VeloScenic

VeloScenic: Von Paris nach Mont Saint Michel (mit Abweichungen)

Paris, eine großartige „vibing“ Stadt Obwohl es schon am Abend ist, als ich mit dem Zug in Paris ankomme, möchte ich unbedingt noch zum Eiffelturm.


Das wunderbare warme Wetter, der blaue Himmel, die vielen Leute, die sich freuen und das Wochenende einläuten, sind einfach ansteckend. Es macht fantastischen Spaß, mit den vielen anderen Radfahrern durch die Stadt zu preschen. Mir scheint, Fahrradfahrer dürfen hier alles; überall gibt es Fahrradstraßen oder wenigstens Fahrradwege. Paris hat sich in den letzten Jahren zu einer genialen Fahrradstadt entwickelt. Ein prima Start für meine Tour.


Erster Tag: Von Paris über Versailles nach Rambouillet Paris ist einfach ein Traum zum Radfahren. Nach der Innenstadt mit all den deutlich gekennzeichneten und abgegrenzten Radwegen kommt eine Parkanlage nach der anderen.

Wenn es keine extra Radwege gibt, dann ist die Straße so gut wie nicht befahren. Allerdings kommen bei all den Hügeln und Tälern auch ein paar Höhenmeter zusammen.

Da ich noch nie in Versailles war, ist klar, da muss ich hin. Ein Samstag ist wahrscheinlich nicht der geeignetste Besuchstag. Auch hier sind viele Leute unterwegs, die Schlange vor dem Eintritt ist mehrere hundert Meter lang. Ein Blick von außen genügt, um einen Eindruck vom Größenwahnsinn des französischen Königs Louis XIV zu bekommen. Es ist einfach eine riesige Schlossanlage, alles glänzt mit Marmor und Gold.

Noch kurz etwas essen und dann weiter. Für eine längere Pause suche ich mir ein ruhigeres Plätzchen im Schatten. Es ist unglaublich heiß. Das letzte Stück vor Rambouillet geht zum Glück durch einen schönen Wald, an einem Tiergehege vorbei. Kurz vor der Stadt ist der Campingplatz. Auch hier gibt es viele kleinere Tiere. Es ist der einzige Abend, an dem ich sehr von Stechmücken geplagt werde.

Tag 2: Von Rambouillet nach Chartres Schlösser, Parkanlagen, Gärten und Wälder und ein Donnerwetter – die Tour in Kürze. Früh morgens ist es noch angenehm. Schnell bin ich durch Rambouillet.

Und, wen wundert es, auf der anderen Seite der Stadt ist wieder ein riesiger Park mit einem feudalen Schloss. Ich treffe zwei junge Französinnen mit dem Fahrrad auf einer Tagestour. Mal sind sie vor mir, mal hinter mir. Es war sehr nett. In dem nächsten Wald erzählen sie mir, dass es hier Kängurus gibt. Aus dem Tierpark sind welche ausgebrochen, die sich hier sehr wohl fühlen und stark vermehren.

Am Nachmittag wird es extrem schwül. Ich hoffe, vor dem Gewitter in Chartres zu sein. Nur in Maintenon mache ich eine kurze Pause vor dem Schloss.

Es gehörte einer der Mätressen und anscheinend heimlichen Ehefrau Ludwigs XIV. Es reicht leider nicht bis Chartres.

Ungefähr 10 km vorher komme ich in ein unglaubliches Gewitter. Auf der ganzen Strecke gibt es kaum Unterstellmöglichkeiten. Es schüttet, wie ich es nur aus den Tropen kenne. Unter einem schmalen Vorbau eines Garagentores stehe ich sehr lange, bis der Weg kein Bach mehr ist.

So spät und so nass wie ich war, bleibe ich in Chartres. Bevor ich auf den Campingplatz fahre, mache ich noch eine Stadtrundfahrt. Es gibt überall sehr viele Baustellen, auch die Kathedrale ist eingerüstet.

Wahrscheinlich bereitet sich ganz Frankreich auf einen Besucheransturm wegen der Olympiade vor. Trotzdem lohnt es sich. Die Kathedrale ist von innen mit den bunten Glasfenstern besonders beeindruckend.

Auf dem Campingplatz wollen sie mir zuerst keinen Platz geben. Die Zeltwiese für Radfahrer und Wanderer sei total matschig. Naja, so schlimm wird es schon nicht sein. Ich möchte es sehen. Da habe ich schon weit Schlimmeres erlebt, erst letztes Jahr in Norwegen. Ich fand eine geeignete Stelle für mein Zelt und hatte sogar einen Tisch.

Tag 3: Von Chartres nach Nogent-le-Rotrou Hügel und Gegenwind sind heute angesagt. Da die Tour in Schleifen führt, habe ich nicht ständig Gegenwind. Der Tag fängt prima auf einem wunderbaren, nagelneuen Radweg an. So komme ich schnell nach Illiers-Combray. Eine kleine Pause mit Marcel Proust im viel zu kalten Wind. Also weiter. In Frazé finde ich an der alten Kirche einen besseren, windgeschützten Platz, nur ohne Berühmtheiten.

Weiter geht es über Hügel, durch Wiesen, Felder und Wälder. Die Bevölkerungsdichte geht hier, glaube ich, gegen Null. In Nogent-le-Retrou gibt es endlich mal wieder ein Schloss 😉. Ich bevorzuge aber den Campingplatz, den ich durchaus empfehlen kann. Sehr einfach, sehr ruhig und sauber.

Tag 4: Von Nogent-le-Rotrou nach Alençon Das war definitiv nicht mein Tag. Ich mag keine Radwege auf alten Bahntrassen: fast flach (1% Steigung), kaum Kurven und das über Kilometer. Am Anfang ist es noch nicht so frustrierend. Ich genieße die Ruhe und die grünen Bäume um mich. Nach 10 km habe ich genug und nach 30 km wechsele ich auf die Straße. Endlich kann ich wieder auf der Straße mit Hügeln und Kurven fahren.

In der Hitze oder bei starkem Wind mag die geschützte, schattige Bahntrasse angenehm sein. Es ist aber kalt und ein bisschen windig. Am Spätnachmittag ist es dann wieder soweit. Nur zwei Kilometer vor Alençon komme ich in starken Regen. Völlig durchnässt und durchgefroren erreiche ich den Campingplatz. Übrigens, Alençon ist auch eine sehr schöne und interessante alte Stadt mit einer gotischen Basilika.

Tag 5: Von Alençon nach Domfront Das war mein Tag! Auf leeren Straßen geht es über Hügel und durch kleine Dörfer. Dann Carrouges, was für eine Stadt! Hoch oben auf einem Hügel. Es ist Markttag, man kann alle regionalen Produkte kaufen, natürlich auch Cidre. Auch sonst macht der Ort den Eindruck von „Well-Being“: Wohlfühlen, Massage, Yoga und natürlich gesundes Essen.

Leider treibt mich der kalte Wind auch hier weiter, hinunter zum Schloss. Ja, das Schloss ist hier im Tal, nicht gut sichtbar auf dem Berg. Weiter geht es durch Wälder nach Bagnoles de l’Orne. Das Gegenteil von Carrouges: Rund um den See gibt es schicke Restaurants, Cafés und ein Casino. Die Bevölkerung oder die Besucher sind eine Generation älter.

Und wieder durch den Wald und über Hügel nach Domfront. Ich frage mich, warum der Weg wieder ganz hinaufgeht, wo doch der Campingplatz unten ist. Oben angekommen, weiß ich: Das ist die mittelalterliche Stadt, die man einfach gesehen haben muss. Schon im 11. Jahrhundert wurde Domfront von normannischen Herzögen gegründet. Wunderbare alte Fachwerkhäuser sind noch sehr gut erhalten oder restauriert.

Beim Anblick der tief hängenden Wolken mache ich mich auf den Weg zum Campingplatz. Ein wunderbarer Tag, happy Camper.

Tag 6: Von Domfront nach Mont Saint Michel Was für ein genialer Tag, obwohl ich wieder die gleichen Fotos wie am Tag 4 posten könnte. Es geht mal wieder kilometerlang auf dem „Voie Verte“, auf ehemaligen Bahntrassen, durch einen grünen Tunnel. Heute läuft es wesentlich besser, es ist abwechslungsreicher und es sind viel mehr Radfahrer unterwegs. Schon von Weitem sehe ich die Insel mit Mont Saint Michel, aber kein Wasser. Mir scheint, es ist eine Insel in Schafen. Schnell bin ich auf dem Campingplatz und habe genug Zeit, die Burg anzuschauen.

Mich schockiert immer, wie man so historische Stätten mit Souvenirs und Ramsch vollstopfen kann. Es sind natürlich auch einige Leute unterwegs, auch Kunden, die das Zeug kaufen. Ich finde noch ein paar ruhige Plätze und enge Gassen. Trotz allem ist es einfach herrlich, auf der Insel herumzustrolchen und immer wieder neue Winkel zu entdecken. Wie jeden Abend treiben mich die dunklen Wolken wieder zurück zum Campingplatz.

Fazit Mont Saint Michel ist das Ende dieser spektakulären Fahrradroute. Ich kann sie nur empfehlen, auch für Radreise-Anfänger. Es ist sehr einfach zu fahren, meist flach, auf Radwegen oder ruhigen, kleinen Straßen. In genügend Abständen gibt es Übernachtungsmöglichkeiten.

Fernab von den Haupttouristenplätzen findet ihr wunderbare Orte. Der Mai sollte eigentlich wärmer sein. Der Vorteil des nicht allzu guten Wetters ist, dass es kaum Radfahrer gibt. Im Mai ist noch nicht Hauptsaison, auf Campingplätzen findet ihr immer einen Platz und zu dieser Zeit noch günstiger.

Also los, viel Spaß!

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