Wer war ich – wer bin ich – wer werde ich sein ?
Reisen verändert
Wieder einmal hat mich Sabine von Ferngeweht mit ihrer Blogparade: „Reisen verändert“ zu einem Beitrag animiert. Vielen Dank
Epilog
Oktober 1986
Nach stundenlangem Flug und noch ein paar Stunden Zugfahrt vom Frankfurter Flughafen nach Freiburg stand ich eingezwängt in einer vollen Straßenbahn. Ich kam gerade von einem sechswöchigen Trip aus Kenia zurück.
Auf meinem Rücken lastete ein schwerer, prall gefüllter Rucksack. In meinem Nacken hing ein riesiger Strohhut, den ich erst vor einer Woche auf Lamu erstanden hatte.
Meine Eltern waren damals gar nicht so begeistert, dass ich alleine nach Kenia flog. Ich hatte auch noch keinen konkreten Plan. Zuerst mal in Nairobi landen, dann in die Jugendherberge. Der Rest wird sich schon ergeben.
Es waren sechs unglaubliche Wochen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln hatte ich das ganze Land bereist, meist habe ich gezeltet.
Nun stand ich wieder in der Straßenbahn, voller Stolz und Freude, dass ich das geschafft hatte.
„Jetzt steht mir die ganze Welt offen“, dachte ich.
In den nächsten dreißig Jahren sollte sich das bewahrheiten. Mittlerweile habe ich mehr als hundert Länder bereist. Seit 15 Jahren bin ich nur noch mit dem für mich optimalsten Gefährt unterwegs: dem Fahrrad.
Wie hat mich reisen verändert
2003/2004 hatte ich sechs Monate ein „Sabbatical“. Mit dem Fahrrad war ich in Australien und Neuseeland unterwegs.
Nach meiner Rückkehr, zurück im Job, meinte meine Kollegin, ich wäre selbstbewusster geworden – im positiven Sinne. Wie schon in der Straßenbahn während der Studienzeit hatte ich weiter an Selbstsicherheit gewonnen. Ich hatte mal wieder meine Grenzen erweitert, bin alleine durchs Outback von Australien gefahren, wo viele meinten, ich spinne.
Es geht halt doch viel mehr, als man primär annimmt. Da alles auch positiv geendet ist, wurde ich gelassener. Man macht sich wirklich zu viele Probleme – überhaupt in der westlichen Welt, wo eigentlich nichts lebensbedrohend ist.
Wahrscheinlich hat mir das auch den Mut gegeben, meine „Komfortzone“ zu verlassen, meinen gut bezahlten Job zu kündigen und nur noch zu reisen.
Da ich alleine mit dem Fahrrad unterwegs bin, begegne ich den unterschiedlichsten Leuten, von denen ich unwahrscheinlich viel lerne, nicht nur Menschenkenntis.
Seit einem Jahr bin ich mehr oder weniger in Deutschland zurück. Der Wunsch wieder sesshaft zu werden, wieder irgendwo dazu zu gehören, ist in den Vordergrund getreten. Die lange Zeit von Freiheit und Abenteuer war fantastisch und ich habe viel gelernt. Jetzt möchte ich mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben, anderen helfen und unterstützen Ihren Weg zu gehen.
Natürlich werde ich immer noch Reisen, möchte weiterhin lernen und bin immer noch neugierig, was es so auf der Welt gibt. Dies wird aber in kürzeren Zeitabschnitten sein.
Was ich über das Leben, über die Natur und unsere Welt gelernt habe
Das Leben ist ein Geschenk, keine Strafe. Es macht sehr viel Spaß, wenn Du aktiv bist und immer mehr wächst.
Die Natur ist unsere Lebensgrundlage, die wir mehr beachten sollten. Die Stille ist der letzte Luxus. In der Natur zu sitzen, ist ein Juwel, das wir zerstören.
Jeder spricht von Achtsamkeit. Das, was eigentlich frei für jeden zugänglich sein sollte wird nun vermarktet, da es so rar geworden ist.
Die Wüsten breiten sich aus, die Gletscher schmelzen, Zyklone und Überschwemmungen sind das Resultat. Nicht nur die Meere, auch die Wüsten sind voll von Plastik.
Trotzdem, es gibt noch Hoffnung. Wenn ich nicht auf Reisen bin, lebe ich hier in einer der schönsten Gegenden der Welt, dem Schwarzwald.
Ansonsten ist die Welt viel kleiner als ich zuerst dachte. Ich weiß es genau, denn ich bin schon zweimal mit dem Fahrrad ganz drum herum gefahren. 🙂 .
Trotzdem, die Welt ist so vielseitig und so wunderschön.
Obwohl die Menschen äußerlich sehr unterschiedlich sind, verschiedene Kulturen und Religionen haben, sind die Grundwerte die Gleichen.
Welche Menschen haben Dich auf Deinen Reisen nachhaltig beeindruckt?
Mich hat es fasziniert zu sehen, wie Leute in den unwirtlichsten Gegenden überleben konnten. Was sie alles für Wissen über Ihr Umfeld haben müssen. Man muss sich nur mal vorstellen, bei uns ist über mehrere Tage Stromausfall. Wer von uns könnte da überleben?
Anstatt uns überlegen zu fühlen und zu meinen, andere Kulturen “zivilisieren” zu müssen, sollten wir lieber von ihnen lernen. So viel Wissen ist inzwischen verloren gegangen.
Beeindruckt haben mich vor allem die Menschen, die gerade genug zum Leben hatten, schwer arbeiten müssen, lange Wege gehen, aber am Ende des Tages zusammensitzen und lachen.
Jetzt bin ich gespannt, was die nächsten 30 Jahre so bringen. Auf jeden Fall weniger Reisen.
Meinen Strohhut aus Lamu/Kenya habe ich übrigens immer noch.
Hallo,
sehr sinnige Sätze. Dankeschön! Kann nur voll zustimmen.
LG, Wi grenzenlos
Vielen Dank, Wilfried. Ich hoffe, Du schaffst es auch noch in den nächsten zwei Tagen zu Deinem Beitrag 😉
Liebe Grüße, Dorothee
Its really great to see what you are able to to do for mother earth through your travels and i hope and trust that you really enjoy what you are doing even though it comes at a cost.Great works.
Thanks, Webby. I am also impressed of your projects as a teacher in Sambia.
All the best wishes, Dorothee