, um die Fahrräder zu warten. Auf Lehrgängen lernen sie, wie man das Buffalo repariert. Dafür bekommen sie eine Urkunde.

Joseph ist kaum ein Jahr hier in Bulawayo. Er verkauft im Monat ungefähr 20 bis 30 Räder. Insgesamt wurden weltweit 321.820 Stück verkauft. Eine sehr beachtliche Zahl. World Bicycle Relief ist somit das größte Fahrrad-Hilfsprogramm überhaupt.

Es hilft nicht nur Schülerinnen, sondern auch Händlern und Krankenschwestern etc., die lange Wege, meist mit viel Last, zurücklegen müssen.

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Joseph war von meinem Velotraum-Stahlrahmen-Rad mit Magura Hydraulik-Felgenbremsen und Rohloff-Schaltung sehr begeistert. Er will nun auch bedingt so eines haben. Dass es ein Vielfaches von einem Buffalo kostet, sagte ich ihm lieber nicht. Aber, dass er auch damit nicht an einem Tag nach Harare fahren kann. Es sind immerhin mehr als 400 Kilometer.

Ein Junge von etwa 10 Jahren kam in den Laden. Er wollte ein Hinterrad kaufen, sein altes sei verbogen. Wie bekommt man ein so stabiles Rad kaputt? möchte ich wissen. Er will es mir nicht sagen. Sein Vater, der das ganze zahlen musste, 36 $, stand daneben.

Unkaputtbar gibt es einfach nicht!

2 Gedanken zu „Buffalo Bicycles“

  1. 100 Kg und mehr kann der Gepäckträger eines Buffalo tragen. Die Statistiken von World Bicycle Relief sind erstaunlich. Die Anwesenheitsrate von Schülern, die das Fahrrad besitzen, steigt um 28%. Krankenpfleger besuchen mit einem Fahrrad 45% mehr Patienten …
    Es ist ein Projekt, das man unterstützen sollte. Ich bin gerade mit dem Inhaber des Fahrradladens meines Vertrauens dabei zu überlegen, ob man ein Buffalo nicht als Ausstellungsstück für den Laden erwerben sollte, um Spenden für WBR zu sammeln.
    Danke für Deinen informativen Bericht.

    Gruß
    Calle

    Antworten
    • Hi Calle, Danke für Deinen Kommentar. Das „World Bike Relief“ ist auf jeden Fall ein unterstützungswürdiges Projekt. Zum Buffalo-Bicycle gibt es eine Konkurrenz, das „Reliable“. Es kostet nur die Hälfte, 85 Dollar. Die Einheimischen können es sich eher leisten. Es ist aber bei Weitem nicht so stabil.
      Mir ist schleierhaft, wie man auf einem 27 kg Fahrrad mit 100 kg Gepäck auf den sandigen Straßen, ohne Gangschaltung, fahren soll. Es ist auf jeden Fall gut zu wissen, dass der Gepäckträger einiges aushält, wenn mann z.B. eine Mitschülerin hinten drauf mitnehmen möchte. Das ist hier auf jeden Fall erlaubt.

      Gruß aus Botswana,
      Dorothee

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