Mit dem Fahrrad durch die Wüste in Namibia
Der Norden und Westen bis Walfish Bay
Namibia, ein Traumland für viele. Auch ich wollte schon lange mit dem Fahrrad durch das wüstenhafte Land. Außer dass es früher Deutsch-Südwestafrika war, und somit als Erbe noch ein gutes Bier hat, und die Skeleton-Wüste sich der Küste entlang zieht, hatte ich keine große Ahnung von dem Land. Wie immer ließ ich mich überraschen – und die Überraschung war sehr positiv.
Welch ein Empfang: Bei Mohembo überquerte ich die Grenze von Botswana nach Namibia, am westlichsten Zipfel von CaprivI – und stand in einem Nationalpark. Man ließ mich hinein, aber nicht weiter fahren. Wieder einmal hörte ich die übliche Story von den Löwen, die ich immer noch nicht gesehen habe.
Ein netter Mann nahm mich ein Stück in seinem Pickup mit. So erfuhr ich gleich ein paar Dinge über Namibia. Zum Beispiel dass der Nationalpark „Etosha – Pfanne“ eine der größten ist, aber nichts für mich, da man dort nicht radfahren darf, und dass man auch in Namibia Afrikaans spricht.
Ab Divundu durfte ich wieder selbst fahren. Es war allerdings schon spät. Ich ging zur Klinik und fragte, ob ich dort zelten dürfe. Wie immer war es kein Problem. Die Krankenschwester Josephine ließ mich direkt vor ihrem Haus unter einem Dach zelten.
Zwei Gründe, weswegen ich die Übernachtungen bei Krankenhäusern so liebe ist: erstens sind die Schwestern immer sehr nett, zweitens kennen sie das Land und seine Probleme am Besten. Sie werden gleich mit den Auswirkungen konfrontiert.
Eines der Hauptprobleme ist HIV, was mit dem Alkoholproblem noch schlimmer wird. Diese Ecke von Namibia hat auch kein sauberes Trinkwasser. Was hier aus dem Wasserhahn kommt, kommt direkt aus dem Okavango-Fluss.
Das HIV-Problem wird mir am nächsten Abend an der Schule nochmals verdeutlicht.
Die erste Strecke, entlang der Grenze zu Angola, war nicht gerade aufregend. Eben ging es zuerst den Okavango Fluss entlang. Nach der Trockenheit in den anderen Ländern war es schön, wieder so viel Grün und Wasser zu sehen.
Weniger schön war der Regen, der mich immer wieder einholte.
An den Straßen wurde der Fisch verkauft.
Überall waren sie zum Trocknen aufgehängt.
Hier im Norden gab es viele offizielle Möglichkeiten zum Zelten. Wie zum Beispiel in Outapi. Eine Bürgerinitiative hat um einen der größten Baobabs, dem Ombalantu-Baobab, vier Zeltplätze eingerichtet.
Der Baum ist innen hohl und wurde in der Vergangenheit für verschiedene Zwecke genutzt. Von Poststation über Gefängnis, Versteck für Flüchtlinge und Kirche.
Im Westen ist der Grenzfluss zu Angola der Kunene Fluss. Auf dem Weg zu den Ruancana-Fällen wurde es auf einmal bergig. Musste ja auch sein, Wasserfälle brauchen ein Gefälle.
Aber auch Wasser. Das war hier leider nicht da. Nur Regen fiel.
Unterhalb der Wasserfälle, bei den Hippo-Pools, gab es Wasser, aber keine Hippos.
Es war trotzdem traumhaft schön
Die Krokodile, vor denen sie warnten, waren auch nicht da.
Weiter ging es Richtung Süden, nach Opuwo, die Stadt der Himbas.
Der Hippo-Pools-Camping gehörte auch diesem stolzen Stamm. Seit Burkina Faso habe ich keine Afrikaner in ihrer traditionellen Kleidung mehr gesehen.
Es ist schon sehr speziell. Es hat mich fasziniert, wie sie mit Stolz und Würde ihre Identität bewahren. Die Haare werden in Kuhblut eingetüncht. Das kann unter Umständen ganz schön riechen.
Übrigens habe ich die zwei gefragt, ob ich sie fotografieren darf und habe ihnen auch etwas dafür gegeben.
Silvester habe ich in Ruhe im schönen Aameny/Oreness Rest Camp, mitten in der Stadt, verbracht.
Einfach sitzen und das Jahr nochmals Revue passieren lassen.
Dabei habe ich dem Webervogel zugeschaut, wie er sich sein Nest baut.
Immer wieder flog der gelbe Vogel an mir vorbei, holte sich einen der langen Grashalme und webte ihn gekonnt in die Kugel. Fantastisch.
Wegen den vielen langen Dornen hatte ich das Vergnügen den zwei Kleinen vom Camp zu zeigen, wie man einen Platten repariert.
Zum Ausklang des Jahres hatte ich noch ein kleines Silvesterfeuer, das leider wegen Regen früher beendet wurde.
Das neue Jahr fing dann so an
Schotterpiste ohne Ende. Zum Glück wusste ich da noch nicht, wie lange es insgesamt sein würde.
Eigentlich hätte ich mir ja denken können, dass entlang so entlegenen Gegenden nicht viele Einkaufsmöglichkeiten sind, auch wenn auf der Karte Orte eingetragen waren.
Ich war den Autofahrern dankbar, die hielten und mir Wasser und eventuell Obst gaben.
Hier eine polnische Familie, die gleich noch zwei einheimische Jungs mit Wasser versorgte,
Nicht nur die Schotterpiste fing hier an, auch die Berge.
Einen kurzen Abstecher nach Sesfontain habe ich mir trotzdem gegönnt. Es soll hier noch ein altes, deutsche Fort geben.
Das ist jetzt ganz neu aufgebaut inklusive einer Nobel-Lodge. Der Ort selbst interessierte mich auch nicht so sehr.
Der Weg dorthin und vor allem mein Platz zum Wildzelten war fantastisch,
Am Morgen kamen die ersten Springböcke zum Frühstück.
Wieder aus dem Tal heraus
sah ich immer mehr Springböcke.
Ich kam kaum mehr zum Radfahren. Bis ich entschlossen habe, jetzt habe ich genug Fotos von den Tieren.
Dann traf ich meinen ersten Reiseradler seit Marcelo:
Lars de Witt. Er hat bei einem Unfall ein Bein verloren und radelt trotzdem kräftig weiter. Unglaublich. Ich beschloss von nun an nicht mehr zu jammern.
Leider fuhr er in die entgegengesetzte Richtung.
Für mich wurde es immer wüstenartiger und es gab nicht mehr allzu viel Wasser.
Zum Glück konnte ich am Abend bei Damara – Leuten, einem anderen Stamm in Namibia, mein Zelt aufschlagen.
Sie konnten mir mit etwas Wasser aushelfen. Viel hatten sie bei dieser Trockenheit selbst nicht. Im Flussbett graben sie so lange, bis sie auf Wasser stoßen. Damit können sie sich und ihre Ziegen über Wasser halten.
Daneben wohnten Himbas.
Sie haben meist Kühe, die mehr Wasser brauchen und langsam alle sterben.
Am nächsten Tag säumten Zebras die Straße.
Wonach ich in Botswana lange Ausschau halten musste, hier liefen sie mir direkt über den Weg
Der nächste Ort nach über hundert Kilometern war Palmwag.
Der Laden war mal wieder ein Trauerspiel. Wenigstens bekam ich ein paar Spaghetti und Kekse.
Ansonsten gab es außer dem Bottle Shop eine Lodge und einen kleinen Camping Platz.
Auf dem kleinen Camping-Platz in der Nähe eines Wasserlochs war ich alleine mit dem Besitzer John. Er instruierte mich genau, wo ich am Besten mein Zelt aufstellen sollte, da es sein konnte, dass ein Elefant am Abend auf den Camping-Platz kommt.
Es dauerte nicht lange, da kam schon der erste Elefant,
Endlich sah ich auch ein paar Giraffen,
Einfach elegante Tiere,
ch schaute dem Treiben ein Weilchen zu, fing dann aber an zu kochen und aß. Kaum war ich fertig, kamen die ersten Elefanten vom Wasserloch hoch.
Die Blätter von diesen Bäumen schienen besser zu schmecken.
Noch blieben sie auf der anderen Seite des Platzes, etwas entfernt von meinem Zelt
Dann nahmen sie auch Angriff auf den Baum, unter dem mein Zelt stand.
Mir wurde gesagt, ein Elefant oder Löwe zerstört kein Zelt. Bei so vielen Elefanten, die da herum trampelten, war ich mir nicht so sicher.
John wurde immer nervöser. Mit so vielen Elefanten hatte er nicht gerechnet. Verzweifelt versuchte er verschiedene Leute anzurufen. „Es muss nur einer mit einem Auto kommen, dann sind die Elefanten weg.“ Nur, wir hatten beide keines. Die Polizei vor Ort, die ich schon um die Mittagszeit beim Bier gesehen hatte, hatte überhaupt kein Interesse irgendetwas zu unternehmen.
Schließlich rief er bei der Lodge an. Der Tour-Guide ist auch Ranger der Gegend. Nicht nur er kam, sondern auch das Besitzerpaar Susanne und Hans, mit zwei Pickups.
Mein aufgebautes Zelt, erstaunlicherweise immer noch ganz, wurde gerade so wie es war auf ein Pickup gestellt, auf den anderen kam mein Fahrrad und alles, was noch so herum lag.
Sie brachten mich in die sicherere Palmwag Lodge. Hier war ich natürlich nicht alleine. Es war zwar luxuriöser, aber bei weitem nicht so spannend, wie auf dem kleinen Camping-Platz.
Mittlerweile war es auch schon 21 Uhr, drei Stunden hatte das Spektakel mit den Elefanten gedauert.
Als ich am nächsten Tag an dem kleinen Camping-Platz vorbei fuhr, meinte John, nachdem ich weg war kamen acht Löwen und haben ein Pferd gegessen. Vielleicht doch besser, dass ich in der Lodge war.
Es war wie durch eine Allee von Giraffen zu fahren.
Überall standen sie an der Straße und schauten mir zu. Obwohl auch Unmengen an Touristen mit ihren Mietautos vorbei kamen. Nur ein Auto mit drei Schweden hat gehalten
Sie räumten fast ihr ganzen Auto aus, gaben mir Wasser, trockene Früchte, Brot und sonstige Schätze, die sie noch übrig hatten. Vielen Dank, es war mal wieder weit und breit kein Laden.
Richtig fantastisch. wurde es, als es über einen kleinen Pass ging und auf der anderen Seite wieder herunter.
Warum hat mir nie jemand gesagt, wie gigantisch schön Namibia ist?
Mittlerweile wissen es leider zu viele Touristen, die mit ihren Mietwagen durchdüsen.
Die „Straße“ ist in einem verheerenden Zustand.
Nachdem ich auf eine kleinere Straße abgebogen war, wurde es fast noch schlimmer. Hätte ich mir auch denken können,. Die Straße ging zu einer der Touristenattraktionen, den Felsmalereien von Twyfelfontain.
Aber auch durch meinen Conservation Park
wusste gar nicht, dass ich ein Huhn bin, das man schützen muss. (stimmt natürlich nicht)
Es ging malerisch durch eine rote Felsenlandschaft.
Mein Wasser wurde immer knapper. Die Stellen, wo ich laut Einheimischer noch Wasser bekommen sollte, gab es nicht mehr, oder ich habe sie nicht gefunden. Es war dazu noch unheimlich heiß. Die Autos, die vorbei kamen, schossen nur so an mir vorbei.
Schließlich hielt ich eines an. Das war ein Volltreffer, ein Begleitfahrzeug für den Tankwagen von „NamWater“. Es herrscht so ein Wassermangel, dass Tanklastzüge in der Gegend Wasser verteilen mussten. Auch das Begleitfahrzeug hatte einen großen Kanister dabei, füllte all meine Flaschen und gab mir noch eine Literflasche zusätzlich.
Ich konnte sogar noch Wasser an bittende Kinder am Straßenrand abgeben.
So kam ich den Berg hoch nach Uis.
Es war Sonntag und ich wusste, hier gibt es einen LADEN!!! Sonntags haben Läden hier meist offen, nur war ich zu spät, es war schon zu. Ärgerlich!
Gegenüber ist das Brandberg Rest Camp. Welch ein Gegensatz zur Gegend drum herum: Das große Schwimmbad ist voll mit Wasser (das allerdings scheußlich schmeckt), im Restaurant bekommt man fast alles zu essen und ich bekam noch ein Bier.
Bevor ich mich am nächsten Tag wieder bergabwärts, endlich wieder Richtung Meer, begab, kaufte ich ordentlich in dem „Supermarkt“ in Uis ein, der erste seit Opuwo vor mehr als einer Woche.
In der jetzt sehr sandigen Wüste, sah ich nicht nur meine ersten Strauße
sondern auch einen Mann, der mir zu Fuß entgegenkam. Ich traute meinen Augen nicht. Ich hatte ja schon Probleme Nahrungsmittel und vor allem Wasser über die lange Distanzen zu transportieren. Zu Fuß dauert es ja noch länger und braucht deswegen auch mehr.
Deswegen hatte Dave van Graan einen Karren, den er hinter sich her zog.
Er lief durch gesamt Namibia, vom Oranje-Fluss (Grenze zu Südafrika) zum Kananene-Fluss (Grenze zu Angola). Das war einer der witzigen, unterhaltsamen Begegnungen in der Wüste. Der Wind blies uns kalt um die Ohren, was uns nicht abhielt einige Erfahrungen auszutauschen.
Dave’s Wanderung ist eine Aktion gegen die Wilddieberei, um die letzten Rhinozerosse zu retten. Es ist immer noch ein großes Problem in den südafrikanischen Ländern.
Er musste weiter den Berg hoch, aber mit dem Wind, ich gegen den Wind weiter Berg runter, bis ich endlich am Meer war. Nach zirka 650 Kilometern hatte ich so etwas wie Teer unter den Rädern. Entlang der Küste ist die Straße aus Salz.
In Henties-Bay wurde zuerst einmal der Supermarkt gestürmt, dann suchte ich den Camping-Platz auf. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Jeder Platz hatte seine eigene Toilette, Dusche und Kochnische. Den obligatorischen Braai, wie die Südafrikaner den Grill nennen, und Steckdosen gibt es eh überall.
Franzi von der Buck’s Camping Lodge, hatte ein Herz mit mir, gab mir einen guten Rabatt, dass ich sogar zwei Nächte dort bleiben konnte. Einfach ausruhen, essen, trinken, schreiben, schlafen. Keine Schotterpisten mehr. Die ersten zehn Tage dieses Jahres haben gereicht!
Jetzt wollte ich zuerst mal das Meer genießen und langsam Richtung Süden tummeln.
Alle Sehenswürdigkeiten auf der Strecke schaute ich mir an, wie dieses Schiffswrack
machte lange Pausen und suchte früh ein Platz zum Zelten.
Eine der deutschen Hochburgen in Namibia ist zweifellos Swakopmund.
schon alleine am Fahrradweg erkannte ich, ich bin hier in einem anderen Afrika.
auch sonst war alles schön und ordentlich.
Am Anfang fand ich es ja noch ganz spaßig, deutsche Begriffe wie „Alte Kanzelei“, „Alte Brücke“ und „Brauhaus“ zu lesen.
Dann wurde es mir doch zu viel. Ist doch alles nur Fassade, „Fake Germany“. Das werde ich nie verstehen, warum Deutsche, die aus Deutschland auswandern, Deutschland selbst in Afrika nachbauen wollen.
Außerdem bin ich nicht 22.000 Kilometer gefahren, um Deutsche zu sehen. Also nix wie weg hier.
Noch etwas weiter südlich liegt die Hafenstadt Walfis Bay. Hier konnten mein Fahrrad und ich mich bei Bryan absolut gut erholen.
Der Blick auf die Lagune war traumhaft.
Tagsüber war sie voll mit Flamingos, am Abend kamen die Pelikane.
Wie es von hier aus weiter ging, kommt demnächst. Soviel soll aber schon verraten sein: Bryan hat mich davon überzeugt, dass geteerte Straßen langweilig sind. Also doch wieder Schotterpiste ?!?
Hut ab vor so einer Reise!! Habe viele Infos bekommen. Ich will irgendwann mal durch Namibia trampen. Wenn dort so viele Mietwagen unterwegs sind müsste das doch gehen, oder?
Dank, Bea. Leider habe ich mit Trampen dort selbst wenig Erfahrung. Die Mietwagen sind meist voll. Allerdings habe ich einen Tramper getroffen, der war erstaunt, dass er für die Mitfahrgelegenheit zahlen musste. In weiten Teilen Afrikas ist das das einzige öffentliche Verkehrsmittel und es ist ganz selbstverständlich, dass man dafür zahlt.