Um ein paar Verwirrungen zu klären:
Mittlerweile bin ich in Namibia. Ich trage in meinem Blog nachträglich die Beiträge für die bisherigen Länder nach. Jetzt Gabun, dann kommen die Kongos, Angola, Sambia, Simbabwe und Botswana.
Ich wünsche weiterhin viel Spaß beim Lesen
Gabun –
Afrika wird grün und angenehm
„Gabun ist ein vergleichsweise sicheres Reiseland“ meint sogar das Auswärtige Amt. War Kamerun schon angenehm und grün, wurde es in Gabun noch besser. Vielleicht ist Gabun nicht jedem ein Begriff, aber ein deutscher Elsässer baute dort ein Krankenhaus und wurde weltberühmt. Wer war’s? Findet es heraus.
Ohne große Bedenken näherte ich mich der Grenze. Bisher lief ja alles mehr oder weniger problemlos. Umso erstaunter war ich, als der Grenzbeamte mich nicht gleich reinlassen wollte. Ich fragte ihn, ob etwas mit meinem Visum nicht in Ordnung sei. Nein, nein, es sei alles in Ordnung. Es stehen nur Wahlen an und sie rechnen mit Unruhen. Er müsse zuerst seinen Chef fragen, ob er mich reinlassen kann.
Ich zeigte mich von meiner besten Seite, gut ausgerüstet, vorbereitet, zeigte ihm auf meiner Karte eine Strecke nach Congo Brazzaville, meinte, die möchte ich fahren. Außerdem bin ich Afrika-erfahren. Gabun ist mein 14. afrikanisches Land.
Das war überzeugend, ich wurde durchgelassen, musste mir aber in Bitam, der ersten größeren Stadt, meinen Einreisestempel holen.
Es war Samstag. In der Stadt liefen alle mit „Ali“ – T-Shirts oder Kappen herum. Der gegenwärtige Präsident hatte sehr aktive Wahlkampfhelfer. Durch Gabun stieß ich noch oft auf „Ali“-Werbematerial.
An meinem ersten Abend machte ich eine fantastische Entdeckung: Ich steuerte ein Haus an. Davor war die Gabun-Fahne. Ich fragte, ob es eine Polizeistation sei. Nein, hier wohnt der Chef des Dorfes. Ich wollte nach einem Platz zum Zelten fragen. Das war hier kein Problem. Sofort wurde mir der überdachte Versammlungsplatz angeboten.
Der Chef war übrigens eine Frau.
Das praktizierte ich nun auch die nächsten Abenden. Durch die Fahne war das Haus des Chefs (meist Chefin) gleich zu finden.
Der Norden Gabuns geht durch mehr oder weniger dichten Dschungel. Auch hier sind die Chinesen nicht nur dabei Straßen zu bauen, sondern auch Bäume aus dem Wald zu holen.
Dafür bauen sie für den Africa Cup ein riesiges Fußballstadion
Wie eine Sphinx aus der Asche steigt es aus dem Urwald empor. 20.500 Plätze soll es haben. ??? Woher sollen die Leute kommen? Ich fragte einen Arbeiter. „Es ist doch eine große Stadt in der Nähe.“ Er meinte Oyem, das noch 17 Kilometer entfernt ist. Es hat 38.000 Einwohner. Wie sollen die Zuschauer dorthin kommen? Noch gibt es keine Infrastruktur. Aber das bekommen die Chinesen bis Januar 2017 auch noch in den Griff. Auch hier lässt Ali grüßen, es ist eines seiner großen Prestige-Projekte.
Daneben wohnt die Bevölkerung in Bretterhütten, ohne Strom und Wasser.
Der Zusammenhalt der Familie hört nach dem Tod nicht auf. Die Gräber der Angehörigen befinden sich meistens um das Haus herum.
Vielleicht gibt es auch keine Friedhöfe, oder diese sind zu teuer? Ich konnte es nicht herausfinden.
Im Gegensatz zu den anderen afrikanischen Länder gab es hier keine Mopeds! Sehr sonderbar. Auf einmal war alles schön ruhig um mich herum. Auch sonstige Zweiräder, z.B. Fahrräder gab es kaum. Sie wurden von „Einrädern“, Schubkarren, ersetzt. Darin wurde alles transportiert: Einkäufe, Wasserkanister, Kleidung, Geschwister…
Entweder sind die Leute so arm, dass sie sich nicht mal ein Moped leisten können oder sie kaufen sich gleich ein neues Auto.
Für Fahrräder sind die Distanzen zu lang und zu steil. Um von einem Ort zum anderen zu gelangen muss man einige Kilometer zurück legen. Wenn nicht gerade die chinesischen Holztransporter auf der Straße waren, war es sehr ruhig.
Mich freute es immer, wenn auf einmal ein Laden
auftauchte. Die Versorgung war damit gesichert.
Für die Bevölkerung wurde auch hier immer wieder „Bushmeat“ angeboten.
Wenn man so sieht, was hier so alles kreucht und fleucht, vergeht einem das Wildzelten.
Auch hier mangelte es nicht an Kindern,
Sie waren aber ruhiger, hatten auch schon „Weiße“ gesehen. Allerdings hatte ich das Gefühl, wenn man nicht Schwarz ist und in Afrika, muss man Chinese sein. Wie oft wurde ich mit „Nihao Chinoas“ begrüßt oder es wurde mir Chinoas, chinoas hinterher gerufen. Das Aufgebot dieser Bevölkerungsgruppe ist auch nicht zu verachten.
Sie bettelten auch nicht. Von den Erwachsenen wurde ich nach Medikamenten gefragt. Meist wurden Schmerzen vorgetäuscht. Hatten sie dann die Medikamente, nahmen sie sie nicht. Ich gab nur Paracetamol raus. Damit konnten sie nicht viel falsch machen.
Auf einem der Hügel habe ich fast unmerklich den Äquator überquert. Immerhin war ein Schild da, das darauf hinwies.
Nach einigen Kilometern kam ich endlich wieder in einen größeren Ort, Ndjole. Wie habe ich mich gefreut. Endlich wollte ich mal wieder richtig meine Vorräte aufstocken.
Leider war der Ort eine einzige Enttäuschung. Der am Ogowe-Fluss gelegene Ort war nur ein Umschlagplatz: Schiffe und Busse hielten hier, Märkte ohne Ende, genauso Leute, alles sehr überteuert und dreckig.
Deprimiert fuhr ich weiter.
Eigentlich dachte ich nach diesem Ort sollte es ebener werden. Pustekuchen. Es wurde so steil wie selten zuvor.
Ich war fix und fertig. Teilweise musste ich schieben. Es war fragwürdig, ob ich es bis zum nächsten Ort schaffen würde. Zum Wildzelten war es in dem dichten Wald mit dem starken Gefälle auch nicht geeignet.
Dann eine einsame Hütte, ein sehr nettes und idyllisches Plätzchen. Ein Mann mit einem Gewehr stand davor. Endlich wenigstens jemand, den ich nach dem nächsten Ort fragen konnte.
„Nur noch einen Kilometer hoch, dann geht es drei Kilometer zum Fluss hinunter, da ist das nächste Dorf.“ Uff, das schaffe ich gerade noch.
Auch hier erwartete mich eine Chefin des Dorfes, bei der ich zelten konnte.
ie Kinder kamen vom Fischen zurück. Ihre Beute war sehr ergiebig. Welch Freude, als sie ein paar an Lastwagenfahrer verkaufen konnten und ein paar Franc verdienen konnten.
Ich lehnte mal wieder dankend ab.
Von nun an sollte es eben weitergehen.
Irgendwann stimmte es, nur nicht auf den ersten Kilometern.
An der Abzweigung nach Libreville, der Hauptstadt des Landes, war zwar kein Ort, aber viele Läden, wo ich endlich wieder das Nötigste bekam.
Ich bog nicht nach Libreville ab, sondern fuhr Richtung Süden weiter.
Den Einheimischen wurde eine spezielle Art von „Bushmeat“ angeboten.
Eine Viper oder Python . Auch hier im Busch gefangen. Die Lust hier zum Wildzelten schwindet immer mehr.
Langsam näherte ich mich dem Ort, der mir seit meiner Kindheit ein Begriff war. Nur, dass er in Gabun liegt, war mir nicht so bewußt.
Es handelt sich um Lambarene, der Ort, in dem Albert Schweitzer sein Urwaldkrankenhaus aufgebaut hat.
Heute gibt es am gleichen Ort ein neues Krankenhaus.
Das alte Albert – Schweitzer Krankenhaus ist ein Museum
Eine Führung durch das eindrückliche Krankenhaus lohnt sich auf jeden Fall.
Einige Medikamente musste er selbst herstellen, hatte dafür extra seinen Kräutergarten.
Albert Schweitzer hatte einen Pelikan namens Parsifal.
Der lebt jetzt natürlich auch nicht mehr. Aber ein Nachkomme mit Namen Albert.
Lambarene ist eine der wenigen größeren Städte in Gabun. Da Gabun auch als Währung die zentral-afrikanische Francs hat, bestand bisher keine Notwendigkeit für einen Geldautomaten.
In Lambarene wurde es allerdings etwas knapp. Schon die Suche nach einer Bank machte mich sehr skeptisch. Es dauerte doch etwas lange, bis ich eine fand. Dann war sie kaum als solche zu erkennen, geschweige denn, dass sie einen Geldautomaten hatte. Ich sollte es bei der Postbank versuchen.
Dort war schon etwas mehr Publikumsverkehr. Die Angestellte machte allerdings einen leicht genervten Eindruck, als ich nach einem Geldautomaten fragte. So etwas gibt es in Gabun nur in Libreville. Uuupss??!!! In einem reichen Land wie Gabun? Es gibt Dinge, die entziehen sich meinem Verständnis. Dollars oder Euros tauschen ging auch nicht.
Ich solle es bei der Libanesischen Bank versuchen. Wieder begab ich mich auf die Suche. Im ersten Stock eines der einzigen mehrstöckigen Gebäude wurde ich fündig. Zuerst hieß es nein, dann tauschte mir doch eine Bankangestellte, wahrscheinlich privat, 20 Euro in Francs. Das musste bis zur Grenze jetzt reichen.
Mangels Spielzeug sind die Kinder hier sehr erfinderisch.
Total begeistert war ich von dem Schiff, ganz aus Styropor. Eine prima Sache, den Müll aus dem Fluss zu fischen und daraus ein Schiff zu bauen. Auf jeden Fall schwamm es.
Während meiner Zeit in Lambarene habe ich ausnahmsweise nicht beim Chef oder Chefin gezeltet, sondern bei den Schwestern „Souers de Conception Immaculée“.
Für einen kleinen Obolus konnte ich dort in dem wunderschönen Garten zelten. Sie vermieteten auch Zimmer. Die waren alle fast alle belegt. So kurz vor den Wahlen waren viele unterwegs. Nicht nur Ali’s Wahlkampfhelfer, sondern auch Europäische Wahlbeobachter. Eine sehr interessante Mischung.
Was Ali an Geschenke verteilte, ließ mich sehr wundern. Überhaupt in Anbetracht, dass der Großteil der Bevölkerung ohne Strom und Wasser ist.
Am Samstag, Tag der Wahl, verließ ich Lambarene. Die Wahlbeteiligung muss sehr hoch gewesen sein. Überall machten sie sich auf den Weg. An den Wahlplätzen hingen Fotos der Leute die dort wählen durften. Lange Schlangen davor.
Von Krawallen war aber keine Spur. Wer sollte die denn machen?
Die Bevölkerungsdichte von Gabun ist 6,5 Einwohner pro Quadratkilometer (in Deutschland sind es 230 Einwohner)
Am Abend fragte ich den Chef des Dorfes, wer seiner Meinung nach das Rennen macht. Für ihn war klar, Ali. Er hatte erst eine Wahlperiode. Darum gönnen sie ihm nochmals eine.
Dass er das Amt von seinem Stiefvater übernommen hat und dass bei einer Wiederwahl das Land ein halbes Jahrhundert von einer Familie regiert wurde, kam nicht zur Sprache.
Eines Abends kam tatsächlich kein Dorf mehr. Wildzelten war mal wieder angesagt. Es war fantastisch ruhig.
Auch wenn ich die Gespräche am Abend mit den Chefs genoss und sehr viel dabei lernte, ab und zu ein ruhiger Ort in der Natur tut auch ganz gut.
Zum Glück wurde ich schon vorher gewarnt. Die letzten 40 Kilometer bis zur Grenze nach Kongo (Brazzaville) waren nicht geteert.
Am Anfang war es kein Problem. Dann setzte der Regen ein. Der erste Regen seit langem. Es lief nichts mehr. Der Dreck setzte sich zwischen Reifen und Schutzblech fest.
Meine Rettung: Die Polizei zehn Kilometer vor der Grenze.
Hier bekam ich nicht nur ein trockenes Plätzchen, wo ich mein Zelt aufstellen konnte, sondern eine Bürste und Wasser, damit ich den schlimmsten Dreck gleich wegwaschen konnte.
Allerdings ging es am nächsten Tag so weiter.
Nichts lief mehr. Nach 200 Metern kehrte ich um. Ich hatte die glorreiche Idee, einfach mein Schutzblech hinten weg zu machen.
Danach konnte mir der Dreck nichts mehr anhaben.
Ich wste, nach der Grenze würden mir noch circa 200 Kilometer Piste bevorstehen. Unklar war aber, ob es besser oder schlechter werden würde. Wieder einmal ließ ich mich überraschen.
Da die Auswertung der Wahl in Afrika zwei bis drei Tage dauerte, was ich an der Grenze, bevor das Ergebnis bekannt wurde.
In Gabun war ich nur elf Tage und bin 876 Kilometer gefahren. Insgesamt waren es bisher 16.128 Kilometer.
Wie’s weiter ging, das nächste Mal.
… sehr interessant, bin neidisch da ich bisher nur in Italien unterwegs gewesen bin mit Zelt und einer Freundin…
freue mich auf weitere tolle Berichte!!! Ganz viel Spaß und noch viele tolle Erfahrungen unterwegs!
Grüße aus Karlsruhe Tina
Vielen Dank, Tina. Vielleicht ist ja Italien nur der Anfang…, wer weiß, was das Leben noch so alles mit sich bringt.
Liebe Grüße aus Kapstadt, Dorothee