Mit Polizeieskorte durch Ägypten


Ägypten: Entlang des Nils

Von Tempeln und Gräbern

In Ägypten gab es in den letzten Jahren mehrmals Anschläge. Die Anzahl der Touristen ging immer weiter zurück. Das Letzte, was sich Ägypten nun erlauben kann, ist ein neuer Anschlag. Tourismus ist einer der Hauptwirtschaftsfaktoren des Landes. Radfahren für Ausländer ist deswegen in den meisten Gebieten nur mit Polizeieskorte erlaubt. Wie es mir dabei erging und vieles mehr, nun hier. …

Auf dem Schiff von Wadi Halfa, Sudan, nach Assuan habe ich sehr gut geschlafen. Dank des Muezzins bin ich früh aufgewacht und konnte den Sonnenaufgang über den Bergen von Ägypten genießen.

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Leider waren wir in der Nacht an Abu Simbel vorbei gefahren.

Es war noch sehr ruhig. Ein Passagier, der öfters hier unterwegs ist, erzählte mir, früher wäre das Schiff komplett mit etwa 600 Reisenden voll gewesen. Ich schätze mal, heute waren es noch 200. Kein Wunder, ich bekam so leicht noch eine Kajüte.

Um die Mittagszeit kamen wir in Assuan, am Hafen an. Außer, dass sie mein Gepäck durchsuchen wollten, war die Einreise total unkompliziert.

Sofort war ich von Kofferträgern und Taxifahrern umzingelt. Der erste meinte, es wären 30 Kilometer in die Stadt, beim Zweiten waren es nur noch 25. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es noch so weit war. Keine Frage, dass ich trotzdem mit dem Fahrrad fuhr.

So bekam ich gleich einen ersten Eindruck von Assuan. Nie hätte ich gedacht, dass die Stadt so groß ist.

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Nach der Wüste im Sudan und dem kleinen, beschaulichen Wadi Halfa ein richtiger Schock.

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Und was es hier alles zu essen gab: Früchte, Gemüse, Falafel, Pommes und natürlich all die Süßigkeiten. Sehr gefährlich.

Mein Hotel war im Zentrum, nicht weit vom Nil.

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Als ich durch den Souk, also den Markt, schlenderte, wurde ich von den Händlern sofort auf Deutsch angesprochen. Oh je, das war ich ja überhaupt nicht mehr gewohnt. „Nur schauen, nur schauen.“

Es war Spätnachmittag, als ich am nächsten Tag mit dem Fahrrad entlang des Nils zu dem Tempel von Philae fuhr. Die Fahrt war gigantisch schön entlang des Nils.

Der Tempel ist erst seit 1980 auf der Insel Agilkia. Die ursprüngliche Insel Philae ist seit dem Bau des Assuan-Staudammes überflutet. Deswegen sieht der ursprünglich im vierten Jahrhundert vor Christus gebaute Tempel noch sehr frisch aus.

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Auch wenn ich die Bedeutung all der Hieroglyphen nicht kannte, genoss ich es, in den Hallen herum zu laufen und sie zu bestaunen.

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Ich musste mich einer Reisegruppe anschließen, um mit einem Boot hin und zurück von der Insel zu kommen.

Das Licht am Spätnachmittag war fantastisch.

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Bis ich wieder an meinem Fahrrad war, war es schon nach 17 Uhr, kurz vor dem Einbruch der Dunkelheit. Ich bin nichts wie auf das Fahrrad und los. Es lief fantastisch. Mit dem letzten Tageslicht erreichte ich die Stadt.

Und dann? Ich stand im Stau! Es war ein Umzug. Bunt geschmückte Pferdekutschen blockierten die Straße. Mit Vuvuzelas wurde ein unglaublicher Krach gemacht. Dann erfuhr ich, was los war; Es war Prophet Mohameds Geburtstag

Besser ich verließ Assuan so schnell wie möglich. Die kulinarischen Versuchungen waren zu groß.

Ich wusste, über weite Strecken wird man von der Polizei eskortiert. Auf den ersten 54 Kilometern hatte ich noch meine Ruhe. Als ich dann aber in einem Straßencafé saß, entdeckten sie mich. Dann fing der Spaß an.

Die erste Eskorte war sehr nett. Sie warteten geduldig, bis ich meinen Tee getrunken hatte. Ich hatte das Gefühl, sie wollten mich nicht stören, blieben fast unmerklich vor oder hinter mir. Ab und zu schlossen sie auf und befragten mich. Als ich ihnen sagte, wie alt ich bin, fuhren sie davon.

Meine „Freiheit“ währte aber nicht lange. Bei der nächsten Kontrolle kam die Ablösung. Sie wollten mich davon überzeugen, dass es doch viel schneller und einfacher wäre, wenn das Fahrrad auf das Auto geladen wird und ich mit ihnen fahre. Dazu hatte ich aber überhaupt keine Lust. Immer wieder hielten sie an und fragten.

Erst als ich eine klare Ansage machte, dass ich bis 16 Uhr fahre, gaben sie Ruhe.

Das Wildzelten konnte ich somit vergessen. Die Polizisten achteten darauf, dass ich im Hotel übernachtete. Das hieß, ich musste auch immer bis in ein Hotel kommen. Die letzten Kilometer nach Edfu fuhr ich dann doch im Auto mit.

Bevor ich am nächsten Tag weiter fuhr, besuchte ich den Edfu Tempel, eine der besterhaltensten Tempelanlagen. Sie wurde im 4. Jahrundert vor Christus erbaut und dem Gott Horus gewidmet.

Obwohl es noch sehr früh war, waren schon viele Touristen dort. Es wird noch viel gegraben und zusammengesetzt. Ich genoss es mal wieder, durch die Säulenhallen zu schlendern.

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Es hätte mich schon interessiert, was die Geschichte hinter dem Relief ist. Eisbecher wird diese Gottheit wohl kaum als Opfer gebracht haben.

Da der Tempel auf der Westseite des Nils war, blieb ich dort. Es war eine kleine Landstraße, gut geteert, durch kleine Dörfer und durch Felder, entlang von Kanälen.

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Seit Sudan gab es immer wieder Wasser in großen Tongefäßen. Ich habe das Wasser aber nie getestet.

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Hier blieb ich ohne Polizeieskorte. Nur gab es wieder Moped- und Tuktukfahrer, die mir immer wieder den Weg abschnitten und versperrten. Vielleicht doch besser mit Polizeischutz, der mich vor solchen Belästigungen bewahrt.

In Esna kam der nächste Tempel. Zuerst fragte ich bei der Polizei, ob es hier ein Hotel gibt, was sie einheitlich bejahten. Dann war ich wieder in Polizeigewahrsam, wurde zum Tempel des Chums geführt. Er ist sehr klein, liegt neun Meter unter der Erde.

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Hier war nichts los.

Ich durfte nicht alleine zur Polizeistation zurück laufen, wo mein Fahrrad stand. Ich musste warten, bis ein Polizist ich abholte. Der führte mich zuerst zur Polizeistation und dann zu dem vermuteten Hotel. Es war ein größeres Haus mit einem Schild „Hotel“. Aber es war anscheinend kein Hotel. Und nun? Telefonieren! Ich hatte natürlich kein Wort verstanden, trottete einfach dem Polizisten, der kein Englisch sprach, hinterher.

Es war eine große, eigentlich schöne Stadt, die aber schon bessere Zeiten erlebt hatte. Die schönen alten Häuser standen leer und waren am Zerfallen.

Wir endeten bei der Touristenpolizei. Mein Begleiter übergab mich und zog davon.

Wieder die Frage: Und nun? Das nächste Hotel war in Luxur, nochmals 30-40 Kilometer entfernt. Es war spät, ich konnte und wollte die Strecke nicht mehr fahren. Zum Glück hatten sie kein großes Auto, dass sie mich hätten fahren können.

Schließlich kam der Chef der Touristenpolizei, ein sehr junger Mann, der fantastisch Englisch sprach. Schnell wurde ein Büro aufgeräumt, in dem ich mit meiner Iso-Matte und Schlafsack schlafen konnte. Alle waren sehr nett, ich wurde zum Essen eingeladen und der Chef betrachtete sich als mein Sohn und würde alles für mich machen. Manchmal ist es ganz nett, etwas älter zu sein.

 

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Mein „Sohn“ schlief noch, als ich die Polizeistation verließ. Die Fahrt aus der Stadt war einfach fantastisch.

Ich verstand einfach nicht, warum so ein schöner Ort am Nil mit einem Tempel kein Hotel hat.

Nach der Stadt ging ich wieder auf die andere Nilseite und war sofort wieder in der Obhut der Polizei.

Zuerst machte es mir nicht allzu viel aus. Es waren nur noch 60 Kilometer nach Luxor.

Bei der letzten Kontrolle, zehn Kilometer vor der Stadt, dachte ich, sie würden mich jetzt alleine fahren lassen. Aber nein, ich musste eine halbe Stunde warten, bis die nächste Eskorte bereit war.

Alleine hätte ich mein Hotel viel schneller gefunden. Sie hielten ständig an und fragten nach dem Weg, obwohl ich es ihnen auf der Karte zeigte. Ich war dann nicht unglücklich, als ich sie im Getümmel verlor. Kurz darauf war ich im Hotel Oasis.

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Zuerst wollte ich einfach durch die Stadt streichen, nicht gleich von einer Sehenswürdigkeit zur anderen düsen. So landete ich auch im „Souk“, Markt. Auch hier riefen sie von allen Seiten: „Nur schauen, nur schauen. Ganz günstig…“

 

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Nicht nur die Souvenir-Verkäufer leiden unter der geringen Anzahl von Touristen. Auch Taxi- und Pferdekutschenfahrer, Tourguides. Jeder möchte dir etwas Verkaufen. Abseits der Touristenplätze hatte ich meine Ruhe. In der Stadt selbst sah ich nur Einheimische.

Mit meinen Freunden, der französischen Familie „Les Doudz“ war ich im Karnak-Tempel verabredet. Eigentlich fiel die Familie mit den zwei Kindern sofort auf. Hier nicht. Der Tempel war voll von Touristen. Schließlich fand ich sie in der Säulenhalle.

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Es war bisher der größte Tempel. Verwunderlich, wie gut die Reliefs erhalten sind

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Das Licht am Spätnachmittag eignet sich immer für ein paar Fotos.

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Etwas später stand ich am nächsten Tag auf. Mir ging es nicht gut. Husten, Halsweh und wahrscheinlich erhöhte Temperatur. Schließlich raffte ich mich doch auf. Fahrradfahren ist für mich meist die beste Therapie.

Es lohnt sich auf jeden Fall, mit dem Fahrrad dorthin zu fahren. Man kann es ohne Probleme mit auf die Fähre über den Nil nehmen.

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Auf dem Weg in das Tal kommt man schon an Tempel und Statuen vorbei.

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Gerade am Eingang traf ich Les Douds wieder.

Den Fotoapparat muss man am Eingang in das Tal abgeben. Deswegen gibt es davon keine Bilder.

Drei Grabstätten von 64 sind im Eintrittspreis inbegriffen. Die wichtigsten und bedeutendste muss man extra zahlen. Wir beschlossen, das Grab des Tutanchamuns muss man schon gesehen haben.

Sehr beeindruckend, wie sie die Gänge und Hallen in den Felsen geschlagen hatten. Alle Grabbeigaben sind in den Jahrtausenden gestohlen worden. In den Grabstätten sind kaum Reliefs, wie in den Tempeln, dafür teilweise sehr bunte Bilder. Vor allem bei Tutanchamun. Unglaublich, wie die Farbenpracht über die Jahre erhalten geblieben ist. Sicherlich hat man auch hier nachgeholfen.

Die Fahrradtherapie hatte leider nicht die erhoffte positive Auswirkung. Mir ging es immer noch nicht gut, ich war total schlapp. Die Familie ist mit dem Taxi weiter, ich habe mich zuerst bei den Souvenirläden, wo ich auch mein Fahrrad sicher abstellen konnte, erholt. Sie waren sehr nett, boten mir einen Stuhl an und haben mir gleich einen Tee gebracht. So berühmt, wie das Tal der Könige ist, leidet es nicht allzu sehr unter Touristenmangel. Ich wunderte mich, warum man sie nicht in der Stadt sieht. Ein Ägypter meinte nur, die Deutschen fliegen nach Hugharda, und kommen nur auf einer Tagestour hierher und fahren wieder zurück. Das sind immerhin fast 300 Kilometer.

Ich wollte nur noch zurück ins Hotel.

Luxor ist ein sehr geeigneter Platz , um ein bisschen erkältet zu sein. Ich hatte kein Problem mit der Entscheidung, noch einen Tag länger zu bleiben und mich einen Tag auszuruhen.

Für den Tag hatte ich mir überhaupt nichts vorgenommen, wollte mich nur erholen. Nach einer heißen Dusche um die Mittagszeit, ging es mir auf einmal wieder viel besser.

Ich streifte durch die Stadt und sah vor einem Hotel ein Reiserad. Es gehörte Joel, einem französischen Reiseradler. Ich hinterließ ihm eine Nachricht.

Gegen Abend ging ich in den Luxortempel. Es war gigantisch.

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Die paar Touristen, die noch da waren, waren am Gehen. Sie müssen zurück ans Rote Meer.

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So hatte ich endlich freie Sicht in dem schönen Abendlicht.

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Der Tempel ist dem Gott Amun und seiner Frau Mut gewidmet. Die Reliefs zeigen meist Opferdarbietungen.

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Der Luxor-Tempel ist mit dem Karnak-Tempel mit einer Sphingenallee verbunden.

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Am Abend war ich mit David, einem jungen, einheimischen Radfahrer, verabredet. Joel, der Franzose kam dazu. Er fährt die andere Richtung, von Kairo Richtung Kapstadt.

Als Ägypter kann David ohne Polizeischutz überall mit dem Fahrrad fahren. Anscheinend hätte ich gar nicht auf der westlichen Nilseite von Edfu nach Esna fahren dürfen.

Bevor ich Luxor verließ, gab es Frühstück mit Familie im „Lastwagen“. Auch sie wollten heute weiter. Nur habe ich mich entschlossen noch ans Rote Meer zu fahren und sie mussten nach Alexandria.

Uns war klar, dass wir uns wieder sehen würden, ahnten aber nicht, wie bald das sein wird.


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2 Gedanken zu “Mit Polizeieskorte durch Ägypten