Im Land des Dschingis Khan


Nicht nur aus gegebenem Anlass – die Mongolei ist das offizielle Partnerland der diesjährigen ITB – kommt jetzt mein Bericht über Radfahren in diesem fantastischen Nomadenland. Es ist auch eines meiner Lieblingsländer.

Warum Mongolei?

Ich weiß nicht woher er gekommen war, ich weiß nur, er existierte schon sehr lange, der Wunsch, mit dem Fahrrad durch die Mongolei zu fahren. Es gab ihn schon so lange, dass ich schon Jahre bevor ich endlich dort war, einen Russischkurs in der VHS besucht hatte. Wahrscheinlich hat es etwas mit dem folgenden Buch zu tun: Wo alle Wege enden, von Erika Warmbrunn. Einfach lesen, dann wisst Ihr wovon ich rede.

Als ich schon von dem Land angefressen war, bin ich auf die Bücher von Galsan Tschinag gestoßen (z.B. „Der blaue Himmel” oder „Das geraubte Kind“), die haben mir dann den Rest gegeben.

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Nachdem ich die absolut beste Entscheidung meines Lebens getroffen hatte, nämlich zu kündigen und mit dem Fahrrad die Welt zu bereisen, stand der erste Teil der Strecke fest: schnurstracks in die Mongolei, dem größten Campingplatz der Welt. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt! Die Landschaft ist genial.

So viel Natur, so viel Grün, zumindest im Norden, denn im Süden breitet sich die Gobi immer mehr aus.

 

 

Klima

MongoRegenIch fuhr mitten im Winter, im Februar, in Deutschland los, damit ich im Sommer in Sibirien und in meinem Traumland bin. Den Winter dort wollte ich mir lieber ersparen. Es kann bis -40°C kalt werden. Es herrscht Kontinentalklima, kein Meer in der Nähe, das die extremen Temperaturschwankungen reguliert. D.h. in den Sommermonaten kann es leicht bis zu 50°C warm werden. Für mich immer noch angenehmer als -40°C im Winter.

 

Radreisen Mongolei

 

Im Sommer regnet es, zumindest im nördlichen Teil der Mongolei, was schnell zu Überschwemmungen führt. In Ulan Bator habe ich über Tage hinweg vermieden, Rad zu fahren. Ansonsten ging es, natürlich hauptsächlich durch die Wüste Gobi. Da wäre mir ein bisschen mehr Wasser lieber gewesen.

 

Visum/Einreise

Auch für die Mongolei gilt die Regelung, dass man erst drei Monate vor der Einreise sein Visum bekommt. (Wie schon im Russland-Bericht geschrieben). Wenn man nicht in das Land fliegt, sondern mit dem Fahrrad fährt, sollte man damit rechnen, dass es länger als drei Monate dauert und sich ein mongolisches Konsulat unterwegs suchen. Hier findet ihr alle Mongolischen Konsulate 

Da die Mongolei nur Grenzen zu China und Russland hat, sind diese Konsulate zu bevorzugen. Ich kam aus Russland und habe mein Visum ohne Probleme in Irkutsk bekommen (Russland steht auf der Web-Seite unter „Europa“).

Das Visum gilt im Normalfall für 30 Tage, man kann es in Ulan Bator ohne Problem, aber mit viel Geld, verlängern lassen.

Die Einreise von Russland her war weniger problematisch. Es war eine lange Autoschlange, ich wurde mit meinem Fahrrad nach vorne gewunken. Es gab nur die üblichen Einreisepapiere, keine größere Durchsuchung oder Befragung. 

Nach der Grenze konnte ich Geld tauschen und mir etwas zum Essen kaufen und weiter fahren.

Bevölkerung/Sprache

Bei einer Fläche die viermal so groß wie Deutschland ist, hat die Mongolei nur ca. 3 Mio. Einwohner, also sehr viel Natur pur! Davon sind viele noch Nomaden, d.h. leben in ihren Yurten, oder Gere, wie sie hier genannt werden. Deswegen wie oben erwähnt, der größte Campingplatz der Welt. Die Mongolen sind sehr gastfreundlich. Mein GPS hat ausgerechnet in der Mongolei aufgegeben, es hat absolut nicht mehr funktioniert, ich konnte es nicht einmal mehr einschalten. Ich habe „GPS“ einfach umdefiniert, zum „Ger Positioning System“. Immer wieder sah ich einen weißen Punkt auf den grünen Wiesen, ein Ger, das ich ansteuern konnte, um nach dem weiteren Weg zu fragen. Zuerst musste ich, was immer der Topf auf dem Ger-Ofen her gab, essen oder trinken, danach durfte ich meine Fragen stellen. Da es eh kaum erkenntliche Wege gibt, wird einfach nach in die jeweilige Himmelsrichtung gedeutet, in der sich der nächste Ort befindet. Ob man links oder rechts oder um den Hügel fährt, bleibt einem selbst überlassen.

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Am Abend konnte ich mein Zelt neben einem Ger aufschlagen und bekam so einen guten Einblick in das Leben des Volkes. Vor allem die Kinder haben mich gleich in das Geschehen integriert. Ich habe geholfen Schafe zu schlachten, Ziegen zusammen zu treiben, nur bei dem Kühe melken war ich keine große Hilfe.

 

 

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Für die Mongolei hatte ich den Lonely Planet. Wie üblich stehen hinten die wichtigsten Fragen drin: Wie ich heiße, woher ich komme, ob ich verheiratet bin etc. Das wurde dann jeweils abgearbeitet, wenn die Mongolen es lesen konnten. Ich konnte es zwar lesen, aber nicht aussprechen. Mongolisch ist auch so eine Singsang-Sprache. Nicht einmal wenn ich „Danke“ sagen wollte, haben sie es verstanden. Mein Russisch Kurs hat in sofern etwas gebracht, dass ich Schilder lesen konnte. Die alte Mongolische Schrift, von oben nach unten, wird kaum mehr verwendet. In Ulan Bator ist vieles auch in Lateinischer Schrift. Das meiste, vor allem auf dem Land ist Kyrillisch.

Mit Mimik und Gestik kann man sich hervorragend mit der Bevölkerung, vor allem mit Kindern, verständigen.

Alkohol ist auch hier ein Problem. Auf dem Land wird aus Stutenmilch „Airag“ hergestellt, es wird „Kumis“ in anderen asiatischen Ländern genannt. Es schmeckt wie Buttermilch, wenn es noch nicht fermentiert ist, danach ist es sehr gewöhnungsbedürftig und enthält mehr Alkohol. Manchmal sind die Wege mit Wodkaflaschen gesäumt. Außer einmal hatte ich keine Probleme mit alkoholisierten Mongolen und das eine Mal war es dann im Nachhinein direkt witzig. Ein sonnenbebrillter Mongole wollte mich mit seinem Lasso einfangen. Auf der Wiese war er im Vorteil, mein Glück, dass ich gleich auf eine Straße abbiegen und ihm somit entfliehen konnte. Hinterher musste ich herzlich darüber lachen. Er war viel zu betrunken, als dass er mich hätte fangen können.

Straßen / Verkehr

MongoZeichen2Das Hauptfortbewegungsmittel der Mongolen ist noch immer das Pferd. Zu meiner Zeit, 2008 waren nur die Straßen zu den Haupttouristenattraktionen geteert. Alles andere waren Spuren über Wiesen.

Durch die Gobi war es noch richtig abenteuerlich, da ging es teilweise einfach durch Sand. Allerdings waren schon chinesische Strassenbaulager entlang der Strecke. Bis Oktober sollte die Strecke durch die Wüste geteert werden. Eine sehr knappe Zeit für die 400km. Mittlerweile sollte sie fertig sein.

Andere Radler waren von dem Verkehr, vor allem Lastwagen, um Ulan Bator herum überhaupt nicht begeistert. Mir hat es nicht so viel ausgemacht, ich war ja auch schon durch Russland Schlimmeres gewohnt.MongoZeichen1

Ansonsten ist natürlich kaum Verkehr. Wenn man über die Wiesen oder die Gobi fährt, muss man schon Glück haben, wenn man auf der gleichen Spur wie ein anderes Fahrzeug ist. Meistens sieht man Autos nur in einer gewissen Distanz.

Da sich die Mongolei immer mehr für den Tourismus heraus putzt, wird auch die Infrastruktur verbessert. Noch ist das Straßennetz erstaunlich gering für das große Land und der Teil, den man geteert nennen kann, noch geringer. Wenigstens sollen die Verbindungsstrecken zwischen der Hauptstadt und den Zentren der Provinzen geteert werden. Noch herrschen Pisten und Pferde vor. Für Radfahrer immerhin ein Abenteuer, das nicht nur durch Ruhe und wunderbare Natur belohnt wird.

Essen

Wie bereits angedeutet, sind Mongolen Nomaden, d.h. es gibt kaum Ackerbau in der Mongolei. Hauptsächlich ernähren sie sich von Fleisch und Milchprodukten, gar nichts für Veganer!MongoEssen4

Sie schlachten, was sie gerade haben, meist Schafe oder Ziegen. Gemolken wird fast alles, auch Stuten (Airag).

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In den Gers sieht man zum Trocknen aufgehängtes Fleisch. Da sie keinen Kühlschrank haben, wird alles getrocknet, auch Käse, das gibt dann den leckeren Boris.Sehr gewöhnungsbedürftig, zum Radfahren gibt es wahrscheinlich nichts besseres. Natürlich sehr calciumhaltig und mit einem kleinen Stück kommt man -zig Kilometer weit.

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Wie schon erwähnt hat jedes Ger in der Mitte einen Ger-Ofen. Da ist immer etwas am Köcheln. Als Brennmaterial dienen die Kuhfladen, die es zuhauf gibt.

 

 

 

Geld

Auch hier kann man in den größeren Städten Ulan Bator, Erdenet, Darchan oder Tschoibalsan Geld am Automaten ziehen. VisaCard wird immer akzeptiert, manchmal auch die Mastercard. Es kann auch sein, dass der Automat gerade mal nicht funktioniert, dann wartet man halt oder geht zum nächsten, das kann schon mal vorkommen. Ansonsten würde ich raten von Ulan Bator Geld und Nahrungsmittel mitzunehmen. Abseits der Städte kann man eh kaum etwas kaufen.

Unterkunft

Auch auf diesem riesigen Campingplatz gibt es Hotels, zumindest in den großen Städten. Ich war exakt eine Nacht in einem Hotel und zwar in Sainshand, auf dem Weg durch die Gobi. Ich brauchte dringend eine Dusche. Wer will sonst schon in festen Bauden nächtigen, wenn es sonst Gers gibt? Ich hatte mein eigenes Zelt, aber überhaupt in den Touristenzentren gibt es GerCamps, wo man etwas luxuriöser übernachten kann.

Gefährliche Tiere

Außer wilden Hunden sind mir keine wilden Tiere begegnet. Im Altai soll es mongolische Schneeleoparden geben. Man muss sehr viel Glück haben, wenn man sie sehen will. Spinnen und Skorpione gibt es auch, die kann man aber gut überleben. Murmeltiere sind nur gefährlich, wenn man sie isst, sie können die Pest übertragen.

Fazit:

Auf was wartet Ihr noch? Es wird sich in den nächsten Jahren nicht unbedingt zum Positiven verändern, lieber jetzt als später!

Habt Ihr auch schon Erfahrungen mit der Mongolei?

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