zwei unterhaltsame Wochen in Südkorea

Ankunft in Busan: Ein erster Eindruck

Früh am Morgen komme ich mit der Fähre in Busan an. Gleich zwei markante Unterschiede zwischen Koreanern und Japanern fallen mir auf: Zum einen empfinde ich die Koreaner als weniger höflich, da sie sich oft vordrängeln. Zum anderen ist es erfreulich, dass mir sofort jemand mit meinem Gepäck hilft – eine Geste, die ich am Anfang in Japan vermisst habe. Den ersten Tag verbringe ich noch in Busan und entdecke weitere Gegensätze. Es ist offensichtlich, dass Südkorea, zumindest in Busan, dreckiger ist als Japan.

Obdachlose sind sichtbar, der Verkehr ist chaotisch und laut, und auf der Straße finde ich improvisierte Märkte, was in Japan aufgrund hygienischer Bedenken undenkbar wäre.

Start der 4 River Tour: Quer durchs Land

Es ist Sonntag, als ich die 4 River Tour starte, eine Radstrecke, die von Busan nach Seoul führt und das Land durchquert.

Entlang der Route gibt es zahlreiche Checkpoints, an denen ich einen Stempel in meinen „Passport“ machen kann. Am Start – oder Ende, je nachdem, in welche Richtung man fährt – treffe ich auf viele Radfahrer. Eigentlich will ich nur eine Landkarte, lasse mich dann aber mitreißen und kaufe zusätzlich den „Passport“. Kurz darauf erhalte ich auch schon den ersten Stempel.

Anfangs befürchte ich, dass die Reise auf den schönen, aber teils abgelegenen Radwegen langweilig werden könnte. Ich nehme an, dass ich die Wege wenigstens verlassen muss, um einzukaufen.

Begegnungen und Herausforderungen auf der Strecke

Doch nach fünf Tagen auf der Strecke und elf Stempeln wird mir keineswegs langweilig. Jeden Tag treffe ich auf andere Radfahrer. Gleich am Sonntag begegne ich zwei koreanischen Paaren.

Es ist der letzte warme Tag, und wir picknicken gemeinsam und teilen unser Essen – eine Erfahrung, die ich in Japan vermisst habe. Am Abend kommt die Nachricht, dass ein Kälteeinbruch bevorsteht. Das hält mich und andere Radfahrer jedoch nicht auf. In den folgenden Tagen treffe ich auf Taiwanesen, Kanadier, Italiener… Wie soll mir da langweilig werden?

Die langen, ebenen Strecken ertrage ich überraschend gut. Sie sind eine willkommene Erholung vor dem nächsten heftigen Anstieg. Ich habe noch nie so viel geschoben wie hier, was die flachen Abschnitte dazwischen umso angenehmer macht.

Momente der Ruhe und Farbenpracht

Am meisten genieße ich die Morgenstimmung: Wenn nach einer eiskalten Nacht langsam die Sonne aufgeht, alles noch sehr ruhig ist, ich ganz allein auf der Strecke bin und mir langsam warm wird.

Obwohl diese Jahreszeit aus Temperaturgründen nicht ideal ist, werde ich mit fantastischen Herbstfarben belohnt. Das Rot des Ahorns ist einfach gigantisch.

Der Pass und besondere Begegnungen

Der einzig wirklich hohe Berg entpuppt sich als weit weniger steil und lang, als gesagt wird. Ja, es geht ein paar Kilometer bergauf, aber alles ist fahrbar. Und dann ist der Berg auch nur 540 Meter hoch.

Auf dem Pass bin ich mal wieder die einzige Frau und die einzige Radfahrerin mit Gepäck. Und außerdem sehe ich die älteste aus – sicher nicht die älteste, die dort ist. Entweder ist die erste Frage: „Sind Sie verheiratet?“ oder „Wie alt sind Sie?“. Ein Radfahrer sagt einmal zu mir: „Du siehst aber alt aus.“ Sehr nett! Wahrscheinlich sind sie deshalb alle so nett zu mir und geben mir immer etwas zu essen. Auf dem Berg schenkt mir ein Mann zwei Äpfel – hier fast schon Luxusware!

Der Wind dort oben bläst mir die ganze erstrampelte Wärme wieder weg. So etwas wie Glühwein gibt es hier leider nicht, darum gönne ich mir in einem Restaurant einen Magnolienblütentee. Erstaunlich, was man alles trinken kann – und er schmeckt gar nicht so schlecht. Danach geht es wunderbar an Felsen entlang wieder bergab.

Kälte und die Flucht nach Seoul

Es wird immer kälter; nachts ist es inzwischen weit unter 0 Grad. Meine Taschen sind morgens voller Frost.

Trotzdem ist es herrlich: Es ist trocken, und ich weiß, bald wird die Sonne kommen und alles wieder gut machen.

Als ich sehe, dass sich das Wetter in zwei Tagen ändern wird, beschließe ich, nach Seoul in ein Hostel zu fahren.

Wenn zu der Kälte auch noch Nässe und vielleicht Schnee hinzukämen, möchte ich nicht mehr mit Zelt unterwegs sein. Sonntags ist auf dem Radweg immer mehr los, aber nicht so viel wie in der Woche zuvor. Es ist jetzt auch ungefähr 10 Grad kälter. Ich fahre auf einer ehemaligen Bahnstrecke, die ich eigentlich nicht mag – nur, wenn ich es eilig habe, ist sie genial. Ich bin sehr schnell unterwegs. Bei einer Fahrradverleihstation ist mehr los. Das „Certification Center“ daneben verpasse ich glattweg. Ich bin ja immer noch auf Stempeljagd. Als ich es bemerke, bin ich sechs Kilometer weiter und möchte nicht mehr zurück.

Mein Ehrgeiz, alle Stempel zu haben, lässt mit der Temperatur beträchtlich nach. Jetzt will ich nur noch nach Seoul. Der letzte Stempel ist auch noch einmal 20 Kilometer außerhalb der Hauptstadt. Hin und zurück wären das nochmals 40 Kilometer extra – nein danke.

Ankunft in Seoul und Geburtstagsfreuden

Es ist wieder fantastischer blauer Himmel, als ich am Montagmorgen am Hangang-Fluss entlang in die Metropole fahre. Nur sehr kalt. Nichts wie ins Hostel! Allerdings brauche ich noch einen Geldautomaten, was in Südkorea gar nicht so einfach ist. Viele Geldautomaten akzeptieren keine ausländischen Karten.

Erst am Nachmittag komme ich endlich im Hostel an. Es liegt mitten in Myeongdong, einem der wichtigsten Einkaufs- und Tourismusviertel Seouls.

Mein Fahrrad kann ich in die Tiefgarage stellen und mich endlich mal wieder unter die Dusche stellen. Glück gehabt! In der Nacht fängt es tatsächlich an zu regnen und es fällt sogar leichter Schnee. Das U-Bahn-System in Seoul ist so genial; ich komme auch ohne Fahrrad überall hin und kann damit sogar eine Bikebox für den Flug nach Taiwan besorgen und transportieren. Am Mittwoch schneit es richtig.

Eigentlich will ich in ein Museum, aber nachdem ich 100 Meter aus der Metrostation war, bin ich schon weiß, nass und kalt. Nichts wie zurück. Mit der Metro kann ich kreuz und quer durch die Stadt fahren, nur sehe ich nicht viel von Seoul.

Am Donnerstag ist mein Geburtstag. Die Sonne scheint, und ich gönne mir etwas Besonderes. In Korea gibt es, wie in Japan, heiße Bäder, hier heißen sie Jjimjilbang. Was kann es Besseres bei diesem kalten Wetter geben? Dazu noch eine Rückenmassage – prima!

Abschied von Korea

Bei -7 Grad steige ich am Freitagmorgen ins Flugzeug, froh, den kalten Temperaturen zu entkommen. Die Tour durch Korea ist wesentlich kürzer als geplant. Ich komme gerne wieder und hole den Rest nach.

Nächstes Mal geht’s dann wärmer weiter, in meinem dritten und vorerst letzten Land.

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