Endspurt durch Europa

Endspurt durch Europa

Griechenland

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Nach zwei Jahren rund um Afrika landete ich wieder auf europäischen Festland. Wegen all den Herausforderungen in Afrika, freute ich mich sehr darauf. Allerdings vermisste ich Afrika – nicht nur das warme Wetter, sondern auch die warmherzigen Menschen – sehr bald.

Mit Verspätung landeten wir an Heilig Abend in Athen, zurück in einer ganz andere Welt. Es war viel kälter. Die schneebedeckten Berge erfreuten mich nicht allzu sehr.

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Obwohl es Sonntag war, waren alle Geschäfte noch offen. Die Innenstadt war voll von Menschenmassen, die sich an der Weihnachtsbeleuchtung erfreuten. Ich kam kaum durch. Es war schon dunkel, als ich meine Bleibe fand. Die Geschäfte hatten größtenteils geschlossen. Ich fand gerade noch das Notwendigste über die Feiertage.DSCN1041klein

Athen an Weihnachten hatte schon etwas. Vor allem, da es tagsüber noch sehr warm war. Abends wurde es früh dunkel. Die Weihnachtsbeleuchtung kam so richtig schön zur Geltung.

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Da ich für die letzten Kilometer bis nach Deutschland noch neues Rohloff- Öl und manch anderes brauchte, blieb ich bis nach Weihnachten in der Stadt.

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Einige Sehenswürdigkeiten, wie die Akropolis oder Museen waren erstaunlicherweise geschlossen. Nach Ägypten waren die „alten” Bauwerke von Athen nicht sehr spannend, da noch sehr jung.

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Gut ausgeruht, mit vollem Beutel mit Essen und frisch geölter Rohloffnabe ging es weiter.

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An Piräus vorbei war eine wunderbar kleine Küstenstraße entlang den Felsen Richtung Korinth. Vor Patras nahm ich die Fähre über den Golf.

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Ich wusste gar nicht wie schön und vielseitig Griechenland ist. Im Sommer wollte ich nicht hier sein. Aber im Winter war alles schön ruhig, alle Campingplätze geschlossen, ich konnte zelten, wo ich wollte. Allerdings wurde es sehr kalt und es regnete nachts meistens. In der Nacht vor Silvester hatte ich sehr gefroren. So wollte ich das neue Jahr nicht beginnen und bin in ein Hotel.

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In der Silvesternacht war kaum etwas los. Hier konnte man kein Feuerwerk kaufen. Manche Griechen oder Touristen brachten welches aus Deutschland mit.

Was für eine wunderbare Fahrt in das Neue Jahr! Von Igumenitsa wollte ich die Fähre, die erst in zwei Tagen ging, nach Italien nehmen. Ich konnte das neue Jahr langsam angehen lassen.

Obwohl ich bis Mitternacht wach war, war ich wieder relativ früh auf dem Fahrrad. Vor Preveza kam ein Unterwassertunnel. Es war noch sehr früh, die Frau an der Zahlstelle am Eingang war aber schon sehr wach und sehr freundlich. Nein, ich durfte da nicht durch, wollte ich auch nicht unbedingt.

Sie rief die Straßenwacht auf der anderen Seite an, die kamen und brachten mich sicher auf die andere Seite. Welch netter Service für Radfahrer.

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Während meiner letzten Nacht in Griechenland regnete es. Das war bei dem genialen Zeltplatz auf einem Spielplatz unter einem Dach überhaupt nicht schlimm.

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In Igumenitsa war ich schon am Mittag, gerade als es wieder heftig anfing zu schütten. Ich saß schön im Trockenen am Hafen, bis um Mitternacht die Fähre nach Italien ging.

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Italien

Auf der Fähre konnte ich prima schlafen. Am Morgen war ich in Bari. Nur noch ein Stück am Meer entlang, durch die alten Städte mit den schönen Plätzen an der Adria, dann bog ich nach Neapel ab.

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Der Hauptgrund weswegen ich nach Athen und nicht gleich nach Frankfurt flog war, ich wollte mich Deutschland ganz langsam nähern. Der Gegensatz Afrika – Deutschland wäre mir zu groß gewesen. Griechenland war auch anders als Afrika, doch die Bevölkerungsdichte war noch nicht so hoch, es gab noch viel Natur und die Griechen waren sehr gastfreundlich.

In Italien war schon mehr los. Viel häufiger kam ich durch Ortschaften. Vor allem gab es hier auf einmal wieder Hunde. An jedem Haus bellten mindesten zwei, wenn ich vorbei fuhr. Und ich hatte hier wieder Gegenwind.

In einem kleinen Dorf vor Neapel hatte ich eine Einladung bei Mini und Davido. Das war Italien pur. Leider verstand ich viel zu wenig italienisch, aber die Atmosphäre riss mich mit. Es wurde viel gegessen, viel getrunken, viel gesungen und viel gelacht. Es war einer der Abende, wo ich eigentlich früh schlafen wollte, dann aber so mitgerissen wurde, dass ich bis weit nach Mitternacht auf blieb.

Das Dorf war wie so oft an den Berg geklatscht. Es war so alt, dass man damals, als man es erbaute, noch nicht an Autos dachte. Die Gassen waren viel zu eng und mit Kopfsteinpflaster. Handys brauchte man hier nicht, man rief sich über die Balkone hinweg zu. Überall roch es nach frisch gewaschener Wäsche, die Bäume hingen voll Zitronen und Orangen. Herrlich.

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Wegen des Verkehrs fuhr ich lieber an Neapel herum und an die Küste. Auch Rom lies ich rechts liegen, ich blieb lieber an der Küste, wo es sogar teilweise Radwege gab.

Auch hier die Campingplätze noch geschlossen. Zelten war nicht unbedingt gestattet. Dank eines Einheimischen, der lange Zeit in Kanada gelebt hat und sehr gut Englisch sprach, fand ich dieses nette Plätzchen windgeschützt direkt über dem Meer. Irgendwann hörten die Hunde auf zu bellen.

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Pisa wollte ich mir nicht entgehen lassen. Den Schiefen Turm hatte ich noch nie gesehen.

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Von der Stadt war ich dann auch sehr begeistert. Es war allerdings Sonntag und wunderbares Wetter. In der Fußgängerzone in der Innenstadt war mehr los, als auf den Straßen.

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Vorher kamen kaum Berge, nur die schönen sanften, grünen Hügel der Toskana. Danach ging es aber an der Cinque Terre vorbei. Die Dörfer saßen von der Sonne angestrahlt auf den Hügeln.

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Ich wusste, es kam ein Pass, aber natürlich wieder mal nicht wann und wie hoch. Es war mir auch nicht so wichtig. 

Die Landschaft war mal wieder phänomenal, mit einem wunderbaren Ausblick auf die Küste. Die Autobahn ging entweder über oder unter mir, sehr oft durch Tunnels. Was sie alles verpassen!

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Die Ligurische Küste war eine prima Vorbereitung für die Côte d’Azur. Sehr bergig, wunderbar alte Städte, teurer und touristischer als vorher. 

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Aber mit den schönsten Radwegen und dem längsten Fahrradtunnel.

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Frankreich

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Es war immer noch herrlichstes Wetter, bis über 20 Grad und das im Januar. Monaco Nizza, Cannes – um diese Jahreszeit, überhaupt da es so warm war, konnte ich es richtig genießen. Am Wochenende waren mehr Fahrradfahrer als Autofahrer auf den kleinen Küstenstraßen.

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Da das Wetter in den Bergen nicht so gut war, ich mit viel Schnee hätte rechnen müssen, blieb ich bis Saint-Raphaël an der Küste, 

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bog danach erst nach Aix-en-Provence ab. In den Bergen wurde es wirklich merklich kühler. Der Mistral, der starke (Gegen-) Wind machte sich auch sehr bemerkbar.

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Der Verkehr hielt sich bis kurz vor Aix-en-Provence in Grenzen. Dort fragte ich bei der Touristeninformation, ob es einen Radweg nach Avignon gibt. „Nur in unseren Träumen“ bekam ich zur Antwort. Es gibt auch hier noch Verbesserungsmöglichkeiten. Ich fragte immer nach Radwegen und empfehle es auch jedem zu tun, damit klar wird, dass ein Bedarf da ist.

In Avignon kam ich auch am Anfang meiner Tour durch. Hier war der Kreis geschlossen.

Das Wetter wurde schlechter. Ich hörte von Überschwemmungen weiter nördlich. In Lyon war der erhöhte Wasserspiegel ersichtlich, die Wege an der Saône waren gesperrt.

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Nach Lyon gab ich auf. Meine Motivation weiter zu fahren, hielt sich in Grenzen. Es war so kalt und nass, dass ich wenigstens ein Stück mit dem Zug fahren wollte, in der Hoffnung, dass es später besser werden würde. Hier war ich schon so oft mit dem Fahrrad unterwegs, es war nicht mehr allzu spannend.

Später, entlang des Doubs ging dann gar nichts mehr. Die Autos wurden auf die Autobahn umgeleitet. Eine nette Frau in einer Touristeninformation meinte, nachdem sie überall angerufen und verschiedene Optionen erkundet hatte, ich müsse mit dem Zug weiter.

Ich fuhr auf den nächsten Bahnhof, in Beaune und mit dem Zug nach Mulhouse. Bei meinen Freunden, wo ich die erste Nacht der Tour verbracht hatte, verbrachte ich auch die Letzte.

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Das letzte Stück nach Deutschland war wieder wunderbar. Der Rhein hatte zum Glück kein Hochwasser.

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Nach zwei Jahren, einem Monat und zwei Wochen stand ich also wieder bei meiner Schwester in Lahr vor der Tür.

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Insgesamt war ich 43.628 Kilometer gefahren, davon 38.224 Kilometer auf dem afrikanischen Kontinent. Es ging insgesamt durch 40 Länder (mit Gibraltar und Monaco) davon 33 afrikanische Länder.

9 Gedanken zu „Endspurt durch Europa“

  1. Hallo Dorothee, das mit den fehlenden Radwegen bei Avignon wundert mich aber doch, es gibt doch eine Radroute an der Rhone entlang, auf der bin ich 2014 von Karlsuhe nach Marseille gefahren. Allerdings ist sie nicht immer konsequent ausgeschildert.

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  2. Hallo,
    ich habe gerade den Bericht komplett gelesen – was für eine tolle Tour! Erstaunlich finde ich dass es kaum gesundheitlche Probleme gab, keine Malaria, keine langandauernden Magen-Darm-Geschichten und kaum Abzocke und notwenige Bestechung – das hätte ich tatsächlich anders eingeschätzt. Auf jeden Fall eine tolle Tour, eine tolle Leistung und Danke für den Bericht.
    Meine Frage ist, wie findet man sich in Deutschland wieder ein, nachdem man so lange unterwegs war?
    Liebe Grüsse Maren

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    • Vielen Dank, Maren. Es gab schon das ein oder andere Mal ein Problem, aber nichts, was nicht hätte gelöst werden können. Oft waren die Kontrollen einfach nur nervig. Ich bin auch dankbar, dass ich gesundheitlich sehr gut durchgekommen bin, obwohl ich da nicht sehr aufgepasst hatte.
      Nach all den Jahren wohnungslos unterwegs war es mein Wunsch wieder sesshaft zu werden und meine Kisten auszupacken. Nachdem ich auch alles mit Banken, Versicherungen und Steuern geklärt hatte, genoß ich es wieder den Luxus einer Wohnung und Freunde um mich herum zu haben. Wenn ich dann wieder raus muss, mache ich eine kleinere Tour. Dieses Jahr hoffe ich, dass ich wieder länger auf Tour kann.
      Liebe Grüße,
      Dorothee

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