Schweden

Radfahren in Schweden 

Nach dem Schock, den ich hatte, als ich in Finnland direkt in der Hauptstadt landete, wollte ich das in Schweden tunlichst vermeiden. Ich nahm eine Fähre, die zirka 150 Kilometer nördlich von Stockholm, in Grissleham, ankam.

Wieder war ich von einem bunten Schilderwald von Fahrradrouten umgeben.

Die Radrouten führten zwar auf kleinen Straße entlang, aber zur Urlaubszeit, bei dem schönen Wetter, waren sie am Anfang ganz schön voll.

Dass Schweden keine Euros, sondern Kronen hat, merkte ich sehr schnell. Den zweiten Unterschied merkte ich, als ich Benzin für meinen Kocher kaufen wollte. Ich fand keine Tankstelle, in der ich bar bezahlen konnte. Alle Zapfsäulen bestehen nur noch aus Automaten für Kreditkarten. Ich möchte nicht mit Kreditkarte bezahlen und schon gar nicht Beträge unter einem Euro.

Dank der netten Schweden war das kein Problem. Die Autofahrer füllten meine 0,5 l Flasche mit auf und wollten nicht einmal etwas dafür. Vielen Dank.

Langsam wurden die Straßen kleiner und ruhiger. Wieder hatte ich wunderschöne Seen, in die ich zur Abkühlung – und zum Kleiderwaschen – hineinspringen konnte. 

Auch in Schweden ist es (fast) überall erlaubt zu zelten. Am Abend konnte ich mich wieder in die Wälder zurückziehen.

An einem der Seen traf ich eine junge Schwedin. Sie erzählte mir von den Feuern im Norden des Landes. Da ich kaum Zugang zu Nachrichten hatte, wusste ich davon nichts. Ab dem Moment habe ich auf das Kochen am Abend verzichtet – ein Nachteil der Hitze. Wegen der starken Trockenheit herrschte landesweit absolutes Feuerverbot.

Rom wurde auf sieben Hügeln gebaut, Stockholm auf hundert Inseln.

Zuerst ging ein Radweg schön an einer Promenade entlang. Überall waren Anlegestellen für kleine Segelboote. Ich würde gerne wissen, wie viele es davon in und um Schweden gibt.

Leider gab es viele Baustellen. In die Innenstadt führte der Radweg direkt an einer mehrspurigen Straße über eine Brücke. Irgendwie wurstelte ich mich in das Zentrum. Auch hier alles nur Baustelle. Dazu war es noch Samstag und alles sehr voll.

In einem Landkartenladen bekam ich endlich eine Karte von Schweden und entdeckte, wie groß das Land ist.

Danach habe ich mich nur noch kurz durch die Altstadt gedrängt.

Auch hier gibt es zahlreiche Fahrradwege, die auch gut ausgeschildert sind. Wenn man aber nicht weiß, wie die Stadtteile heißen, durch die man fahren möchte, ist man aufgeschmissen. Aber die Schweden sind sehr freundlich und hilfsbereit.

Im Kartenladen sprach mich ein junger, schwedischer Radfahrer an. Ganz in der Nähe von Stockholm soll es einen Nationalpark geben, wo man auch zelten kann. Das klang nach einem schönen Ausgleich zur Hektik in der Stadt und war somit mein Ziel für den Abend.

Unterwegs kam ich an einem Friedhof vorbei. Prima, denn auf den Friedhöfen gab es Wasser. War das auf einmal ruhig und wunderschön. Ich sah, dass er sogar Weltkulturerbe ist. Es war der Skogskyrkogården, Waldfriedhof . Er war voll hoher Bäume, dazwischen ein paar Grabsteine und Blumen und drei Kapellen. Eine richtige Oase der Ruhe.

Danach ging es zuerst noch kurz auf einer kleinen Straße weiter, dann nur noch auf Feld-, Wald-, und Wiesenwegen in den Tyresta National Park. Ich war mir nicht sicher, ob ich auf den kleinen Wegen fahren durfte und ob da wirklich noch etwas kam, wo ich zelten konnte. Ein junger Wanderer kam mir entgegen. Ich fragte. Wieder einmal bekam ich sehr nett und ausführlich Auskunft .Zuerst in sehr gutem Englisch. Dann fragte er, woher ich komme. Danach in sehr gutem Deutsch. Es ist immer sehr nett, sich mit den Schweden zu unterhalten. Ich darf hier Fahrrad fahren, solange ich auf dem Weg bleibe und bald kommt ein Platz, an dem ich zelten kann.

Tatsächlich, kurz darauf war ich an dem fantastischen Stensjön (Steinsee) (leider hatte sich mein Akku der Kamera entleert, darum hier nur der Link zu dem Bild)

Es stand schon ein kleines Zelt da, weit und breit war aber niemand zu sehen. Ich nutzte die Gelegenheit und sprang in den See. Kann es etwas Besseres geben?

Ich war gerade wieder aus dem Wasser, da kam ein junges Paar von ihrer Wanderung zurück.

Am Wochenende bei dem schönen Wetter hätte ich mehr Camper erwartet. Das Feuerverbot hielt viele ab. So hatten wir einen schönen ruhigen Abend am See. Zu Essen gab es Käsebrot mit Tomaten anstatt den üblichen Nudeln und zu trinken meinen ersten Prosecco seit langem (Dank der beiden Wanderer) anstatt Tee.

Am frühen Morgen kam der langersehnte Regen mit drei Gewittern nacheinander. Ich konnte richtig das Aufatmen der Feuerwehr und Ranger des Parks spüren. Die akute Feuerwarnung war kurz vorüber.  1999 gab es hier auch ein Feuer, das 10 Prozent des Parks zerstörte.

Da die Feuerstelle nun ein Teich war, hatten wir keine Bedenken, für den Kaffee unsere Campingkocher anzuwerfen.

Nach dem Regen war der Duft des Waldes wieder sehr intensiv. Auf einer Schotterpiste fuhr ich durch den Park. Nur Rehe und Hasen waren so früh unterwegs.

Erst nach zehn Kilometern kam das erste Auto. So liebe ich es.

Ich wollte auf den “Cycelspäret”. Es ist eine 2.500 Kilometer lange ausgeschilderte Radroute entlang der Ostküste. Außerhalb des Parks war wieder sehr viel mehr Verkehr, Sonntagsausflügler.

Dank der guten Wegführung des “Cycelspäret”, war es später wieder ruhiger. Es ging um und über die vielen Fjorde.

Ab und zu wechselte ich auf die “Kustlinjen”-Fahrradroute. Hier wird man diesbezüglich sehr verwöhnt.

Am Montag war auf den kleinen Straßen sehr viel weniger los. In Nykoping machte ich an einem Supermarkt halt. Es saß schon ein Radler-Paar davor. Als ich die Frau sah, wusste ich, ich hatte sie schon einmal gesehen. Sie schaute mich an, lachte. Wir waren am Anfang der Reise, in Darlowo, Polen, auf dem gleichen Campingplatz. Sie sind beinahe die gleiche Strecke zur gleichen Zeit gefahren und wir begegneten uns erst jetzt. Sie waren in der gleichen Richtung unterwegs. Wenigstens an dem Tag begegneten wir uns öfters und ich beschloss, auch mal wieder auf einen Campingplatz zu gehen.

Direkt am Fjord, mit Blick auf den Turm von Stegeborg, hatten wir nun den ganzen Abend Zeit uns auszutauschen. Das war mal wieder eine nette Abwechslung zu meinen Abenden alleine im Wald.

Am nächsten Tag wollte ich meine eigenen Wege gehen. Auf der Straße entlang der Küste war mir zu viel Verkehr. Dann kam eine üble Schotterpiste, so dass ich weder auf der Kustlinjen noch auf der Cycelspäret weiter fahren wollte. Irgendwo dazwischen fand ich noch ein ruhiges Sträßchen.

Da ich nicht all die Fjorde ausfahren wollte, landete ich kurz auf einer großen Straße. Das war sehr unangenehm. Die Autos rasten nur so an mir vorbei. Zum Glück nur kurz, bis ich wieder in den Wald abbiegen konnte.

Am nächsten Tag fuhr ich lieber wieder alle Fjorde aus. Es war mein letzter Tag an der Ostküste. Auf einer Landzunge ging es nach Västervik. Allerdings merkte ich davon kaum etwas. Ab und zu war zwischen den Bäumen abwechselnd etwas Wasser zu sehen. Leider war die Strecke auch bei den großen Wohnmobilen sehr beliebt, die die ganze Breite der Straße ausfüllten.

Nach dieser netten Stadt bog ich auf dem “Astrid Lindgrens-Leden” ab.

Man hat ihr eine Radroute gewidmet, die von der Ostküste zu ihrem Geburtsort Vimmerby und weiter nach Jönköping verläuft.

Es war zwar sehr schön, kleine Straßen über Hügel und durch Wälder. Allerdings finde ich es schon sehr merkwürdig, wenn ich am Ende fast 90 Kilometer gefahren war, Luftlinie aber nur 36 Kilometer von meinem Schlafplatz am Abend zufuhr entfernt bin. Noch dazu die fast 1.000 Höhenmeter, wobei ich keinen Berg erklommen hatte.

Der Start am nächsten Tag, war noch auf ruhigen Straßen. Je näher ich Vimmerby kam, desto mehr füllten sie sich. In dem Geburtsort Astrid Lindgrens war dann die Hölle los. Es war kurz nach 10 Uhr. Um 10 Uhr öffnete das “Astrid Lindgrens Värld”.

war ich absolut fehl am Platz und drehte um.

Fast unscheinbar dagegen steht mitten im Ort das Geburtshaus der Autorin. Mit Museum und Shop. Hier fand ich in Ruhe Informationen über die Frau, die 1978 wurde den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt.

 

Nachdem ich auch das in der Nähe befindende Lönneberga hinter mir ließ, wurde es auf einmal ruhig um mich, und bergig. Das Eis hatte hier vor tausenden von Jahren tiefe Einschnitte gegraben und viele Steine und Geröll vor sich her geschoben. Es war gar nicht so einfach, darauf einen Platz zum Zelten zu finden.

In Växjö hatte ich mal wieder einen Warmshower-Gastgeber, Pieter. Er muss schon viel über mich gelesen haben, denn er kam mit kaltem Bier an den Treffpunkt.

Zuerst wollte er mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen. Eigentlich bin ich da nicht so dafür zu haben. Ich habe schon genug Kirchen, Museen und so weiter gesehen. Aber Pieter hatte wirklich spezielles zu bieten. Den Glasaltar im Dom von Växjö.

Wie das Licht durch die verschiedenen buntenTeile fiel, war einmalig.

Hinter dem Dom steht ein Runenstein.

An ein paar von solchen Steinen bin ich schon vorbei gefahren, wusste aber deren Bedeutung nicht. Dieser mehr als 1.000 Jahre alte Stein weist auf Wikinger in dieser Gegend hin.

Dann konnte zum gemütlichen Teil des Nachmittages übergegangen werden: Bier auf der Liegewiese des Sees in Växjö.

Am nächsten Tag kamen die Sehenswürdigkeiten etwas außerhalb dran, verbunden in eine nette Radtour. Pieter scheint alles zu kennen und viel über sein Umfeld zu wissen.

Nach einem Ruhetag konnte ich wieder frisch gestärkt, mit frisch gewaschenen Kleidern, weiterziehen. Pieter zeigte mir den Weg raus aus der Stadt und gab mir Tipps für meine weitere Route.

Auf einmal hörte ich Gekreische auf dem Baum. Das gehörte nicht in diesen Teil der Erde.

Tatsächlich, da saß ein Papagei auf dem Baum. Pieter hatte mir erzählt, dass hier jemand Kängurus und sprechende Vögel hat. Vielleicht war der wie ein Känguru auch ausgerissen.

Und wieder ging es an einem Seengebiet vorbei. Schweden hat wirklich sehr viele davon. Es war allerdings auch wieder sehr bergig.

An den Steinen konnte ich sehen, wie weit der Wasserspiegel bisher gesunken war.

Die erste größere Stadt war Älmhult. Sie sagt hier wohl kaum jemand etwas. Hier gab es das erste IKEA Möbelhaus ! Kein Wunder, dass es auch ein IKEA Museum gab.

Das konnte ich mir nun wirklich sparen. In halb Schweden kam ich mir vor wie bei IKEA. Die meisten Häuser werden von Genossenschaften gebaut. In jeder Siedlung sehen alle Häuser gleich aus. Die meisten und neueren sind aus Holz.

Von Traryd konnte ich noch auf der alten Straße “Riksattan” bis Markaryd fahren. Zur Abwechslung ist das mal keine Radtourenstrecke, sondern die alte Hauptverbindung zwischen Helsingborg (Hafen) und Stockholm. Hier führte sie idyllisch am Fluss Lagan entlang.  

Am nächsten Tag stand ich wieder am Hafen und wieder musste ich mich von einem Land verabschieden. Schweden hat mir sehr gut gefallen. Die Leute waren ausgesprochen freundlich. Es gab fantastische Plätze zum Zelten, eine reiche Auswahl an Radrouten, die sehr gut ausgeschildert waren, und das Wetter war wie fast die ganze Zeit genial.

Von Helsingborg ging es nach Helsingør (Dänemark). Mehr darüber das nächste Mal.

2 Gedanken zu „Schweden“

  1. Der Satz unter dem Bild mit Torbogen „Astrid Lindgrens Värld“ ist bescheidenerweise unvollständig: es fehlt das Subjekt „Ich“.
    Das schwedische å lässt sich übrigens auf einer deutschen Normaltastatur mit „alt + 0229“ hervorlocken. Du hast stattdessen in Verlegenheit das ä genommen. Das sieht nicht so gut aus;-)
    Ist nicht wichtig, aber als jemand aus Reinbek mit Täby als Partnerstadt habe ich Schwedisch gelernt. Inzwischen sind diese Partnerschaften übrigens gelöst worden. Man meinte, nach 50 Jahren sei nun mal gut damit. Nun ja.
    War schön, deine Seiten zu lesen.
    Jetzt muss ich was anderes machen.

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    • Vielen Dank, dass trotz den rechtschreiblichen Unschönheiten die Seite gut zu lesen war.
      Das „ich“ werde ich gleich einfügen.

      Viel Spass bei den anderen Aktivitäten.
      Am 9. November bin ich mit meinem Afrika-Vortrag übrigens in Steinen.

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