Der Donau entlang
Jetzt sind es schon drei Gründe, weswegen ich meine Ländereinträge entlang der Donau anfangen. Zuerst hat Daniel, der rucksacktraeger.com, berichtet, er wird nach Rumänien FLIEGEN, wo man doch dahin so schön mit dem Fahrrad fahren kann, zweitens wurde es in der Reisenacht (#RN8) diese Woche angesprochen, der letzte Grund in eigener Sache: ich habe das Kapitel schon für mein Buch der ersten Weltumrandung geschrieben. (hier aber stark gekürzt)
Start Wien
Die Strecke vom Schwarzwald nach Wien bin ich schon vor x Jahren gefahren. 2008 habe ich es mir erspart. Es gibt sicher genug Berichte, die diesen Teilabschnitt beschreiben, ich muss das nicht mehr tun. Für die meisten ist leider hinter Wien, spätestens Budapest Schluss, aber da geht’s erst richtig los.
Mitte Februar 2008 ging es schön der Donau entlang aus Wien heraus. Es war gar nicht mal so kalt, dafür leer. Im Sommer muss hier die Hölle los sein, Fahrradfahrer aus aller Welt lieben diese Strecke.
Slowakei
Bald ist man an der slowakischen Grenze, die sieht man aber kaum mehr. Kurz vor Bratislava (86km) merkt man es an der Sprache, das ist kein Österreichisch mehr. Alles klingt eher russisch. Die Straßen heißen „Uliza“ und überall hört man „dobre“, wie „dober dan“, guten Tag.
Weiter der Donau entlang in den Süden der Slowakei. Es ist total eben, ebener geht es eigentlich nicht mehr. Manchmal geht es den Damm rauf und runter, wenigstens ein bisschen Bergtraining. Die Radwege sind sicher, auch die Straßen waren so wenig befahren, dass dort keine Gefahr drohte .
124km sind es von Bratislava nach Komarno, dem Zentrum der ungarischen Minderheit,
„Und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar“, klar wenn man an so einem großen Fluss entlang fährt, wenigstens in den ersten Morgenstunden. Teilweise ging es auf total neu angelegten Fahrradwegen Richtung Budapest.
Immer wieder kamen kleine Ortschaften, links und rechts der Donau, ein paar Hügel.
Ungarn
Nach der Grenze in Ungarn war auf einmal etwas los in den Dörfern. Leider nahm auch der Verkehr immer mehr zu. Sogar so stark, dass sie ab und zu verbieten, auf den Straßen Fahrrad zu fahren, ohne brauchbare Alternativen anzubieten. Dafür gab es einen neu ausgebauten Fahrradweg der Donau entlang. Der war so neu, dass sie noch keine Wegweiser aufgestellt hatten.
Durch Budapest war es zu meiner Zeit das üblich Grossstadtchaos, vielleicht hat es sich jetzt gebessert. Es lohnt sich trotzdem seinen Leitfaden, die Donau, zu verlassen und die Stadt anschauen und vielleicht ein Besuch in die Therme einplanen, tut den Muskeln immer gut.
Nach der Stadt gehen die ersten Kilometer durch Vororte, keine attraktive Gegend, mit Flughafen und Industrie. Danach wird es richtig schön an einem Nebenarm der Donau entlang, mit viel Schilf und Badestegen.
Knapp 100km sind es von Budapest nach Dunaföldvar. Einer schmucken Kleinstadt.
Im weiteren Verlauf habe ich keine Lust im Zickzack auf den Radwegen umher zu gurken und brause gerade auf der Straße durch.
Trotzdem sind es noch 130km bis zur Fähre. Gleich dahinter in Mohacs ist eine kleine Pension.
Kroatien
Nicht weit von Mohacs (Ungarn) ist die Grenze zu Kroatien. Das merkt man jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr. Danach geht es wunderbar über Felder weiter. In einen Laden war die Frau so freundlich mir mein ungarisches Geld hauptsächlich in Schokolade und Bananen zu wechseln, Danach kommt auf langer Strecke überhaupt nichts mehr, es geht nur auf einem Deich entlang durch das Naturschutzgebiete, das größte naturbelassene Sumpfgebiet in Mitteleuropa, Kopački rit. Osijek,(100km) einer der größeren Städte Kroatiens, ist sehr nett, alte Häuser neu hergerichtet mit schicken Cafés und Bars. Wenn man allerdings günstig übernachten will, sollte man das vorher tun. Die Stadt ist recht teuer.
Weiter der Donau entlang kommt die Grenze nach
Serbien
Backa Palanka (102km), die erste serbische Stadt, hat genau die richtige Größe und genug Donauschwaben, mit denen man sich verständigen kann.
Von dort fuhr ich nach Belgrad durch (126km), auf direkten Weg. Die Straße war sehr verkehrsreich und in schlechtem Zustand. Bis Belgrad war der Fahrradweg schon sehr gut ausgeschildert, nur für mich hätten das 20km mehr bedeutet.
Erst kurz vor der Hauptstadt kam ich an die Donaupromenade. Es ist sehr attraktiv, mit unzähligen Restaurants auf den Booten. Sehr schöne Stimmung.
Da die Ausschilderung des Fahrradwegs erst seit Ende 2008 fertig ist, wurde ich von Radfahrern aus der Stadt geführt. Weiter geht es natürlich immer noch der Donau entlang, im Norden, durch Fischerdörfer. Vor der rumänischen Grenze geht eine Fähre zum südlichen Ufer (immer noch Serbien). Die Landschaft ist wunderschön.
Vor Kladovo kommt der schönste Teil der Donau, das Eiserne Tor. Fantastisch, Felswände auf beiden Seiten, manchmal hat die Donau nur einen recht schmalen Durchgang. Was gar nicht so wunderbar ist, sind die vielen Tunnels. Ein paar sind gar nicht der Rede wert, nur ein paar Meter lang. Bei mehr als 200m ohne Innenbeleuchtung wird es mir schon anders. Noch unangenehmer wird es, wenn zu der Dunkelheit auch noch schlechter Belag dazu kommt. Zum Glück war der Verkehr so gering, dass mir im Tunnel nie ein Auto begegnet.
Hier befindet sich Lepenski Vir, archäologische Ausgrabungen von den ersten Siedlern mit Ackerbau in Europa. Die ersten Spuren waren von vor 7000 v. Chr.
In Kladovo (287km von Belgrad) bin ich das erste Mal wieder im Hotel. Es ist riesengroß und ich war der einzige Gast. Es ist in altem Sowjetstil, sehr günstig. Dazwischen hatte ich zweimal privat übernachten können.
Danach wird es wirklich bergig.
Bulgarien
Bis über die Grenze nach Bulgarien, in Dunavci (113km) gibt es wieder ein Motel.
Zuerst blieb ich noch auf der bulgarische Seite, hinter Orjahovo (128km) bin ich nach
Rumänen
Auf einmal ist alles wieder „einschriftig“, nach den „zweischriftigen“ Serbien und Bulgarien. Alles steht nur noch in lateinischer Schrift, nicht mehr auf Kyrillisch. Die Landschaft ist wunderschön, kleine Flüsse und Seen und die Leute ausgesprochen freundlich. Es gibt tatsächlich „das Land des zahnlosen Lächelns“.
Nach zwei Tagen Rumänien bin ich wieder nach Bulgarien
Bulgarien
Ruse (223km), einer größeren Universitätsstadt. Das ist wie ein Kulturschock, auf einmal wieder von großen Autos umgeben. Es gibt Hotelzimmer, die sind hier aber Mangelware. Die Straßen in Bulgarien sind grösser, breiter und mit besserem Belag. Dann fängt der Spaß mit dem Bergauf- Bergab – Bergauf – Bergab an, der mich noch ein paar Tage begleiten soll..
Bei Srebarna (112 km ) gibt es ein Biosphärenreservat mit unzähligen Vogelarten. Darum gibt es hier auch ein Hauch von Tourismus, sprich ein Hotel und ein „Bed and Breakfast“, waren leider geschlossen, es war Winter, als ich da war.
Bevor es wieder nach Rumänien ging, tauschte ich in Silistea in einem Supermarkt mein letztes bulgarisches Geld in Kekse und Cashews um.
Rumänien
Obwohl es von EU Land zu EU Land ging, gab es trotzdem noch Grenzkontrollen. Die Zöllner sprachen meistens Deutsch.
Achtung: 2008 war Rumänien noch voll von Kopfsteinpflaster, ich weiss nicht, wie es jetzt ist. Hier stehen auf allen Meilensteine die Kilometer bis zur nächsten Stadt und zur nächstgrößeren Stadt.
Die Arbeitslosenquote ist sehr hoch, auf dem Lande ist es besonders schlimm, die meisten Männer sind in westlichen EU-Ländern zum Arbeiten. Insofern ist Rumänien ein sehr sicheres Land für Frauen.
Harsova (186km) ist der einzige Ort weit und breit, der eine Übernachtungsmöglichkeit hat.
Geteerte Straßen gehören langsam der Vergangenheit an. Jedes Schlagloch wird einfach mit Kies gefüllt, bis alles nur noch Kies ist. An einigen Flüssen und Seen vorbei kam ich nach Braila. (120km) Zum ersten Mal hatte ich Begegnungen mit Fliegen.
Schlusssatz
Hier trennen sich wahrscheinlich unsere Wege. Die meisten Donauradler zieht es ans Delta, es sind noch ca. 100km bis Tulcea. Ich wollte weiter nach Moldavien und in die Ukraine.
Es sind wieder ein paar Jahre her, dass ich die Strecke gefahren bin, ich glaube aber nicht, dass sich so viel geändert hat. Es gibt auf längeren Strecken keine Übernachtungsmöglichkeit. Die Leute sind aber sehr nett, dass sie einem auch privat ein Zimmer anbieten. Ansonsten habe ich immer ein Zelt dabei.
Auch in Sachen Europa hat sich einiges getan und wird sich einiges tun. Ich weiß nicht, welches Land bis dahin ein Euro-Land sein wird. Kann man ja leicht nachschauen. Ansonsten ist es ja auch kein Problem. Auf dem Land spricht keiner mehr Deutsch oder Englisch. Man kann aber mit Mimik und Zeichnungen einiges ausdrücken.
Ich wünsche viel Spaß.