Estland: Hiiumaa und Tallinn


Estland: Hiiumaa und die Nordküste

Nachdem ich von der Südküste und Saaremaa so begeistert war, ging es zur nächsten Insel, Hiiumaa. Wird es nicht langsam langweilig, immer nur Wald und Strände zu bestaunen? Seht selbst.

Nachdem ich im Wartehäuschen der Fähre all meine Geräte aufladen konnte, konnte ich der nächsten Insel gelassen entgegenblicken. So weit ist selbst Estland noch nicht, dass die Bäume im Wald Steckdosen haben.

Ich wollte gleich weiter in den Norden der Insel zu einem RMK Campingplatz auf einer Landzunge.

Hiiumaa ist kleiner und noch weniger bevölkert als Saaremaa. 25 Kilometer ging es eben und gerade durch den Wald. Das hätte in der Tat langweilig werden können, wenn mir nicht Horden von Radfahrern entgegengekommen wären. Alle ohne Gepäck, ansonsten ein wild gemischter Haufen.

Zuerst ein etwas älterer Deutscher, dann ein österreichisches Paar und zum Schluss habe ich mich noch lange mit einer jungen Polin unterhalten, die mir mehr über diese Organisation erzählt hat, die jedes Jahr eine Tour plant. Wer mitfahren will, ist herzlich eingeladen.

Wegen den 100 Jahren Unabhängigkeit der baltischen Staaten starteten sie in Vilnius, Litauen, fuhren über Lettland nach Estland und waren jetzt wieder auf dem Weg zurück. Es waren ungefähr dreißig Teilnehmer. Ich war ganz froh, dass sie nicht auf dem gleichen RMK wie ich übernachteten.

Nicht zu übersehen war dieser Leuchtturm.

Der Leuchtturm von Kopu. Da er auf dem höchsten Berg von Hiiumaa ist (67 Meter) und er selbst 36 Meter hoch ist, ist er der höchste Leuchtturm an der Ostsee.

Von oben sieht man gut, wie abwechslungsreich es hier ist: eben und Wald, am Horizont kann man noch das Meer erkennen.

Der Schotterweg, der vom Leuchtturm zu meinem Campingplatz führte, ließ mich hoffen, dass er nicht so voll ist. Das prima Wetter hielt noch immer an, es waren Ferien und auch noch Wochenende. Da waren einige unterwegs. Und tatsächlich waren auf  dem kleinen Campingplatz fast alle Plätze belegt – wenn nicht von Menschen, dann von Ameisen. Mein kleines Zelt fand aber schon noch einen Platz

Der Strand war auch hier sehr schön und ich blieb mal wieder bis zum Sonnenuntergang.

Danach war es aber nicht richtig dunkel.

Weil die Ecke der Insel so schön war, fuhr ich noch um die ganze Landzunge und fand weitere nette Plätzchen.

Um Kalana war touristisch mehr geboten. Hier hätte ich mir auch ein Hüttchen mieten können. Aber wozu?

Wunderbare kleine Wege gingen durch den Wald. Teilweise wieder Schotter, aber gut zu fahren. Oben herum fuhr ich auf die östliche Seite der Insel. Zuerst kam eine Abzweigung zu der hölzernen Nachbildung des Eifelturms. Die kleinere Version an der Abzweigung hat mir gereicht.

Auf einmal war die Hölle los. Woher kamen nur die vielen Autos? Zum Glück fuhren alle in Gegenrichtung. Wahrscheinlich kamen sie alle mit der Fähre vom Festland.

Kärdla ist die Hauptstadt der Insel und hat somit auch einen gut sortierten Supermarkt, Grund genug für eine Pause.

Als ich mir überlegte, woher ich jetzt Wasser bekommen könnte, fand ich auf meinem GPS tatsächlich eine Wasserstelle und diese gar nicht weit weg. Ich also nichts wie hin. Es war ein Artesischer Brunnen. 

Ich bekam aus einem Wasserhahn fantastisch frisches, gutes Wasser. Gleich füllte ich alle meine Flaschen. Nun konnte es weiter gehen. Ich bog immer wieder auf die kleinen Sträßchen an der Küste ab. So kam ich an vielen alten Häusern, Kirchen

und Friedhöfen vorbei.

Hier war alles so schön ruhig.

Und dann kam die Überraschung! Auch der Campingplatz war fast leer.

Wahrscheinlich weil es keinen direkten Zugang zum Meer gab. Das war mir heute egal, viel wichtiger war mir, dass dieser RMK Campingplatz nur etwa drei Kilometer südlich von der Fähre auf das Festland war.

Obwohl hier auch viele Bäume abgeholzt werden, gibt es doch noch sehr viel Wald.

Auf der Fähre wurden mal wieder alle meine Geräte geladen und meine Wasserflaschen gefüllt. So konnte ich auf dem Festland gleich durchstarten.

Zufällig habe ich erfahren, dass es als Alternative zum EuroVelo 10 noch einen „Bahntrasse-Radweg“ gibt.

Den musste ich natürlich gleich testen.

 Am Anfang, vom Hafen nach Haapsalu war es noch interessant. Der Weg war kaum breiter als mein bepacktes Fahrrad.

Ich landete direkt am Bahnhof von Haapsalu, der heute wohl eher einem Museum mit alten Loks glich.

Für Sonntagmorgen, vor 11 Uhr, waren schon einige Leute da. Viele saßen im Schatten auf Stühlen und warteten. Auf was wohl? Um 11 Uhr begann die US-Car-Rallye. Einige Exemplare habe ich schon gesichtet. Das brauche ich nun wirklich nicht. Also weiter an schönen alten Gebäuden vorbei.

Aber dann… nur eben und gerade aus. Rechts und links nur Büsche oder Felder. Am Anfang erfreute ich mich noch der Ruhe und der Natur, aber dann…

Zur Abwechslung fing ich an, mit meiner Kamera herumzuspielen,

wollte auch mal so nette Videos von mir machen 😉 Das Video erspare ich Euch, wenigstens zwei Bilder davon,

wo Ihr auch gleich seht, was ich zuerst lernen sollte: meine Kamera gerade hinstellen. 🙂

Nach ein paar weiteren Kilometern trieb mich der Drang nach Abwechslung weg von dem Railtrail.

War ich froh wieder ein paar Kurven fahren zu können.

 

Ein paar rosa-riesen-Marshmellows brachten direkt wieder Farbe ins Spiel.

Ich fuhr geradewegs Richtung Norden zuerst durch prima, ruhige Wälder.

Allerdings sieht man hier, der Wald leidet sehr unter der Trockenheit.

Später kamen Wiesen, auf denen immer wieder große rote Felsen waren.

Was auf den Schildern stand, konnte ich leider nicht verstehen. Ich glaube, es müssen Findlinge sein.

Wie ich den netten Herrn mit seinem Tirolerhut lieben gelernt habe.

Er kündigt den nächsten RMK Camping an. Diesmal war er an einem See. Endlich konnte ich wieder richtig Schwimmen und mich im Süßwasser waschen.

Ich schwamm in die Mitte des Sees, um meine Wasserflasche zu füllen. Obwohl ich das Wasser noch gefiltert und abgekocht hatte, war das keine gute Idee. Mir ging es am nächsten Tag überhaupt nicht gut. Außer den üblichen Beschwerden war ich auch total kraftlos. Trotzdem, ich musste weiter, ich hatte ja kein Wasser mehr. Während ich packte musste ich mich immer wieder hinlegen.

Nach ein paar Kilometern auf dem Fahrrad ging es mir langsam besser.  Nach 30 Kilometern endlich der erste Laden, wo ich Bananen und Cola bekam. Das hilft immer und hat viele Kalorien.

In Padise kam ich an einem alten Bauwerk vorbei. Das sieht ja interessant aus, war mein erster Gedanke und hielt an. Es war ein altes Zisterzienser Kloster. Von der ehemaligen geistigen Hochburg sind heute nur noch ein paar Mauern übrig. Und nirgends ein Schild: Betreten verboten oder ähnliches. Überall kann man herum kraxeln.

Ein interessantes Intermezzo vom Radfahren.

Nachdem ich in Paldiski wieder Bananen und Cola zu mir nahm, war ich wieder endgültig fit und konnte zum RMK Vaana Joessu Telkin. Er ist Tallinn am nächsten und ich vermutete, dass weit mehr los ist. Das Verbot, Feuer zu machen, hält einige vom Campen ab. Es war praktisch leer.

Außer mir war noch eine junge deutsche Familie – ebenfalls mit dem Fahrrad – da.

Ich genoss meine Tasse Tee am Abend mit dem Blick aufs Meer,

Mittlerweile ist es auch in Estland so heiß, dass die besten Stunden zum Radfahren vor 9 Uhr sind. Es gab Radwege bis in die Stadt. Und ich war so früh nicht alleine. Sie werden sehr stark genutzt. 

Auch war es mal wieder sehr gut, sehr früh in Tallin zu sein.

Selbst der Rathausplatz war um diese Zeit noch sehr leer,

Ich konnte mir alles noch in Ruhe anschauen.

 

Tallinn hat mir sehr gut gefallen, hat auch sehr interessante Museen. Einerseits würde ich gerne länger bleiben, aber andererseits zog es mich auch weiter. Die Stadt füllte sich langsam.

Der EuroVelo 10 machte mir mal wieder zu große Schlaufen. Ich dachte, eine Abkürzung wäre besser – sie war dann auf jeden Fall abenteuerlicher.

Zuerst landete ich auf einem Weg, auf den sie gerade frischen Schotter gestreut hatten. Es war fast nicht möglich zu fahren. Kaum fing der Teer an, stand ich vor einer Absperrung. Das, was ich meinte, sei ein Dorf, war in Wirklichkeit ein großer Golfplatz. Und nun? Zurück wollte ich nicht, also weiter. Es war zu windig, als dass viele Golfer unterwegs gewesen wären. Es hat mich kaum jemand gesehen, vielleicht ein paar Überwachungskameras.

Dann kam die Brücke. Oh je, eine schmale Hängebrücke! Zurück wollte ich nun wirklich nicht mehr. Mit Mühe bekam ich mein Fahrrad auf die Brücke. Hoffend, dass nicht wieder eine Windböe kommt, schob ich mein Fahrrad langsam vorwärts. Ich war gerade bei der Hälfte, da kam eine ganze Sippschaft auf der anderen Seite. Die mussten nun halt warten.

Sie staunten nicht schlecht, mich mit dem Fahrrad hier zu sehen.

Für heute hatte ich genug mit meinen Extratouren. Schön auf der Straße fuhr ich zu meinem letzten Campingplatz Tsitre Teklimisala.

An diesem wunderbaren Strand war einiges los. Viele einheimische Familien scheinen hier richtig Urlaub zu machen.

Am Ende vom Strand war ein Turm.

70 Stufen ging es nach oben, von wo ich einen wunderbaren Ausblick hatte.

Eigentlich hätte ich zum Sonnenuntergang hier sein sollen, wenn ich da nicht schon schlafen würde.

Am nächsten Tag ließ ich mein Zelt stehen und fuhr ohne Gepäck nach Käsmu im Lahemaa Nationalpark. eEin richtig schöner Urlaubstag. Heute waren meine Abkürzungen die bessere Wahl. Wunderschön ging es durch den ruhigen Wald.

Vor Käsmu kam ein wunderbar neuer Radweg direkt an der Bucht entlang mit einer Aussichtsplattform in Form eines Bootes.

Die Stadt selbst war nett, etwas touristisch. Als ich ein nettes Plätzchen an einem kleinen Hafen fand und Pause machen wollte, startete doch tatsächlich jemand seine Motorsense. Kaum 30 Minuten in dem Ort drehte ich wieder um. Auf der Aussichtsplattform konnte ich in Ruhe Pause machen.

Endlich mit Rückenwind ging es zurück zum Camping und am nächsten Tag zurück nach Tallinn. Kurz darauf war ich auf der Fähre nach Helsinki.

Ich brauche wohl nicht zu bemerken, dass Estland mir bisher am besten gefallen hat. Wirklich ein wunderbares Land. Ich werde es sehr vermissen.

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert