Nach langer Pause (nur hier im Blog, nicht auf Reise) geht es endlich weiter mit Ghana weiter:
Ghana: das andere Afrika!
Der erste Unterschied zu den bisherigen Ländern: die Amtssprache in Ghana ist Englisch, für mich ein großer Vorteil. Der zweite große Unterschied: Ghana ist überwiegend christlich. Ob das von Vorteil ist, würde sich zeigen. Ansonsten ist Ghana ein äußerst problemloses Land, wie sogar das Auswärtige Amt meint.
Ich kam am Abend in Ghana an. Im Gegensatz zu der Polizei an der Grenze in Burkina Faso, ließ sich die Polizei in Ghana nicht lange bitten. Eine Frau hatte Dienst. Sie war so begeistert von mir, dass sie sofort meinte, ich könne doch bei ihnen im Garten zelten. Wie praktisch. Sogar eine Dusche („Eimerdusche“) und Toilette konnte ich benutzen. Auch ein britisches Erbe: hier gibt es mal wieder richtige Sitztoiletten.
Das Land machte einen sehr fortschrittlichen Eindruck. Selbst in diesem hinteren Eck gab es Strom. Allerdings war die die Straße die ersten 46 Kilometer nicht geteert.
Dafür gab es schöne Wegweiser mit Kilometerangabe. In Afrika eine wahre Rarität.
Leider haben sie auch das Brot wie die Briten, das fast die gleiche Konsistenz wie die Schaumstoffmatratzen hat.
Dazu noch die drei-poligen Steckdosen, die es sonst nur in Großbritannien gibt. Mittlerweile habe ich gelernt, wie ich auch einen „normalen“ Stecker hineinbekomme.
Oft wurde ich von Kindern auf Fahrrädern oder auch zu Fuß begleitet.
Ich hatte das Gefühl, sie meinten, ich sei auf Talentsuche. So wie die auf dem Fahrrad oder zu Fuß neben mir her rasten und Kunststückchen machten. Manche Talente sind sicherlich darunter.
Der kleine hatte leider kein Fahrrad. Er durfte dafür meinen Helm aufsetzen.
An einer katholischen Kirche konnte ich mein Zelt aufstellen. Hier wohnt Gott und Allah Tür an Tür in Frieden und Eintracht. Der Islam ist im Norden noch stark verbreitet.
Das Fahrrad scheint in Ghana eine wichtige Rolle zu spielen
Selbst die Müllabfuhr wird damit gemacht. Das sind wahre Lastenräder, ohne Elektro.
Ich wollte einen Schlenker zum Bui Nationalpark machen, allerdings informierte ich mich vorher, was mich dort erwarten würde. Das war einmal eine kluge Tat.
Wegen des Baus der Staumauer an der Schwarzen Volta wurde der ganze Ort Bui, der Übernachtungsmöglichkeiten geboten hätte, überschwemmt. Von dem Nationalpark ist in dieser Region kaum mehr etwas übrig.
Den Schlenker konnte ich mir sparen. Ein netter junger Mann, der mich an seiner Tankstelle übernachten ließ, war sehr erstaunt, dass ich so viele Informationen über den Park hatte. Dass ich das so einfach im Internet nachschauen konnte, wusste er nicht. Woher auch.
Alle Tiere sind in den Norden geflüchtet, man sieht sie eigentlich kaum mehr. So wird heutzutage mit dem Naturerbe umgegangen.
Weiter ging es bergauf – bergab, wie ich es seit Mali kannte
Ab und zu tauchte ein bunter Vogel am Wegesrand auf. Auf einer langen Strecke die einzig wahre Abwechslung,
Über Techiman fuhr ich nach Kumasi, wo die Bamboo-Bikes Organisation beheimatet ist.
Ich war gespannt, wann ich das erste Bambus-Fahrrad sehen würde. Irgendwann gab ich auf. Ich sah nicht einmal „normale“ Fahrräder.
Der Verkehr war eine einzige Katastrophe. Ich fragte mich, ob ich hier am richtigen Ort war. Die Autofahrer reagierten sehr aggressiv, wenn ich auftauchte. Einer schrie mich an, ich sei hier in Ghana, da macht man so etwas nicht. Auf dem Weg zum Büro von Bamboo-Bikes Organisation blieb ich im Verkehr stecken. Genervt drehte ich um.
Per e-mail habe ich erfahren, dass sie gar nicht in Kumasi Fahrrad fahren, auch die Werkstatt sei woanders. Nur das Büro ist in Kumasi.
So war ich um eine Erfahrung reicher. Wenigstens hielt mich hier nichts mehr und fuhr gleich am nächsten Tag weiter.
Endlich hörte das ewige Auf und Ab auf und ich konnte einen richtigen Hügel erklimmen. Das bot dann wenigstens ein bisschen Aussicht auf die Gegend mit den Plantagen.
In den anderen Ländern wuchsen die Mango- und Chashew-Bäume auf freier Wildbahn. Mir war es immer unklar, wem sie gehören und wer ernten darf. Es sah so aus, als ob jeder kommen und ernten durfte.
In Ghana gibt es klare Hinweise. Mangos wuchsen in fein säuberlichen Plantagen und überall waren Schilder „keep off“.
Die Ölbaumplantagen nehmen auch hier immer mehr zu. Meist ist es allerdings noch die ursprünglich Art des Anbaus und der Verarbeitung.
Es wird eine rötliche, scharfe Soße daraus gemacht. Unglaublich, was das für ein Aufwand ist.
In einem Dorf suchte ich einen Platz zum Zelten. Eine Frau meinte, ich solle zum „assembly man“. Das Problem war, kaum jemand wusste wer der „assembly man“ ist. Endlich erbarmte sich einer und meinte, er wisse, wer es ist und brachte mich zu ihm. Es war der Vorstand der „Pentecost“ Kirche (Pfingstgemeinde).
Er war relativ jung, wohnte mit der Großfamilie in einen Compound, wie es hier üblich ist. Auch sein Traum ist Deutschland. Er möchte dort studieren, wusste aber nicht, dass man in Deutschland deutsch spricht.
Schon vor dem Dorf war ich auf eine unbefestigte Straße abgebogen. Auch hier war meine Befürchtung, dass es regnen wird und ich im Schlamm stecken bleibe.
Es hat dann tatsächlich geregnet, aber ich bin nicht im Schlamm stecken geblieben. Ich habe gleich ganze Arbeit geleistet: ich bin Mitten in eine Pfütze gefallen
Meine Kleidung sah so ähnlich aus wie meine Packtaschen.
Ich näherte mich dem Kakum Nationalpark.
in der Hoffnung, das ich hier zelten darf, bog ich ab. Es war einfach zu schön und ruhig.
Wieder einmal wurde es mir erlaubt. Da ich so lange unterwegs und so weit gefahren war, wurden mir viele Privilegien eingeräumt und ich muss sagen, ich genoss es. Dass man von Deutschland nach Ghana mit dem Fahrrad fahren kann, übersteigt für fast alle das Vorstellungsvermögen.
Das erste Mal seit langem, wahrscheinlich seit Marokko, konnte ich auf saftigem, grünen Gras schlafen.
Die Küste
Danach kam ich endlich nach Elmina. Diese Stadt ist eine der ersten in Afrika, die mir richtig gefallen hat. Nicht nur, weil sie am Meer liegt, sondern die Portugiesen, die die Stadt im 15. Jahrhundert gegründet haben, verpassten ihr auch ein wunderschön gelegenes, malerisches Fort, das Fort São Jorge da Mina
Dazu kommen die bunten Häuser und für mich natürlich noch das Beste: Hier wird Fahrrad gefahren!
Ich war bei Nana eingeladen. Er hat „Action for Compassion“ ins Leben gerufen. Eine Hilfsorganisation, die nicht vom Westen gesteuert wird, sondern aus den eigenen Reihen kommt. Sie ermöglicht, dass auch Kinder armer Familien in die Schule gehen können und bietet ihnen neben dem Unterricht zusätzliche Kurse an, in denen sie sowohl Sport treiben als auch traditionelles Handwerk, wie Weben oder Einbaumbauen, lernen können. Ich war total begeistert wie viel sie schon mit sehr wenig Geld erreicht haben.
Gerade zur rechten Zeit kam ich in Elmina an. Das Elmina Festival hatte vor ein paar Tagen mit ein paar Aktionen, z.B. Bootsrennen, angefangen.
Das war wieder so ein absoluter Glücksfall bei meinem doch eher planlosen Reisen.
Gleich nach meiner Ankunft verteilten wir in der Stadt Flugblätter für die Aktion, natürlich auf Fahrrädern.
Seit Marokko habe ich nicht mehr so viele Touristen gesehen. Das absolute Highlight war am Samstag.
Alle Häuptlinge der verschiedenen Stämme in Ghana waren geladen.
Es ging sehr bunt zu.
Auf Sänften wurden die Häuptlinge auf den Hügel getragen.
Auch Frauen waren unter den Häuptlingen
und sogar ein Weißer.
In Begleitungen waren noch andere Schönheiten.
Bevor der Präsident herbei gefahren kam, erhöhte sich das Polizei- und Militäraufgebot immens.
Dann rollten schwarze Limousinen den Hügel hoch.
Keine Ahnung, in welchem nun der Präsident saß.
Der Vizepräsident wurde mir später gezeigt.
Bei dem, was hier geboten wurde, hätte ich mit einem größeren Gedränge gerechnet.
Als dann nur noch geredet wurde, eine Laudatio an der anderen, habe ich mich auf die Burg zurückgezogen und genoss die Ruhe.
Am späten Nachmittag fuhr ich in die Oase der Ruhe der Familie von Nana zurück.
Dies war eine herrliche Abwechslung.
Ich fragte mich lange, warum Mädchen ab dem sechsten Lebensjahr so kurzgeschorene Haare haben. Der Grund: in den Schulen dürfen sie keine Frisuren haben, sondern nur ganz kurze Haare. Ich finde das eigentlich schade, denn sie sind in Sachen Frisur sehr kreativ, wie man an den Jüngeren sehen kann.
Am Sonntag hieß es dann für mich wieder Abschied nehmen. Auf mich wartete ein längerer, Visa-bedingter Aufenthalt in Accra.
Die Strecke war die schönste seit Langem. Schön am Meer entlang und, wenigstens am Anfang, nicht allzu bergig. Wenn ich nur nicht immer von den Autofahrern auf den Seitenstreifen gedrängt worden wäre. Hier liegt der ganze Schrott und Abfall von den Autos oder sonstiges herum.
Auf kaum einer anderen Strecke hatte ich so viele Platten, überhaupt nicht so einen spektakulären.
Die Hauptstadt Accra
Bezüglich des Verkehrs in Accra, der Hauptstadt Ghanas, hatte ich meine Bedenken. Zum Glück erwies sich die Stadt als wesentlich fahrradfreundlicher als Kumasi.
Jeden Tag raste ich durch die Stadt von Botschaft zu Botschaft und bekam so einen guten Überblick
Auch wenn Ghana überwiegend christlich ist, sind die Moslems nicht zu übersehen.
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher christlicher Kirchen. In Accra sind es meistens die Pfingstgemeinden. Diese sind wieder in verschiedene kleine Gemeinden aufgeteilt. Es gibt hunderte davon allein in Accra. Anstatt einer Kirche in der Größe der Moschee, gibt es eine Vielzahl von kleinen Kirchen.
Natürlich gibt es auch eine Vielzahl von Monumenten und Parks in der Hauptstadt.
Dass man nicht fotografieren darf, habe ich leider nicht gesehen.
Verwunderlich?
Einen Strand gibt es sogar auch, aber Baden möchte ich hier nicht.
Viel früher als erwartet bekam ich meine Visum. Wieder nicht genug Zeit, um noch einen Blog zu schreiben.
Ich fuhr weiter dem Meer entlang Richtung Togo. Hier waren natürlich viel schönere Strände.
Die einzige Stadt ist Keta. Her gibt es noch die alten Häuser von den Dänen. Es gibt sogar noch ein Fort Prinzenstein. Nur kurze Zeit war das Fort Sammelstätte für Sklaven. Dänemark war das erste Land, das den Sklavenhandel verbot. (1803)
Leider sind die schönen alten Häuser in einem sehr maroden Zustand.
Die Landzunge wird immer enger Zwischen der Lagune und dem Meer ist kaum mehr Land. Durch die Meereserosion wird es auch immer weniger.
Nördlich von Keta, nur wenige Kilometer vor Togo, wurde ich von einem jungen Lehrer eingeladen.
Auf der Meerseite sind Sandstrand und Palmen, auf der Lagunenseite wird Salz abgebaut.
Dazwischen ist eine Straße und eine Reihe Häuser. Mehr hat nicht Platz. Nicht einmal für Gräber. Die findet man irgendwo vereinzelt dazwischen, sogar auf dem Schulhof. Die Kinder hüpfen sorglos darauf herum. Auch eine spezielle Methode mit dem Tod umzugehen.
Der junge Lehrer zeigte mir sein Dorf und wie sie Salz abbauen. Die Fabrik gehört den Engländern. In mühsamer Handarbeit schöpfen die Ghanaer das Salz aus dem Meer. Der Vater hat es schon so gemacht, die Tochter macht es und der Sohn wird es später genauso machen.
Sie nehmen es so hin.
„Der Afrikaner zeigt keine Selbstinitiative“, meinte der Lehrer.
Am Vormittag stand ich am nächsten Tag an der Grenze zu Togo.
Bisher war ich 220 Tage unterwegs und bin 13.148 Kilometer gefahren, davon 1.420 in Ghana
Hallo Doro,
wirst du vielleicht durch Eritrea kommen?
In meinen beiden neuen Kursen sind leider nur Eritreer, denen aber deine Bilder sicher etwas das Heimweh nehmen würden.
Gruß
Maren
Hallo Maren,
oh je, das weiß ich jetzt noch nicht, aber eher wahrscheinlich nicht. Das ist ja wieder ganz im Norden von Afrika. Also wenn, dann dauert es he noch