Mit dem Fahrrad durch Frankreich

Vers la Mer: durch Frankreich an den Atlantik

Endlich mal wieder ein bisschen länger auf Tour. Seit Wochen strahlte die Sonne. Es wurde Zeit, dass ich mal wieder raus kam.

Freunde, die ein Ferienhaus am Atlantik, genauer am Golf von Morbihan, haben, meinten, ich solle vorbei kommen. Da kam für mich natürlich nur ein Transportmittel in Frage: das Fahrrad. Also wieder einmal ein guter Grund mich aufs Fahrrad zu schwingen.

Mir war nicht bewusst, wie viele Kanäle mit Radwegen es mittlerweile in Frankreich gibt.

Kanal „Marne au Rhine“

Wie üblich geht es über die Passerelle von Kehl nach Strasbourg.  
Frankreich per Rad
Der Norden der Stadt ist mir nicht so bekannt und vom Marne-Rhein Kanal wusste ich bis dato nichts. Dafür mein GPS, auf dem ein Track geladen war, den ich über Google Maps erzeugt habe. So kam ich direkt am Europaparlament 
Frankreich per Rad
auf den ersten Radweg entlang des Marne au RhineKanal
Frankreich per Rad

Erst als der Kanal hinter Saverne im Tunnel verschwindet, wird es auf dem Rad anstrengender, es geht über den ersten Berg, um danach wieder an den Kanal zu kommen.
Frankreich per Rad

Frankreich per Rad

Frankreich per Rad

Mosel Radweg – Radweg im Naturpark Forêt d’Orient

Vor dem Radweg an der Mosel, kam noch kurz der Radweg am Canal de jonction de Nancy. Auch an der Mosel ist es sehr schön, es sieht so aus, als ob der Radweg ganz neu angelegt wäre. 

Frankreich per Rad
Ich hätte an der Mosel bleiben können und all die Bögen ausfahren, bevorzugte aber über die Berge zu fahren- etwas Abwechslung musste sein.
Frankreich per Rad
Dann stand ich auf einmal vor der wunderschönen Kathedrale Saint-Étienne in Toul.
Frankreich per Rad
Besonders der Kreuzgang hat mich fasziniert.
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Danach ging es auf Straßen, die teilweise relativ stark befahren waren, bis zum Radweg im Naturpark Forêt dOrient, 
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der in den Radweg am Kanal zur Seine mündet, auf dem man bis nach Troyes, eine fantastische Stadt, radeln kann.

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Außer ein paar Eskapaden in den Wäldern und den Feldern ging es auf Straßen, und das noch mit Gegenwind,

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bis nach Sense. Am Sonntagmorgen war es zum Glück etwas ruhiger.
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Im Forêt Domaniale de Montargis war zwar kein offizieller Radweg. Trotzdem war dies eine der schönsten Strecken der Reise. 
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Gerade als ich aus dem Wald draußen war, hat es angefangen zu regnen. Schnell war ich total nass und durchgefroren. Nichts wie auf den Camping in Bellegarde und unter die heiße Dusche.DSCN2254K

Canal d’Orleans und ein bisschen Loire Radweg

Wegen des Regens war es danach im Wald sehr matschig. Ich bin richtig im Schlamm versunken.

Mit dem bisschen Wasser, das ich noch hatte, habe ich mich notdürftig gewaschen. 
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Am nächsten Friedhof, dort gibt es immer Wasser, konnte ich mich wieder zivilisationsfähig herstellen und mich durch Dörfer wagen, 
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die es jetzt entlang des Canal dOrleans gab bis man in Orleans landet

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DSCN2263KDen Loire Radweg habe ich so weit wie möglich gemieden. Nur ein Stückchen habe ich ihn getestet. Selten habe ich so viele Radfahrer gesehen, wie in Orleans.

Für mich ging es weiter über die Felder und durch verschiedene Dörfer. Es gab viele geeignete Plätze zum Zelten, nur sah alles nach Privatbesitz aus.

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Allerdings war nirgends jemand zu sehen, den ich hätte fragen können. Es ist unglaublich, wie leer das Zentrum von Frankreich ist. Im Wald fand ich schließlich  ein wunderbares Plätzchen, ruhig und windgeschützt.

Le Loir

Neben der La Loire gibt es den Le Loir, ebenfalls ein Fluss und auch mit einem Radweg. 
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Er geht meist nicht auf separaten Radwegen, sondern auf kleinen Sträßchen, so wie es mir gefällt. 
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Hier wird man nicht am Geschehen vorbei geführt, sondern Mitten durch, oder direkt an den Felswänden vorbei, die voll von Höhlen sind, was wirklich sehr spektakulär ist.
DSCN2268KLeider hat es sehr viel geregnet. Wegen der Nässe wurde mir dann auch gleich sehr kalt. Ein Glück, dass es in La Chartre-sur-le-Loir wieder einen Campingplatz mit heißer Dusche gibt. Er ist zwar etwas größer, aber total ruhig und sauber und sehr günstig. Das war doch mal wieder ein glückliches Ende vom Tag, vor allem als ich mal wieder warm und trocken im Schlafsack lag.

Wie beim weiblichen Pendant, stehen auch am Le Loir sehr viel Schlösser, wahrscheinlich sind diese aber nicht ganz so bedeutend.

Ab Le Lude gibt es einen separaten Radweg durch ein schönes Waldstück, einsam und verlassen. Nur ein älterer Mann kam auf dem Fahrrad vorbei. 80 Jahre sei er, erzählte er mir und wo er alles in seiner Jugend hin gefahren sei. Ganz Frankreich ist er abgefahren. Es ist schon erstaunlich, wie fit Radfahren hält.

DSCN2273KNach La Flèche musste ich mich vom Loir verabschieden.

Über Berge auf Straßen durch das Département Maine-et-Loire

Auf Straßen senkrecht zu den Flüssen ging es weiter. Immer wenn auf der Karte eine blaue Linie den Weg kreuzt weiß man, dass es davor hinunter und danach wieder hoch geht, die Frage war immer nur: wie stark! Hier war es erträglich, aber lästig.

DSCN2283KEs lief trotzdem ausgesprochen gut und der Verkehr war mal wieder kaum vorhanden. In Châteauneuf an der Sarthe wollte ich noch nicht halt machen. Nochmals ging es ein paar Mal in Flusstäler und wieder hoch, bis Le Lion an der Angers. Dort gönnte ich mir nach meinem Streckenrekord einen Campingplatz. Jugendgruppen hielten mich aber noch einige Zeit wach.

Voie verte Carquefou – Saint Mars la Jaille

Die erste Überraschung heute war ausnahmsweise nicht ein Radweg entlang eines Kanals, sondern schön durch einen Wald. DSCN2286K
An den alten Bahnhöfen konnte ich erkennen, dass es sich um eine alte Bahntrasse handelt. Von Saint Mars la Jaille geht er bis Carquefou, wo man direkt in den Loire Radweg übergehen kann. Ich wollte vorher nach Nort-sur-Erdre, wo die Vélodyssée, der Radweg entlang des Atlantiks, vorbei führt.
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Ich wollte vorher nach Nort-sur-Erdre, wo die Vélodyssée, der Radweg entlang des Atlantiks, vorbei führt.

Canal de Nantes a Brest – Vélodyssée

In dem sehr netten Tourist-Office in Nort wurde ich mit Karten der Vélodyssée für meinen Abschnitt eingedeckt. Normalerweise ist ein Kanal schnurgerade. Dieser aber nicht. Er mäandert durch die Gegend, der Fahrradweg schlängelt sich genau so.


Mix
Schon an der Farbe erkennt man den Radweg. Er ist ockergelb, nicht geteert, aber gut befestigt. Wunderbar war es so in der Abendstimmung am Kanal entlang zu gondeln. Dann kam ein Picknickplatz mit Tischen, Bänken und Grasfläche, wie für mich zum Zelten gemacht. 

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Es kamen noch ein paar Jogger und Radfahrer vorbei, die aber keine weitere Notiz von mir nahmen.
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Morbihan

Vom Kanal Nantes a Brestan war ich wieder auf der Straße. Im ersten Teil war so wenig los, dass es überhaupt nichts ausgemacht hat. Erst ab Muzillac wurde der Verkehr stärker. Bevor es richtig übel wurde, konnte ich auf einen Radweg ausweichen, sehr angenehm. Auf der Halbinsel gibt es einige Radwege. Ich wurde zu meiner Freude gleich an den Golf von Morbihan entlang geführt. Dann habe ich mein Ziel erreicht. Nach 1.100 km und 11 Tagen bin ich angekommen.

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Hier hatte ich dann eine sehr interessante Abwechslung:

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Während mein Fahrrad ausruhen konnte.

Da ich wieder einmal versäumt habe, ein Selfi zu machen, hier wenigstens ein Teil von mir 🙂
Frankreich per Rad

FAZIT

Frankreich ist immer für Überraschungen gut. Immer wieder bin ich erstaunt, wie viel sich in Sachen Radwege getan hat. Andererseits ist es auf weiten Strecken so leer, dass man gut auch auf der Straße fahren kann.

Man muss allerdings damit rechnen, dass man nicht täglich an einem größeren Laden vorbei kommt. Die kleinen Läden in den Dörfern haben über Mittag zu und machen erst spät wieder auf.

Tankstellen sind eigentlich eine gute Möglichkeit an Wasser zu kommen, nur kommen die auch sehr selten. Dafür gibt es fast in jedem Dorf einen Friedhof, in dem es meist trinkbares Wasser gibt.

Toiletten sind eine weitere Mangelware, leider. Teilweise erkennt man das an Radwegen schon von Weitem an rumliegendem Klopapier.

Alles in allem war es wieder eine sehr interessante Tour.

Auf dem Rückweg fuhr ich ein großes Stück auf dem Loire-Radweg. Mehr dazu ist bald hier zu lesen.

Da ein genauer Bericht über die Tour zu lang für einen Blogbeitrag ist, habe ich beschlossen, ein

E-Book darüber herauszubringen. Wenn es fertig ist, werde ich es hier bekannt geben.

Hier die genaue Route:

Irgendwelche Fragen oder Hinweise? Dann bitte melden.

2 Gedanken zu „Mit dem Fahrrad durch Frankreich“

  1. Das ist ein sehr schöner Bericht, vor allen Dingen deshalb, weil die Fotografien überwiegen und der Text anekdotisch gehalten wurde. Es hat mir viel Spaß gemacht, ihn durchzulesen.

    Grüße aus der Nachbarschaft!

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    • vielen Dank, freut mich sehr, wenn der Bericht Dir gefällt. Der Rückweg mit Loire-Radweg kommt auch noch in den nächsten Tagen. Grüße in die Nachbarschaft 🙂

      Antworten

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