Der Nordosten Südafrikas und Swaziland
Nachdem ich zehn Tage in Lesotho, einem anderen Afrika, war, ging es vorerst wieder zurück nach Südafrika, bevor ich dieses Land endgültig Richtung Swaziland verließ.
Direkt hinter der Grenze von Lesotho gab es den „Camel Rock“ Campingplatz
wunderschön von den Felsen umgeben. Das war einer der Vorteile von Südafrika. Ein weiterer: der Besitzerin reichte ein Blick auf mein Fahrrad und mich und sie beschloss, dass ich gratis übernachten darf.
Zuerst war ich alleine, dann kam ein Australisches Paar.
So kam zu der ersten heißen Dusche seit langem, das erste Glas Wein!
Ich vermisste zwar Lesotho sehr, aber auch dieses Land hat seineAnnehmlichkeiten.
Der nächste Tag wurde nicht mehr so angenehm. Nach 500 Metern hat es angefangen zu regnen und hörte den ganzen Tag nicht mehr auf. Ein weiterer Vorteil von Südafrika: es hat wieder einen breiten Seitenstreifen. Ich wollte zum Glück nur 45 Kilometer bis nach Clarens fahren.
Es gibt im Leben so manche Dinge, da muss man einfach durch, wie hier. Ab und zu konnte ich zwischen den Wolken erahnen durch welche schöne, bergige und felsige Landschaft ich fuhr.
Kurz vor Clarens war auf einmal ein Stau. Sehr verwunderlich. Dann sah ich die Anzeigetafeln für ein riesiges, mehrtägiges Musikfestival. Besucher versuchten mit ihren Autos aus dem verschlammten Parkplatz heraus zu kommen, die Neuankömmlinge wollten hinein. Das große Chaos. Ich fuhr schnell weiter.
In Clarens ging ich sofort ins Backpacker, wo ich auch im Notfall zelten konnte. Aber nur im Notfall!
Der junge Mann sah mich frierend und triefend nass, gab mir ein Einzelzimmer, wenigstens für diese Nacht für den gleichen Preis wie zelten. Es war frisch gestrichen worden und sollte noch auslüften. Deswegen war es noch nicht vergeben. Hatte ich mal wieder Glück!
Nach einer langen heißen Dusche ging es mir wieder viel besser. Bei meinem Bummel durchs Dorf verstand ich auch, warum alle so von Clarens schwärmen. Es ist ein richtig „lieblicher“ Ort mit Galerien, Geschenkläden, in denen es immer so komisch süßlich riecht, sowie Weinhandlungen. Meiner Meinung nach ist es zwar nett, aber gehört es nach Afrika? Nur ein paar Kilometer südlicher, in Lesotho, sieht die Welt ganz anders aus.
Ich beging den Fehler, dass ich mir eine Flasche Wein kaufte, aus der ich am Abend nur etwas trank. Das war nun wirklich das letzte Mal. Den Südafrikanischen Wein vertrage ich einfach nicht. Mir ging es das ganze Wochenende nur noch schlecht.
Ich wollte eh ein paar Tage ausruhen. Die Höhenmeter von Lesotho saßen mir noch zu sehr in den Knochen. Das Wetter wurde wieder viel besser und das Backpacker war sehr schön gelegen,
am Ende dieser Schotterpiste, direkt unter den Felsen.
Ab und zu begab ich mich in den Ort, um wenigstens ein bisschen Bewegung zu haben.
Nach drei Nächten war ich dann soweit wieder hergestellt, dass ich die nächsten Berge in Angriff nehmen konnte. So hoch wie in Lesotho ging es zwar nicht mehr, aber einige Höhenmeter waren in dem Golden Gate Nationalpark noch zu bewältigen.
Die Felskulisse war mal wieder gigantisch
Immer enger wurde die Schlucht
Bis es nach dem Pass (2046 m) wieder hinunter ging.
Vorbei waren die schönen „weichgespülten“ Orte, jetzt kam wieder der Gegensatz: Townships.
Harrysmith war eine größere Stadt, in der sich alles vermischte. Der Caravanpark wurde in einer absolut teuren Version zwischen Tankstellen und Fast-Food Ketten an den Stadtrand verschoben.
Dafür war ich dann am nächsten Tag gleich auf einer wunderbaren Strecke, fernab von dem Touristenstrom, Richtung Memel unterwegs.
Hier gab es sogar wieder wilde Tiere zu sehen.
Erst nach 46 Kilometern kamen ein paar Häuser, die sich Verkykerskop nennen. Herzstück des Ortes ist sicherlich der kleine Laden.
Man fühlt sich sofort in die Vergangenheit versetzt.
Liebevoll wird der Laden von Generation zu Generation übernommen.
Hier konnte ich mich so richtig gut ausruhen und erfrischen.
Von der Besitzerin wollte ich wissen, ob Memel auch so schön sei. Sie meinte, es sei größer und mehr los. Worauf wir beide lachten. Kleiner und weniger los geht wohl kaum.
Ich fuhr trotzdem weiter. Landschaftlich blieb es fantastisch. Es ging auf über 2.000 Höhenmeter hoch. Die Straße war allerdings eine Katastrophe: große Steine. Nicht sehr angenehm zu fahren. Ab und zu, wenn es sehr steil wurde, war es ein Stück geteert.
Die Sonne ging langsam unter. Alles war eingezäunt, nirgends ein Haus, wo ich fragen hätte können, ob ich zelten kann. Mir blieb nichts anderes übrig, als nach Memel durchzufahren.
Es war stockdunkel, als ich dort ankam. An der Hauptstraße brannten ein paar Straßenlampen. Ansonsten war es stockdunkel. Dank GPS und Smartphone fand ich die Polizeistation, wo ich endlich zelten konnte.
Dann kamen nochmals zwei Pässe. Sie sind zwar insgesamt nicht so hoch wie in Lesotho, da aber auch der Ausgangspunkt niedriger ist, ist der Höhenunterschied fast genau so groß.
Hinunter gab es eine Abkürzung auf einem Feldweg. Wieder hinauf musste ich leider die Nationalstraße mit viel Verkehr, schmalen Seitenstreifen und engen Kurven.
Dann war ich in Volksrust, wo ich einen wunderbaren Zeltplatz an einem kleinen See fand.
Am Morgen war alles im Nebel.
Ich war die einzige, die hier zeltete. Alles war so schön ruhig. Ich blieb. Ein Tag Ruhe tat mir sehr gut.
Am Spätnachmittag wieder schönstes Abendlicht.
Dann kamen meine letzten beiden Tage in Südafrika, mit schmucken Städtchen wie Wakkerstrom, Townships, Pässe,
bis es dann gleich hinter Piet Retief zur Grenze ging.
Insgesamt war ich fast drei Monate in Südafrika und bin 3.531 Kilometer gefahren.
Ich hatte einerseits eine sehr schöne Zeit. Radtouren in Südafrika sind trotz allem nicht so problematisch, wenn man mal von den großen Städten absieht. Landschaftlich ist es phänomenal und die Leute sind insgesamt sehr nett und gastfreundlich.
Allerdings ist die Situation alles andere als harmonisch. Und es scheint eher schlimmer als besser zu werden.
Swaziland
Von Swaziland wusste ich genau so wenig wie von Lesotho. Es ist ebenfalls ein Königreich, insgesamt wesentlich niedriger gelegen als Lesotho. Was aber nicht heißt, dass es auch hier ganz schön bergauf und bergab geht.
Nur halt auf etwas niedrigerem Niveau und somit wärmer.
Auch wenn es laut Wikipedia zu einem der am wenigsten entwickelten Länder zählt, machte es auf mich einen wesentlich entwickelteren Eindruck als Lesotho.
Gleich am zweiten Tag entdeckte ich die Initiative „Baobab Batik“,
die sehr erfolgreich einheimischen Künstlern hilft
Gleich daneben waren riesige Ananasfelder. Wer soll nur all die Früchte essen?
Weiter im Norden gibt es Zuckerrohrplantagen. Das Land ist sehr grün und fruchtbar.
Wo keine Plantagen sind, sind Nationalparks. Die drei größten sind Hlane, Mlilwane
und Mhkaya. Tourismus spielt eine große Rolle.
Durch den Hlane und Mlilwane Park konnte ich immerhin mit dem Fahrrad fahren (in Mhkaya war ich nicht). Im Mlilwane war ich zwei Nächte, es war einfach so herrlich ruhig.
Den Hlane Camping habe ich nur bei Nacht gesehen.
Leider hatte ich als Souvenir Dornen im Reifen, die mir in den nächsten Tagen noch einige Platten bescherten.
Mittlerweile war ich sehr tief gesunken und es war sogar in der Nähe des Parks so etwas wie eben.
Zur Grenze zur Mosambik musste ich wieder ganz schön den Berg hoch. Mittlerweile war ich aber wieder fit und gestärkt.
Ich war nur vier Tage in dem Land, was mir durchaus gereicht hat. Es war nach Lesotho nicht so spannend und machte eher den Eindruck eine weitere Provinz von Südafrika zu sein.
Als nächstes kam Mosambik und endlich wieder Meer.
Wie es mir in dem Land, über das ich so viele Warnungen bekommen hatte, erging, lest ihr nächstes Mal.
Einfach ganz toll was Du von Deiner Reise schreibst. Ich geniesse es. Ich wünsche Dir weiterhin eine tolle Zeit.
Vielen Dank, Marcel. Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim lesen. Es kommt noch einiges 😉