Guinea Bissau und Guinea Conakry


Im Land der Cashew und Mangos:

Guinea Bissau und Guinea (Conakry)

Hinter mir liegen schon vier afrikanische Länder, einige tausend Kilometer, das meiste nur Wüste. Auch Senegal war so kurz vor der Regenzeit nicht allzu grün. Nach der Meinung anderer Reisenden wird es, nicht nur bezüglich der Vegetation, immer besser. Da war ich ja mal gespannt.

Mein erster Eindruck von Guinea Bissau: WOW, ist das grün hier!!

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Es ging durch einen richtig grünen Tunnel, durch Wälder voll mit Cashew Bäumen. Die Ernte war in vollem Gange. Eigentlich wird nur die Bohne, die unten an der Frucht dran hängt, geerntet.

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Um den für uns genießbaren Cashew-Kern zu bekommen, muss die Bohne noch bearbeitet, geröstet und geschält, werden. Ich hatte mehr Interesse an der Frucht selbst. Meist wird sie auf dem Boden liegen gelassen und den Schweinen, oder mir, überlassen. Sie ist so saftig, dass ich mir zwei Rad-Shirts damit verdorben haben. Die Flecken bekommt man nicht mehr heraus.

Manche Frauen machen aus den Früchten auch Saft. Auch wenn es nicht nach hygienischem Standard ist, versuchen musste ich es schon. Einfach lecker. Er ist leicht säuerlich, das Beste gegen den Durst.

Die wenigen Orte, die kamen, waren nicht so mein Fall. Auf der engen Straße war auch noch Markt, was die Straße einspurig machte. In beiden Richtungen ging dann gar nichts mehr. Irgendwie wurstelte ich mich durch.

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Allerdings interessant, was man da so alles bekam. Falls mein marokkanisches Vorderrad schlapp gemacht hätte, hätte ich hier ohne Probleme ein Neues bekommen.

In Bissau war ich kurz auf der nigerianischen Botschaft. Hier sollte man am Besten das Visum für das Land bekommen. Mir wollten sie kein Visum ausstellen, überredeten mich, es in einer Stadt näher an Nigeria zu versuchen. Ob das mit den Unruhen im Nigerdelta zusammenhing?

Auch hier konnte ich bei Einheimischen in ihren Gehöften schlafen. Die Frauen waren wieder von morgens bis abends mit Cashew-Ernte, kochen, waschen, kehren und – wenn dann noch Zeit blieb – die Kinder zu versorgen, beschäftigt. Viele Männer hingen weitgehend nur herum. Natürlich gab es auch andere, die wirklich ackerten, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber es war doch auffällig, dass ein Großteil anscheinend nichts zu tun hat.

Schon als kleines Mädchen lernt man, seinen Pflichten gerecht zu werden.

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Bei den Brunnen sah ich nur weibliche Wesen. Auch wenn die kleinen Ärmchen kaum bis zum Rand des Eimers reichen, werden diese auf dem Kopf weggetragen. Nur wenn ich auftauchte, postierten natürlich auch Männer am Brunnen. 

Die Leute machten einen viel ärmeren Eindruck als in Senegal, aber kaum jemand bettelte mich an, kein Kind verlangte Geld oder Geschenke von mir. Die Sprache hier ist übrigens portugiesisch. Hier wird mir nun „Blanco“ hinterhergerufen. Meist ist es ein ganzer Vers: „blanco bellele, blanco mao. Blanco bellele, blanco mao“. Ich möchte nur wissen, wer das den Kindern immer landesweit beibringt.

Obwohl es sehr schwäbisch klingt, verstand ich das „Bellele“ zuerst nicht. Es heisst „müde“. Seit Marokko werde ich ständig gefragt, ob ich müde bin. Am Anfang habe ich es persönlich genommen, dann erfuhr ich, jeder Weiße wird das gefragt.

Es gibt auch einige Radfahrer.

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auch wenn sie noch von einem ganzen Fahrrad träumen.

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Diesen Burschen musste ich zuerst mal beibringen, dass man ein Fahrrad nicht damit repariert, indem man wild mit der Machete darauf einschlägt. Die Kette hat sich im Hinterrad verklemmt. Mit einem Schraubenschlüssel das Rad leicht herausgenommen und das Problem war sofort erledigt.

Irgendwo hörte ich von einem Grenzübergang bei Contabene nach Boké, Guinea (Conakry). Da ich nach Conakry musste, würde das die Strecke erheblich verkürzen. Nur war die Grenze und die Straße dorthin nirgendwo eingezeichnet. Ich fragte überall nach und immer wurde es mir bestätigt, dass es eine Grenze geben würde, die auch für Touristen offen ist.

In Guinea Bissau gab es erstaunlicher Weise überall Brücken. In Gambia hatte ich bei so manchen Flussüberquerungen eine Fähre.

Hier konnte ich die Stromschnellen von oben bewundern.

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Später las ich, es waren die Salthino Wasserfälle. Egal wie sie heißen, sie waren schön.

In Contabene fragte ich den Polizisten nach dem Weg zur Grenze.

„Gleich da vorne abbiegen.“

„Wo?“

„Da!“ Er führte mich fast dahin und zeigte direkt darauf. OK, das war nun die „Straße“. Ich hätte es eher „Pfad“ genannt.  Aber wenn er meinte – dann fuhr ich mal los.

Nur ein paar hundert Meter weiter kam der Guinea-Bissau Checkpoint. Als der Zuständige meinen Pass durchschaute und all die Visa sah, lachte er nur, machte seinen Stempel rein und ließ mich weiter ziehen.

Nach neun Kilometern sollte die Grenze sein.

Gut, der Spaß konnte beginnen.

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Nach neuen Kilometern kam tatsächlich ein Schild, das darauf hinwies, dass ich nun in Guinea (Conakry) bin. Außer einem Dorf mit Mangobäumen und Kühen gab es allerdings nichts..

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Aber wo bitte ist der Checkpoint? Ich müsste da weiter.

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Hier fand ich tatsächlich Leute, die französisch (wieder die Amtssprache in Guinea (Conakry)) sprachen. Nochmals neun Kilometer.

Sehr viele Touristen scheinen diesen Grenzübergang nicht zu nehmen. Ich sah praktisch auf den ganzen 20 Kilometern niemand, außer Einheimischen, die auf beiden Seiten der Grenze mit Cashew sammeln beschäftigt waren.

Ehrlich gesagt, sehr wohl fühlte ich mich nicht, in dem Land zu sein, ohne zu wissen, wo ich den Einreisestempel bekomme. Die Leute von Guinea-Bissau haben mich zwar raus gelassen. Lassen sie mich auch in Guinea (Conakry) hinein? Wir werden sehen.

Nach abermals neun Kilometern kam wieder ein Dorf. Ein Mann geleitete mich bis zur Immigration, wo ich ohne Probleme meinen Einreisestempel bekam. Die Polizisten waren sehr nett, auch wenn ich sie ihres Schlafes beraubte. Vielleicht waren sie ganz froh, etwas zu tun zu haben.

Irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass nach der Grenze wieder eine „normale“ Straße kommt – weit gefehlt. Jetzt verstand ich auch, warum mir jeder sagte, wie weit es bis Boké ist, der ersten größeren Stadt in Guinea. Dort, wo wieder der Teer anfängt – 116 km. 20 Kilometer hatte ich hinter mir, nochmals 30, dann wird die „Straße“ besser.

Dafür gab es unglaublich viele Palmen. Auch in Guinea wird immer mehr abgeholzt, um Palmen für Palmöl zu pflanzen – ein unglaublich schrecklich umzugreifender Markt. Es gibt kaum mehr ein Produkt, wo kein Palmöl drin ist – von Nutella bis Spülmittel.

Hier gibt es aber noch die „originalen“ Palmölfrüchte. Sie werden geröstet und eine rote, scharfe Soße daraus gemacht.

Wer findet das kleine Männchen bei der Ernte?

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Es kamen immer in so fünf bis zehn Kilometer Abständen Dörfer, wo ich Wasser bekam, und auch übernachten konnte.

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Teilweise war es so sandig, dass es ganz gut tat zu sehen, dass auch andere, weniger beladenere Radfahrer ihre Problem hatten.

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Am Abend zuvor machte man mich schon auf die Flussüberquerung aufmerksam, die in acht Kilometern kommt sollte. Das konnte mich nun wirklich nicht mehr abschrecken.

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Der erste Anblick war imposant – ein sehr breiter Fluss. Es kam aber gerade ein Radfahrer durch. Wenn er es schaffte, schaffe ich es auch! Es war dann sehr viel einfacher als vermutet, trotz den klitschigen Steinen.

Diese Familie,

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zeigte mir den besten Weg. Es war dann gar nicht so viel im Wasser, mehr über die Felsen.

Weiter ging es auf der roten Erde, die mich immer sehr an Australien erinnert.

Auf dieses gepunkelt gemusterte Haus, wie ich es nur hier sah, könnte von den Aborigines stammen.

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Sieht aus, als ob meine Schwalbe Mondial einen Sonnenbrand bekommen hätten.

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Auch Brandrodung war bei den Australischen Ureinwohner, wie hier, üblich

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Dass in dem Qualm und Rauch Kinder spielen, fand ich nicht so witzig. Sie haben aber sofort verstanden, als ich ihnen erklärt habe, dass das nicht so gesund ist.

Nach Dabiss wurde tatsächlich die Strasse besser.

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Das heisst, es konnten wieder Autos und Mopeds durchbrausen und mächtig Staub aufwirbeln.

Die Zeit vor neun Uhr morgens war die schönste.

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da war auch noch alles schön ruhig. An meinem letzten Morgen auf dieser Piste hat es allerdings geregnet. Da hatte ich nochmals mächtig Glück gehabt, dass der Regen nicht früher einsetzte. Auf dieser Piste, die letzten paar Kilometer konnte ich gut im Regen fahren.

In Boké konnte ich zuerst mal richtig Geld tauschen und einkaufen.  Auch endlich mal wieder eine SIM-Karte. Mehr als eine Woche, seit Ziguinchor, war ich ohne Internet, das tat auch ganz gut.

Wie gehabt, übernachtete ich auch weiterhin bei Familien. Manchmal war es doch sehr laut. Sie haben einfach einen anderen Tagesrhythmus als ich. Dass ich um 20:00 Uhr spätestens 21 Uhr ins Zelt gehe und dann auch schlafe, verstand kaum jemand. Es wird bis Mitternacht noch herumgeschrien, was bei ihnen eine normale Kommunikation ist.

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Wie werde ich diese Übernachtungen vermissen. Denn nun kam Conakry.

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An der Hauptstadt des Landes führte kein Weg vorbei. An die deutsche Botschaft lies ich mir meine neue Kreditkarte schicken. Außerdem brauchte ich neue Visa, zumindest für die Elfenbeinküste, mein nächstes Land – dachte ich.

Meine erste Tat in Conakry war ein Anruf auf der deutschen Botschaft. Von meiner Kreditkarte noch keine Spur. Oh je, eigentlich hätte sie schon hier sein sollen.

Zuerst konnte ich bei Caroline, einer jungen Französin, wohnen, die hier für eine Consulting Firma arbeitet. Sie war mir gleich sehr sympathisch. Sie fährt auch Fahrrad, selbst in Conakry zur Arbeit.

Es war Donnerstag. Bevor die Kreditkarte nicht da war, konnte ich kein Visum beantragen, denn ich muss wissen, wann ich einreise. Dazu muss ich wissen, wann ich hier los komme.

Conakry hat mir zuerst überhaupt nicht gefallen, obwohl es vom Verkehr her nicht ganz so chaotisch wie Dakar ist. Aber auch so verdreckt. Das zum Beispiel ist der Strand

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Möchte man wirklich schwimmen, weicht man auf die vorgelagerten Inseln aus, die sind dann wirklich schön.

Dank Caroline und später Comê fühlte ich mich aber schnell wohl. Ich genoss es, mal was ganz anderes zu tun, zum Beispiel Mango-Marmelade zu machen.

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Als die Kreditkarte auch anfangs der Woche nicht da war, ging ich trotzdem schon mal in die Botschaft der Elfenbeinküste, um zu fragen, was ich alles für das Visum brauchen würde.

Zuerst war ich bei einer Dame. Sie meinte, ich könne da nicht mit dem Fahrrad hin, das ist viel zu ermüdend und schlief dabei beinahe ein. Es war wie in einem Slapstick, wenn mir die Sache nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich loslachen können. Ich müsse fliegen – und wieder waren die Augen zugefallen.

Dann kam ein wesentlich wacherer Mann. Er selbst war nett, auch wenn das, was er mir mitzuteilen hatte, nicht so nett war. Alle Grenzen zwischen Guinea und der Elfenbeinküste waren noch wegen Ebola geschlossen. Auch über Sierra Leone und Liberia geht nicht, auch da sind die Grenzen dicht. Der einzige Weg ist Fliegen oder über Mali. Oh je. Ich wollte doch nicht mehr nach Mali, aber fliegen kam erst recht nicht in Frage.

Caroline hatte ein paar Tage frei. Da ihr erster Urlaubsplan geplatzt ist, spielte sie mit dem Gedanken, mit dem Fahrrad auf ihre erste alleinige Radtour zu gehen. Ich bot Ihr an, als Kickstarter, sie aus Conakry heraus zu begleiten.

Also machten wir uns zusammen auf. Den Verkehr meisterte sie souverän. Nur ihr Fahrrad war den Herausforderungen nicht gewachsen. Nach 20 Kilometern fanden wir einen erstaunlich kompetenten Fahrradmechaniker, der sogar neues Tretlager auftreiben konnte.

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Nach 50 Kilometern, als es wirklich wunderschön wurde, kehrte ich in den Moloch Conakry zurück und sie durfte in der schönen grünen bergigen Landschaft weiter fahren.

In Conakry bezog ich mein zweites Domizil bei Comê von der Warmshower. Immer noch keine Kreditkarte. Ich gab auf, lies die neue Kreditkarte sperren, beantragte eine nagelneue, die ich dann per DHL Express nach… ja wohin nun – schicken lassen sollte?

Am Wochenende war wieder Ablenkung angesagt. Zuerst regnete es endlich mal wie aus Kübeln.

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Comê nahm mich mit zum Fischen

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um die Inseln. Das erste Mal, dass ich zum Schwimmen im Meer kam.

Am Montag war ich wieder auf der Botschaft der Elfenbeinküste. Es bestand noch eine Chance, mit einem „laissez passe“ Schein durch die Grenzen zu kommen. Nein – wurde nicht genehmigt.

„Und wenn ich hier ein Visum bekomme und über Mali einreise?“ – das würde mir den Weg zur Hauptstadt von Mali, Bamako, sparen.

„Wenn sie an der Grenze sehen, dass das Visum in Guinea ausgestellt wurde, könnten Sie auch Probleme bekommen.“

„Aber sie können doch auch sehen, dass ich ein Visum von Guinea im Pass habe – und dann?“

Daraufhin zuckte er nur mit den Schultern. Somit war für mich die Elfenbeinküste passé.

An Mali grenzen noch andere Länder, zum Beispiel Ghana. Auch auf der Botschaft von Ghana war ich nicht sehr erfolgreich. Die Frau meinte, ich könne hier nur ein Visum bekommen, wenn ich in Guinea einen Wohnsitz hätte. Außerdem brauche ich eine Einladung, noch dies und das… Das konnte ich (vorerst) auch vergessen.

Das Mali-Visum war kein Problem. Ich hatte das Gefühl, sie waren froh, dass überhaupt noch Touristen in ihr Land kommen. Als er sah, dass ich auch in Mauretanien war, meinte er, ich hätte doch auch schon von dort nach Mali fahren können. Ich meinte nur, ich glaube nicht, dass das derzeit sehr ratsam sei. Da könnte ich recht haben, erwiderte er nur. Nach vier Stunden hatte ich mein Visum.

Mit meiner Bank habe ich vereinbart, dass meine Kreditkarte zum DHL Express Office nach Bamako geschickt wird.

Am Mittwoch verlies ich nach fast zwei Wochen Conakry wieder, ohne Kreditkarte und nur mit einem Visum für Mali. Wie es weiter geht, wird sich in Bamako zeigen.

Die erste Strecke raus aus Conakry ging an Müllbergen vorbei.

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Die Abwasserkanäle wurden für die Regenzeit vorbereitet. Damit das Wasser dort auch Platz findet wurde der ganze Unrat, der sich während der Trockenzeit dort ansammelte rausgeholt. Wäre interessant zu wissen, was weiterhin mit ihm passiert- wahrscheinlich wird er verbrannt.

Dann kam aber anscheinend das schönste Gebiet von Guinea, Fouta Djallon

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das heißt, es ging zuerst steil bergauf, die ersten Berge seit Marokko.

Die erste Nacht schlief ich auf einer Polizeistation auf der Veranda,

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unter dem „Vater unser“ auf Englisch. Sonntags ist hier die Sonntagsschule untergebracht. Es gibt einige christliche Gemeinden in dem überwiegend moslemischen Land, was aber keinerlei Probleme verursacht.

Weiterhin ernährte ich mich von Mangos.

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die Gänse bekamen die Schale.

Je höher ich kam, desto angenehmer wurde die Temperatur. Vor allem nachts war es angenehm kühl. Ich konnte wieder gut im Zelt schlafen.

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Jeden Abend komme ich mir wie ein Clown oder Magier vor, wenn ich vor den staunenden Augen der Kinder mein Zelt aufstelle.

Unglaublich, was auf den Straßen alles unterwegs ist. Manchmal sieht man das Gefährt vor lauter Ladung und Abgasen nicht mehr.

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Ich kam gerade einen Berg hoch, da traf ich auf ein paar Frauen.

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Als sie mich sahen, fingen sie an zu singen, tanzen und klatschen. Sie waren auf dem Weg zu einer Hochzeit und waren sehr guter Dinge. Nächste Woche fängt Ramadan an, anscheinend möchte jeder vorher noch heiraten. Warum nur?

Außer der schönen Aussicht

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im Fouta Djallon Genoss ich den Abendhimmel. Diese Sonnenuntergänge

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oder Wetterleuchten habe ich sonst selten gesehen. Es hörte überhaupt nicht mehr auf zu blitzen.

Vom Regen war ich bisher verschont geblieben, höchstens nachts kam etwas runter. Dann vor Dabola erwischte es mich beinahe. Ich war noch Mitten in den Bergen, als es plötzlich sehr schwarz wurde. Die nächste Stadt war nur noch sieben Kilometer entfernt. Wer erreicht sie zuerst, ich oder das Gewitter?

Mein Vorteil war, dass es den Berg hinunter ging. Mit den ersten Sturmböen, aber vor den ersten Tropfen erreichte ich die ersten Häuser und konnte mich gleich unter eine Veranda flüchten. Der Besitzer meinte, ich solle auch das Fahrrad hoch stellen.

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Er wird gewusst haben, wie es hier in kürzester Zeit aussehen wird.

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Der ganze Vorplatz war ein See.

Plötzlich sah ich ein Kleinkind in den Fluten waten. Erschrocken rief ich, zeigte auf das Kind, war gerade dabei mich in die Fluten zu stürzen. Der Mann meinte nur seelenruhig „Das ist nicht meins.“ Ich fasste es nicht. Aus dem Nachbarhaus kam die Mutter herausgestürzt und schnappte das Kind, das sofort einen Klaps auf den Hintern bekam. Das darf man hier noch.

Dann fing Ramadan an und der sonst so betriebsame Markt sah auf einmal so aus:

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Anscheinend wird während des Ramadan von 5 Uhr bis 7 Uhr morgens verkauft. Da bin ich zwar schon wach , aber noch nicht auf dem Markt.

Wie war ich froh, als ich doch noch ein paar „Abtrünnige“ sah, die den ganzen Tag am Wegesrand Mangos verkauften

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Später relativierte es sich. In manchen Dörfern war ganz normal Markt, sogar mit Frauen, die selbstgemachte Erdnussbutter verkauften. Paradiesisch. Für ein paar Cents konnte ich meine Dose füllen lassen.

Um zu essen und trinken habe ich mich immer irgendwo außerhalb des Ortes verzogen. Wenn ich allerdings gerade durstig was zu trinken gekauft hatte, fragte ich, ob es was ausmacht, wenn ich gleich trinke. Egal ob Moslem oder nicht, es war immer OK. Ich muss zugeben, mittlerweile habe ich vergessen zu fragen, weil immer mehr nicht das Fasten einhalten.

Nach Dabola wurde es zwar ebener, der Teer hörte dafür auf.

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Die Straße wurde neu gemacht. Wie üblich, wurden auf der fast neuen Straße Barrikaden aufgestellt, die man als Zweiräder gut umfahren konnte, oder man kam als Radfahrer gut unten durch.

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Um Kankan zu umgehen nahm ich nach Kouroussa eine Piste. Das war mit die beste Strecke in ganz Guinea.

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Die Straße war gut zu fahren und es war so gut wie kaum Verkehr. Dann kam mir doch ein Tanklastwagen entgegen. Anstatt wie üblich auf die Hupe und das Gas gleichzeitig zu drücken, wurde er langsamer. Damit aber noch nicht genug der Rücksichtnahme: er hielt sogar an und gab mir fünf Beutel Wasser, 2,5 Liter. Da war ich baff, so was hat es ja noch nie gegeben. Ich solle das Wasser auf dieser Strecke nicht trinken, es sei nicht gut – vielen Dank!

Hier kamen wahrscheinlich noch weniger Touristen vorbei. Wenn ich auf dem Markt auftauchte, gab es gleich ein Singen und Tanzen, ein wahres Fest.

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Sie leben hier in den typischen Rundhäusern.DSCN4653klein

und ich genoss es mal wieder ungestört wild zelten zu können.

Die Piste ging parallel zum Niger, ein sehr fruchtbares Land, überhaupt jetzt nach den ersten Regenfällen war alles in einem strahlend hellen grün, fantastisch. Vom Fluss sah ich allerdings kaum etwas.

Bei der Einmündung der Piste in die Route National war wieder ein größeres Dorf. Verwahrloste Kinder spielten im Müll.

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Sie sprachen kein Wort Französisch, die Amtssprache, das was man eigentlich in der Schule lernt. Ich fragte einen Jugendlichen, der mich in gutem Französisch ansprach, warum die nicht zu Schule gehen. Sie sollten doch auch Französisch lernen. – „Das sind doch nur Flüchtlingskinder!“

Ich weiß nicht wie viele Schulen mit deutscher Hilfe gebaut werden und wurden.

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Aber wird darin auch unterrichtet? Überhaupt in ländlichen Gebieten eher selten.

Leider ist mit dem Schulbau nur ein kleiner Teil erledigt.

Dürfen die Kinder in die Schule? Nicht nur bei Flüchtlingskindern ist das fraglich. Wie viele Kinder müssen daheim helfen, oder irgendwelche Kleinigkeiten auf der Straße verkaufen.

Wenn sie nicht wollen, brauchen sie meiner Meinung nach nicht eine höhere westlich Schulbildung. Sie haben Fähigkeiten, die wir schon lange verlernt haben, die sie viel eher zum Überleben brauchen als die Konjugation von Verben. Wir sollten eigentlich wieder von ihnen lernen.

Ein Grundwissen, vor allem die Sprache des Landes, Lesen und Schreiben, das sollte jeder können.

Nach der Piste war ich wieder auf der Route National, die weiter entlang des Nigers ging. Jetzt bekam ich auch von dem Fluss zu sehen.

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Ein reges Treiben herrschte da. Es wurde gewaschen, (Kleider und sich), gespült und Wasser geholt. Das Übliche.

Bis Siguiri war der Verkehr noch wunderbar ruhig. In der Stadt fing auf einmal der Verkehr und das Chaos an. Es war so unglaublich, dass ich nicht einmal in die Stadt wollte, Danach war es aber immer noch nicht besser. Keine gute Gegend um wild zu zelten. Ein Hotel kam auch nicht mehr. Meine Rettung war dann eine katholische Mission, Don Bosco.

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Ich bekam sogar ein Zimmer im Schwesternhaus und war so während des starken Gewitters und Sturmes gut aufgehoben.

Der stärkere Verkehr zog sich noch etwa 60 Kilometer hin, dann kam wieder eine Siedlung.

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Ob sie da auch Flüchtlingslager haben? Dann fiel mir ein, auch hier wird nach Gold geschürft. Es war wirklich keine angenehme Gegend.

Schnell fuhr ich weiter und stand nachexakt sechs Wochen zum zweiten Mal mit sehr gemischten Gefühlen vor der Grenze zu Mali. Der Gedanke, keine Grenze mehr zwischen mir und Boko Haram zu haben, fand ich nicht sehr angenehm. Allerdings wurde mir versichert, im Süden ist es ungefährlich.

Fortsetzung folgt….


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