Nordengland und der südwesten Schottlands


Mitunter ein bisschen Sonnenschein

Fahrradfahren in Großbritanien

Was fällt Euch zum Thema Fahrradfahren in England und Schottland ein? Richtig: Regen und Stechmücken. Aber es kam noch schlimmer.

England

Fliegen oder nicht fliegen – mit dem Klimawandel sollte diese Frage ja schon beantwortet sein: nicht fliegen. Und trotzdem setzte ich mich darüber hinweg und habe einen Flug nach Manchester gebucht.

Die Frage, wie ich mit dem ganzen Gepäck und einem eingepackten Fahrrad auf den Flughafen komme, hat sich auch schnell erledigt. In Basel auf dem Flughafen kann man einen Fahrradkarton käuflich erwerben.

Also ging es ganz normal mit dem Zug nach Basel und mit dem Fahrrad auf den Flughafen. Direkt am Schalter für übergroßes Gepäck bekam ich den Karton, dazu Schere und ein Klebeband, das ich ich dabei hatte

Der Karton war so groß, ich musste kaum etwas abmontieren. Luft raus, Pedale ab, Lenker umgedreht, Vorderrad raus – und ab in die Kiste.

Die Fahrradtaschen kamen in die chinesische Billigtasche und ein paar Meter weiter hatte ich alles los. Wie einfach – und alle waren so nett und hilfsbereit. Das verleitet direkt zum Noch-Mehr-Fliegen, wenn man es mit dem Bahnfahren vergleicht, wo man die ganze Zeit alles mitschleppen muss, von Gleis zu Gleis, in den Zug, aus dem Zug….

Hier ging es aber auch beim Fliegen nicht ohne Verspätung. Es war ein großer Fehler, am 31. Juli, einen Tag vor dem Schweizer Nationalfeiertag zu fliegen.

Es machte den Eindruck, alle Bürger wollten schnell das Land verlassen. So einen Menschenauflauf hatte ich noch nie auf einem Flughafen gesehen. Ob sich jeder diese Eingangsfrage gestellt hat?

Nicht nur mein Flugzeug hatte zwei Stunden Verspätung, alle anderen Flugäste mussten mindestens genauso lange warten.

Nach Mitternacht kam ich in Manchester an. Für die erste Nacht hatte ich ein Hotel gebucht. Da es wider Erwarten nicht geregnet hat, baute ich mein Fahrrad zusammen und fuhr los. Auf meinem GPS hatte ich die Route ins Hotel geladen. Es war fantastisch und eigentlich das Beste für meine Sicherheit. So konnte ich mich gleich auf unbefahrenen, beleuchteten Straßen und in ruhige Wohngegenden an den Linksverkehr gewöhnen.

Um zirka 3 Uhr morgens kam ich im Hotel an. Einchecken und schlafen!

Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, dass Leute mir wünschten, dass sich das Wetter bald besserte.

Auf einmal fand ich mich vor dem Fußballtempel wieder.

Wahrscheinlich war ich die einzige, die rein zufällig hier war und einfach nur vorbei fuhr. Vorher musste ein Foto unbedingt sein.

Es gibt wirklich schöne Radwege in und um Manchester herum

An der Anzahl der Brombeeren denke ich, dass hier nicht viele hungrige Radfahrer vorbei kommen.

Dann war Schluss mit Sonnenschein. Der Regen trieb mich von einem Pub in das nächste.

An den Wegen entlang des Kanals war der Weg kaum mehr von dem Kanal zu unterscheiden.

Bei schönem Wetter hätte es schön sein können. So war ich danach nur schön dreckig und nass.

Meine Lust zu zelten ist ebenso weggewaschen worden.

Meine Laune hat sich erst nach einer heißen Dusche und dem Anblick des Wasserkochers, den es in jedem Hotelzimmer gibt, gebessert.

Auch mein Morgenkaffee war somit gleich gesichert.

Im Fernsehen sah ich, dass die Leute hier schon einiges an Regen hinter sich hatten. Ein Staudamm in der Nähe von Manchester drohte zu brechen, einige Dörfer wurden evakuiert.

Am Morgen war es wieder trocken. Viele Radrouten sind hier ausgezeichnet. Öfters muss man die Straße queren. Dazu gibt es diese wunderbare Ampel.

Aber nicht, dass man gleich über die ganze Straße kann, wenn das grüne Fahrrad aufleuchtet. Es geht nur in kleinen Schritten von Fahrbahn zu Fahrbahn, von Verkehrsinsel zu Verkehrsinsel. Bis zu viermal kann man auf den Knopf drücken und warten, bis man endlich von einer Seite auf der anderen ist.

Dann doch lieber am Kanal entlang,

bis ich endlich – wenigstens kurz – am Meer war.

Es war Wochenende, dazu noch relativ gutes Wetter. Für lange Zeit das einzige Mal, dass ich jemanden im Wasser sah.

Die Radroute ging weiter am Kanal entlang.

Was so einfach und locker aussieht, wird mit manchen Überraschungen aufgepeppt.

Mit normalem Fahrrad sicher kein Problem die Stufen zu fahren. Mit meinem voll beladenem Fahrrad schon eine größere Herausforderung. Zum Glück ging es hinunter und nicht hinauf.

Richtig idyllische Dörfer gab es hier.

Zum Beispiel Beetham, am Rande des Lake District Nationalpark.

Und da es den ganzen Tag nicht geregnet hat, einer der wenigen Tage, fand ich ein prima Plätzchen zum Wildzelten an einem Wanderweg.

Das war der einzige schöne Sonnenuntergang

Aber da es so viel regnet ist es so schön grün und alles blüht.

Nicht nur Seen gab es im Lake District,

sondern auch Berge.

Bis zum nächsten See und dazwischen, weil es so viel geregnet hat, viel Wasser zum Fallen.

Und zurück in der Zivilisation.

Schottland

Ich hätte kaum bemerkt, dass ich die “Grenze” zu Schottland überschritten habe.

Eigentlich hätte ich ein großes Schild erwartet. Das steht anscheinend nur an der Autobahn, nicht auf dem Radweg. Zumindest wurde das erste Haus Schottlands gut gekennzeichnet. 

Außer der Fahne hat sich nichts geändert. Vor allem das Wetter nicht.

Die Wolken lösten sich bald in Regen auf. Ich ging mal wieder auf einen Campingplatz und holte mir die Chips, die eigentlich zu dem Fisch gehören, auf den ich aber gerne verzichtet habe.

Auch am nächsten Morgen wurde mein Kaffee verwässert.

Langsam gewöhnte ich mich daran mein Zelt nass ein- und auszupacken.

Wenigstens hörte es dazwischen kurz auf, als ich durch den “Galloway Forest Park” fuhr. Aber nur kurz. Um die Mittagszeit hatte ich wirklich keine Lust mehr. Ich überlegte mir, wo ich denn übernachten könnte.

Obwohl ich es früher öfter benutzt habe, denke ich heute nur noch selten an “Warm Shower”, dem Übernachtungsnetzwerk für Radfahrer. Mein Glück war mir wieder hold. Nicht allzu weit entfernt wohnt eine australische Familie. Kurz eine Nachricht geschickt und mal los gefahren.

Michael antwortete sofort, ich könne am Abend kommen. Es war mir ja schon peinlich so kurzfristig aufzutauchen. Aber dann auch noch so triefend nass.

Die ältere Tochter räumte mir ihr Zimmer, meine Kleider wurde zum Trocknen aufgehängt und zum Essen gab es einen prima australischen Wein. Und natürlich wurde Australien und Schottland rauf und runter diskutiert.

Vor allem ihre Meinung über die schottische Mentalität hat mich interessiert. Sehr gesprächig schienen sie mir nicht, mal abgesehen, dass ich auf dem Lande die Leute kaum mehr verstand. Zum Glück verstanden sie mich, wenn ich nach Wasser fragte.

Sie verreisen anscheinend nicht, bleiben in Ihrem Gebiet. “10 km weiter die Straße runter versteht sie auch niemand” meinte ich. Das ist aber im Schwabenland nicht anders. Da hat jedes Dorf seinen eigenen Akzent.

Ich freute mich, spontane und gesprächige Australier getroffen zu haben. Vielen Dank nochmals.

Der Einladung noch einen Tag zu bleiben konnte ich leider nicht nachgehen. Es sollte zur Abwechslung mal trocken bleiben.

Dank Michael, der mir eine wunderbare Strecke vorgeschlagen hatte, stand mir ein fantastischer Tag bevor.

Neben schottisch spricht man nicht nur die keltische Sprache „Gälisch“, man schreibt sie auch. Zum Glück wird die Englische Variante dazu geschrieben.

Zuerst schon durch die Berge auf den typischen schmalen Straßen, dann wieder der Küste entlang. Südlich von Ayr ist es ganz schön nobel. Sogar Trump hat hier sein Ferienhaus. 🙂

Natürlich mit einem riesigen Golfplatz davor.

Zwei Tage nacheinander Sonnenschein geht nicht

An den Stränden war nichts los. Man musste auch nicht ins Wasser, um nass zu werden.

In Largs packte man die Fahrräder sogar schon warm ein.

Weg von der Küste ist es einfach ruhiger und schöner

Erst zur Fähre war ich wieder am Meer. Und ruck zuck im Loch Lomond Nationalpark.

Und weil es mal wieder so schönes Wetter war und es keinen offiziellen Campingplatz gab, habe ich mich wieder in die Büsche geschlagen.

Der Regen war am nächsten Morgen nicht einmal das Schlimmste. Die Invasion von Nacktschnecken fand ich viel übler. Das möchte ich hier lieber nicht weiter ausführen.

Bei größtem Sturm und Regen ging es an Seen vorbei und über Berge. Auf einem Pass sah ich zwei Jungs auf einem Tandem. Sie schrien mir nur zu, dass ich die erste Radfahrerin heute bin. Mehr an Konversation war nicht möglich.

Hier oben gibt es keine Fähren. Man muss um die Buchten und Seen herumfahren. Bei dem Wetter fand ich es äußerst lästig, die Straße gegenüber, nur vielleicht 500 Meter entfernt, aber erst in 30 Kilometern zu erreichen, zu sehen.

Triefend nass und immer noch im Regen kam ich in Inverary an.

An der Tankstelle konnte ich wenigstens einen heißen Kaffee bekommen und mich unterstellen.

Meine Erinnerungen an den Ort sind deswegen nicht so süß.

Am Nachmittag hörte es tatsächlich auf zu regnen. Relativ trocken kam ich über den nächsten Berg und um den nächsten See.

Kurz vor Oban fing es wieder an. Hier ist der Hafen für die Fähren zu den Äußeren Hebriden.

Etwas außerhalb in den Bergen fand ich einen kleinen Campingplatz: Roseview Camping. Der hat sich auf nasse Wanderer und Radfahrer eingestellt. Es gab eine Camperküche und einen überdachten Grillplatz. Hier konnte ich wenigstens im Trockenen sitzen und mein Essen kochen. Das was sie am Hafen angeboten haben, sagte mir nicht so zu.

In der Hoffnung, dass das Wetter auf den Hebriden wesentlich besser wird, ging es am nächsten Tag auf die Fähre.

Und wie ging es weiter? Mehr dazu nächstes Mal.


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2 Gedanken zu “Nordengland und der südwesten Schottlands

    • doroFleck Autor des Beitrags

      Hallo Felix,

      ich hatte wahrscheinlich sehr viel Pech mit dem Wetter. Drei Wochen vorher war es anscheinend auch noch sehr viel besser.
      Aber das gehört halt dazu 😉

      Viele Grüße,
      Dorothee