Loire Radweg
Einstieg in Ancenis
Wenn man einen Radreiseblog unterhält, sollte man auch über die bekanntesten Radwege schreiben und dazu gehört der Loire Radweg. Ich wollte auch genauer wissen, über was ich lästere. Der Radweg hatte für mich den Ruf der exklusiven Luxusradreise, dass hauptsächlich mit Gepäcktransport gefahren wird, bei dem mehr Weinproben als Kilometer gemacht werden und man abends in einem Schloss mit Galadiner nächtigt. Es wurde Zeit, mit diesen Vorurteilen Schluss zu machen und mir den Radweg selbst anzuschauen.
Auf meinem Rückweg vom Atlantik habe ich die Gelegenheit wahrgenommen. In Ancenis, circa 40 km nordöstlich von Nantes, war mein Einstieg in den Loire Radweg. Zuerst holte ich mir Karten und Informationsmaterial im „Office de Tourisme“
2014 waren 956.000 Radfahrer auf dem Loire-Radweg. 2015 werden es wahrscheinlich nicht weniger sein. Selten habe ich so viele Radfahrer gesehen, wahrscheinlich nur an einem schönen Wochenende um den Bodensee
Hier tummelt sich alles, jung und alt, dick und dünn, Raser und Genießer, Familien und Singles. Habe ich jemanden vergessen?
Ich muss gestehen, es hat mir gleich sehr gut gefallen. Der Weg führt nicht immer am Fluss entlang, sondern auch durch Wälder, Felder und Wiesen, also sehr abwechslungsreich. Die Hitze war so auch einigermaßen erträglich.
Wie bei den meisten Radwegen geht es auch hier in Schleifen. Wenn man von A nach B will, ist das eher lästig, aber hier fährt man ja zum Genuss. Da ich über den Loire Radweg berichten wollte, machte ich jede Schleife mit.
Die Beschilderung des Radweges ist sehr gut. Einmal hatte ich nicht aufgepasst und ein Schild übersehen. Da ich auf einmal alleine war, merkte ich sofort, dass ich nicht mehr auf der offiziellen Route war. Es war trotzdem schön und ruhig und bald sah ich auch wieder die Schilder und Radfahrer.
Die schöne Picknickplätze, Toiletten und Trinkwassern fand ich auch äußerst positiv. An den bisherigen Radwegen habe ich diese Einrichtungen schwer vermisst.
Kurz vor Bouchemaine ging es sehr steil auf einen Weinberg hoch, nur damit man auf der gleichen Seite wieder runter fahren konnte. Fragt mich nicht warum.
In Bouchemaine war ein sehr einfacher Campingplatz direkt am Radweg. Er war so einfach, es gab nicht einmal eine Rezeption. Man sollte an einem Automaten mit Kreditkarte zahlen und die Autonummer eintippen. Aber wenn man kein Auto hat? Ich habe beschlossen, wenn jemand kommt, zahle ich die 6,50 € gerne in bar.
SAUMUR
Bis fast nach Saumur lief es sehr gut. Der Radweg gefiel mir immer besser.
An der Loire bekam ich neben den Schlössern noch ein paar sehr nette Dörfchen zu sehen.
Le Thoureil ist ein Prachtexemplar.
Die alte Steinmauern direkt an der Loire sind reich mit Blumen verziert.
Danach ging es wieder den Berg hoch. Über 10 Prozent Steigung muss auf einem Fahrradweg nicht sein. Später merkte ich, es muss noch eine Alternative am Fluss entlang geben, da auf einmal keine Radfahrer mehr um mich herum waren, nur noch Rehe. Nachdem ich das Tal von oben bewunderte, konnte ich wieder in hinunter fahren.
Kurz darauf war ich in Saumur. Dieser bekannte Weinort zieht viele Touristen an.
Auch die Altstadt ist sehr attraktiv. Vom Schloss hat man eine wunderbare Aussicht über das Loire-Tal.
Da es tagsüber so heiß war, genoss ich die kühlen Abendstunden. Es war auch noch sehr lange hell. Nach 18 Uhr waren eigentlich nur noch allein reisende Radfahrer unterwegs.
Zum Zelten fand ich ein wunderschönes Plätzchen direkt an der Loire. Leider war die Autobahnbrücke in Hörweiter und deswegen nicht allzu ruhig.
Tours
Morgens ging es wieder schön dem Fluss entlang und schon vor Mittagszeit war ich in Tour.
Ich finde es immer bewundernswert, wie man solche Gärten gestaltet. Im Allgemeinen gefällt mir ein Busch oder Strauch so, wie er in der Natur wächst, besser.
Mehr hat mich allerdings die Altstadt mit der Kathedrale
und dem Fachwerk fasziniert.
Es ist einfach fantastisch in den engen Gassen umherzufahren.
Nach Tours wird man wieder die Weinberge hochgeleitet, diesmal anscheinend ohne Alternative.
Für mich ist es ja nach Laune, eine willkommene Herausforderung und Abwechslung oder einfach nur lästig. Für die Familien mit kleinen Kindern ist es eine größere Herausforderung.
In der nächsten Stadt, Amboise, gab auch wieder ein Schloss und viele Touristen. Es war heiß
und der Eisverkäufer hatte Hochkonjunktur. Das erste Mal, dass es die typischen Souvenirläden gab, in denen man sogar Loire-Radweg Fahrradtrikots und Hose kaufen konnte. Ich konnte es mir gerade noch verkneifen.
Nachdem ich wieder den Abstecher durch die Weinberge hinter mir hatte, ging es einfacher, weil ebener, nach Blois weiter. Ich hatte keine Ahnung wie groß die Stadt ist und war dann sehr erstaunt, als ich sie zu Gesicht bekam. Der kleinste Teil war auf meiner Seite der Loire. Auf der anderen Seite breitete sie sich ganz schön aus. Aus der Mitte ragte der spitze Turm der Kathedrale.
Da es schon sehr spät war, bin ich erst gar nicht über die Loire. Auf meiner Seite war in 4 km ein Campingplatz angezeigt, da wollte ich nur noch hin.
Orléans
Mein Fahrradcomputer wollte heute morgen nicht mehr. Er ist aus dem „Sleeping“ Mode nicht heraus gekommen, nach 1.500 km fast verständlich (von Anfang dieser Tour, nicht ab dem Loire Radweg). Ich hätte auch gerne noch geschlafen, wollte aber auch wegen der Hitze wieder früh weiter. So ließ ich wenigstens dem Computer seine Ruhe.
Etwa auf halber Strecke vor Orleans kam das Kernkraftwerk Saint Laurent. Es ist eines der Kernkraftwerke, die in „Blackout“ von Marc Elsberg einen Supergau haben. Es war ein sehr komisches Gefühl da vorbei zu fahren und dann noch so dicht! Nur ein bisschen Wasser trennte mich von den riesigen Kühltürmen.
Bei Orléans verabschiedete ich mich von dem Loire-Radweg. Der Fluss macht einen Bogen nach Süden, ich musste eher Richtung Norden.
Die Stadt hat mir dieses Mal viel besser gefallen. Das Wetter war angenehmer, es war Samstag und ständig läuteten die Kirchenglocken. Es war der 8. August.
Vorbei mit Vorurteil von dekadentem Radfahren. Wie immer liegt es an einem selbst, wie man seine Reise gestaltet. Der Loire-Radweg hat für jeden etwas zu bieten.
Beste Reisezeit:
Juli und August haben die Franzosen Ferien, da ist auf jeden Fall mehr los. Das sind auch die heißesten Monate.
Im April kann es schon angenehme Temperaturen haben und ab Mai, wenn alles anfängt zu blühen ist es nochmals schöner.
September und Oktober kann man den Goldenen Herbst bei Neuem Wein genießen.
Viel Spaß.
Das sind sehr schöne Bilder, bis auf das letzte *räusper
Keine Sorge, das bin nicht ich :-);
Schönes Foto in Deinem Profil, gratuliere.
Danke schön 🙂
Habe gerade gelesen, dass du schon 150 000 km geradelt bist… nicht schlecht!
Wann geht es wieder los?
Mitte Dezember, hoffentlich.
Beeindruckend am Loire-Radweg, den ich als Teilstrecke meiner Tour 2013 von Brest nach Genf nutzte, war nicht nur die Kulturlandschaft, sondern auch dass ich stets mit einem freundlichen „Bon jour!“ von entgegen kommenden Radlern begüßt wurde. In anderen Gegenden Frankreichs, auch auf Radrouten, passierte das so nicht.
Danke für Deinen Kommentar, Felix. Das kann ich nur bestätigen. Auch an anderen Radwegen, z.b. am Rhein-Rohne Kanal und Doubs fiel mir das schon auf. Weiterhin fröhliches Radeln.