Erster Monat auf Tour: Warmup in Südeuropa.
Kaum zu glauben, ich bin tatsächlich schon mehr als einen Monat unterwegs. Die Zeit vergeht so schnell, wenn ich auf dem Rad sitze, auch wenn ich sehr langsam fahre.
Start in Deutschland.
Wahrscheinlich war der erste Morgen der kälteste – die Autoscheiben hatten eine dicke Eisschicht.
Die Abfahrt war sehr unspektakulär. Meine Schwester machte ein paar Abschiedsfotos und eine Nachbarin kam zum Ade sagen heraus. Ein neuer Nachbar kam vorbei, fragte: „Wohin geht es denn“ – „Nach Afrika“. Er machte ein Gesicht, als ob ich ihn veräppeln wollte.
Es war sehr bewölkt und windig, mir wurde nicht richtig warm.
Frankreich
Nach 53 km ging es bei Breisach über den Rhein nach Frankreich. Ade Deutschland!
Meine erste Nacht verbrachte ich bei Freunden in der Nähe von Mulhouse. Es war totale Finsternis, als ich dort angekommen bin. Es war aber noch nicht einmal 18 Uhr. Die kurzen Tage gefielen mir überhaupt nicht. Wenn ich weiß, dass mich ein lieber Empfang, Bett und Essen erwartet, ist es nicht ganz so schlimm.
Am nächsten Tag ging es nur kurz weiter, bis in Sundgau, etwa 50 km.
Es ging an Tieren vorbei, die anscheinend nicht mehr nach Afrika wollen.
Ich wollte die Reise langsam angehen lassen, so fit war ich wirklich noch nicht.
Darum gab es gleich am dritten Tag einen Ruhetag. Wer weiß, wann ich meine Freunde wieder sehe. Nochmals einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.
Dann wurde es ernst. Vorbei waren Netz und doppelter Boden, einfach los ins Ungewisse. Wie bei meiner Atlantiktour im Sommer, ging es auch hier an Kanälen, Flüssen
und auf dem RhoneRadweg in den Süden. Es war fantastisch, um mich an das schwere Gepäck zu gewöhnen.
Es mangelte auch nicht an Plätzen, wo ich mein Zelt aufschlagen konnte. Das Wetter war fantastisch. An einem Abend war es sehr windig und sah nach Regen aus. An einer Schleuse an der Saone fragte ich einen Mann, der dort zugange war, ob ich irgendwo im Windschatten zelten darf. Bei der Aussicht auf Regen bot Stephan mir sein Hausboot zum Übernachten an. So ging der einzige wirkliche Regen spurlos an mir vorüber.
Die Strecke an der Rhone bin ich erst in umgekehrter Richtung gefahren, als ich von meiner zweiten Weltumrundung zurück gekommen bin. An einiges konnte ich mich erinnern, einiges haben sie in den eineinhalb Jahren neu erstellt.
An den Gestaden der Rhone verbrachte ich Heilig Abend. Anstatt des Weihnachtsbaums hatte ich eine Kerze und oben auf dem Berg war eine Burg erleuchtet. Sehr besinnlich.
Der erste Weihnachtsfeiertag war fantastisch. Besser kann man den Tag eigentlich nicht verbringen. Weit entfernt von jeglichem Konsum und Völlerei, einfach den Tag in der Natur genießen und sich des Lebens erfreuen.
In den nächsten Tagen fuhr ich an unzähligen überfüllten Mülleimern vorbei. Auf der Straße wurden die Geschenke ausgeführt und ich fragte mich, wie lange es dauert und all die Geschenke, meist aus Plastik, sind auch Müll.
Wegen des Weihnachtsmarktes, der in Frankreich bis Neujahr geht, erkannte ich Narbonne nicht wieder. Erst in der Touristen-Information merkte ich, hier war ich schon mal.
Zweimal war ich in einem günstigen Motel, um mir endlich mal eine Dusche zu gönnen und Kleider zu waschen. Auch ein längerer Abend im Internet tut ganz gut von Zeit zu Zeit.
Das zweite Mal war bei Perpignan. Da wußte ich leider noch nicht, wie nah Spanien ist.
Nach zwei Wochen entlang von Flüssen und Kanälen war ich auf einmal mit den Pyrenäen konfrontiert.
Schon dreimal habe ich sie in beiden Richtungen überquert. Diesmal wählte ich die Route über Le Perthus.
Da parallel die Autobahn führt, hoffte ich, dass die Straße ruhiger ist. Weit gefehlt! Es war der Horror. Auf den Aquädukten der Autobahn sah man lange LKW-Schlangen vor der Grenze. Frankreich hat ja die Grenzkontrollen verschärft. Zuerst dachte ich, das ist der Grund, weswegen alle PKWs auf die Nebenstraße auswichen.
Auch dabei lag ich komplett falsch. Schon zwei Kilometer vor Le Perthus staute es sich. An qualmenden Auspuffen konnte ich vorbei fahren. In dem Dorf sah ich dann den wahren Grund des Verkehrsaufkommens: ein Geschäft reihte sich an das andere, überall konnte man günstig Alkohol und Tabak kaufen. Dieser Teil der Stadt gehört zu Spanien, deswegen können Franzosen hier sehr günstig einkaufen.
Spanien
Sehr ruhig auf einer großen Straße ging es direkt nach Figueras,
einer wunderbaren Stadt. Gerne wäre ich in das Dali-Museum.
Die Schlange schreckte mich doch sehr ab. Da ich erst in Perpignan in einem Motel war, wollte ich nicht gleich in der nächsten Nacht in ein Hotel. Zu dumm, dass ich nicht vorher wußte, wie nah Figueras war.
Es war der 30. Dezember und schönster Sonnenschein. Mich zog es wieder an das Meer und ich konnte Silvester in einem Wald an einer der schönsten Küstenstraßen Europas, zwischen Sant Feliu und Lloret de Mar mit Blick auf Tossa de Mar feiern.
Das erste Mal, dass ich eine kleine Flasche Wein für mich hatte.
Um 20 Uhr habe ich mich in mein Zelt zurückgezogen, mit der Zuversicht, dass wenn es was gibt, ich schon geweckt werde. Dem war dann auch so. Von beiden Seiten, sowohl vom Meer, als auch von den Bergen kam Feuerwerk. Komisch, Spanier machen kein Feuerwerk zu Silvester. Wahrscheinlich gibt es auch hier viele Deutsche.
Am 1. Januar kam ich nach Barcelona. Ich dachte, mich trifft der Schlag! So viele Leute. Im Hafen lagen wahrscheinlich mehrere Kreuzfahrtschiffe. Nach zwei Stunden Suche fand ich glücklich und müde ein Hostel. Wahrscheinlich ist das denkbar die schlechteste Zeit, die Stadt zu besuchen. Ich bin nur froh, dass ich hier vor 15 Jahren schon einmal war.
Mittlerweile muss man für den Park Guell 8 Euro Eintritt zahlen.
Auch hier stand ich um 13 Uhr vor einer langen Schlange. Mir wurde gesagt, wenn ich jetzt ein Ticket kaufe, darf ich um 17 Uhr hinein, kurz bevor es dunkel wird. Nein Danke! Die Aufsicht war sehr auskunftsfreudig.
Im Sommer ist es anscheinend noch schlimmer. Es waren bis zu 8000 Besucher zur gleichen Zeit in dem Park. Jetzt dürfen alle halbe Stunde 450 Besucher hinein. Eine gute Einnahmequelle für die Stadt.
Ich fuhr am 3. Januar weiter. Zuerst kam wieder eine sehr kurvenreiche, bergige Küstenstrecke. Auch hier waren unzählige Autos unterwegs, in beide Richtungen. Aber auch Pulks von Radfahrern, natürlich alle ohne Gepäck. Ich war doch sehr glücklich, als ich heil in Sitges angekommen bin.
Weiter ging es an einer recht verbauten Küste entlang, mit mehr oder weniger schönen Radwegen.
Ein Highlight war der Naturpark la Serra d’Irta südlich von Peniscola. Zwar alles Schotterpiste, aber sehr pittoresk.
Vor allem früh am Morgen, als über dem Meer gerade die Sonne aufging auf der anderen Seite die felsigen Berge.
Bei Castello gibt es fast nur noch Mandarinen und Orangenplantagen bis Valencia.
Diese Stadt war eine wahre Überraschung. Sehr interessant, mit vielen historischen Gebäuden, einem Park im ausgetrockneten Flussbett. Hier pulsierte das Leben, allerdings ohne viele Touristen.
Jetzt bin ich noch ein bisschen weiter südlich in der nähe von Benidorm, dem deutschen Spanien. Die Briten sind auch sehr zahlreich vertreten.
So arbeite ich mich langsam nach Algeciras vor, von wo die Fähre nach Marokko geht. Es ist einfach fantastisch, wieder auf Tour zu sein und jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt.
Hallo Dorothee Ehrlich mir wärs ein bisschen zu kalt jetzt im Winter .Du bist ja bald in Africa bestimmt Wirts dort wärmer.ich freue mich über deine Berichte von dort ,wenns nicht zu gefährlich ist geh ich auch mal. Ps gehe im Februar zwei Monat nach Thailand und fahre dort auch mit Zelt und allem drum rum.viele Grüsse w Kessler zürich
Es ist hier ja gar nicht mehr so kalt. Den Winter merke ich nur, da es ab und zu am Morgen 0 Grad hat.
Viel Spaß in Thailand. In Thailand habe ich kaum gezeltet, nur zweimal an Tempel. Es gibt genug günstige Unterkünfte und nicht sehr viele Möglichkeiten zum Zelten.