Eastern Cape von Südafrika


Eastern Cape von Südafrika

Weniger bekannt als die Garden Route ist das Eastern Cape von Südafrika. Es hat aber ebenfalls einiges zu bieten, auch für Radfahrer. Die größte Stadt ist Port Elizabeth. Sie steht sehr im Schatten von Cape Town. Berechtigter Weise? Entscheiden Sie selbst.

Über grüne Hügel, an Pferdekoppeln und den für Südafrika charakteristischen Farmstalls vorbei, ging es in die Millionenstadt. Vom Verkehr wurde ich noch verschont. So wie sich die Stadt ausdehnt, verteilt sich die Bevölkerung. Großstädte am Meer haben glücklicherweise auch immer Frischluftzufuhr. Weiße Sandstrände säumen die Stadt.

In der Stadt ist nur noch ein kleiner, alter Hafen. Hier fängt die Beach Street an. Ein wunderbarer Fahrradweg führt zwischen Strand und Straße.

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In Sachen Sport muss Port Elizabeth, kurz auch PE genannt, Kapstadt in nichts nachstehen. Hier ist die Heimat des afrikanischen Ironman. Der Fahrradweg, Straßen und Strand sind dementsprechend bevölkert.

Wenn man sich nicht dem Sport widmen möchte, bietet der „Board Walk“ Alternativen.

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In den exklusiven Läden findet man so manches, nachdem man sonst vergeblich in Afrika sucht. Natürlich auch Souvenirs.

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Hauptattraktion ist das Casino.

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Einen Besuch habe ich mir erspart. Ich habe bessere Verwendung für mein Geld.

Zum Beispiel für Frozen Yogurt bei Wakaberry.

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Ein Paradies! Hier kann man sich das Softeis in verschiedenen Kombinationen selbst herauslassen. Damit das alles gesünder klingt, nennt man es einfach „Frozen Yogurt“.

Meine WarmShower Gastgeberin Merryl, selbst natürlich eine passionierte Fahrradfahrerin, hat mich nicht nur mit gesunden Smoothies versorgt, sondern auch die sonstigen Highlights der Stadt gezeigt.

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Zum Beispiel das Gewächshaus „Pearson Conservatory“ im St Georges Park. Es ist zwar klein, aber schon allein die Konstruktion ist faszinierend. 1882 wurde es errichtet und beherbergt verschiedene exotische Pflanzen, darunter Wasserlilien und zahlreiche Orchideen.

Auf das Donkin Reserve sind die Leute von Port Elizabeth stolz. Eine der wenigen „Touristenattraktionen“. Von einer Pyramide geht ein Mosaik, das in den Boden eingelassen ist, aus. Es stellt die Geschichte der Stadt dar.

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Gleich daneben befindet sich ein aussagekräftigeres Monument, das Nelson Mandela Monument.

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Es stellt die ersten freien Wahlen 1994 dar. Jeder kam und wollte wählen.

Dann war für mich wieder die Zeit gekommen, weiter zu ziehen.

Von Port Elizabeth nach Nordosten zu fahren ist zuerst nicht so schön. Es geht durch das alte Hafengebiet. Dann kam auf einmal wieder ein Fahrradweg, der „Nelson Mandela Bay Bike Path“.
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Er ist sehr schön direkt an der Küste gelegen. Leider sah es so aus, als ob er nicht stark benutzt würde. Am Anfang war er etwas versandet, danach ließ der Belag zu wünschen übrig. Außerdem hatte man nicht an vollbepackte Reiseradler gedacht.
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So etwas kommt sehr häufig vor, wenn man verhindern möchte, dass Mopeds durchfahren. Vorne hätte ich die Taschen leicht abnehmen können. Hinten sah es mit den Taschen noch obendrauf etwas anders aus. Da so ein Hindernis selten allein kommt, fuhr ich lieber auf der Straße weiter.

Am neuen Hafen hört der Radweg wieder auf. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf der N2 weiterzufahren, bis ich auf die etwas ruhigere R72 abbiegen konnte.

An den Cannon Rocks, kurz vor Kenton on Sea, habe ich Abschied vom Meer genommen.
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Jetzt ging es nach Norden, in die Berge,
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Auf dem Weg nach Grahamstown kam ein Gamepark nach dem anderen.
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Am Anfang konnte ich mir darunter nichts richtig vorstellen. Mittlerweile bin ich etwas schlauer: es ist eigentlich nichts anderes, als ein Spielplatz für Erwachsene. In den meisten Gameparks werden nur Fotos geschossen. Dazu werden sie in den speziellen Touristen-Gefährten von Tier zu Tier gefahren. Auch eine Art von Abenteuer für Angsthasen.

Allerdings gibt es auch einige Game-Parks, wo Erwachsene die Lust am Töten austoben können. Die Tiere werden extra zum Abschießen gezüchtet. Ein Selfie mit der Trophäe macht sich in Facebook immer gut. 

Einige Game-Parks waren früher Weideland für Kühe. Das machte natürlich viel mehr Arbeit und mit Game-Parks kann man viel mehr Geld machen. Sie rechtfertigen sich zwar, dass sie die wilden, heimischen Tiere wieder zurück holen. Aber halt nur in einem Gehege.

Nach Grahamstown kommt außer Bergen lange nichts mehr
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Mir war nicht bewusst, wie hoch es eigentlich ging. Manchmal sah es so aus, als ob die Straße irgendwo vor einem Berg enden würde.

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Sie machte aber nur einen Schlenker, um noch weiter hoch zu steigen.

Bis ich schließlich in Hogsback, der Hobbit – Stadt im Märchenwald war
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Auf über 1.000 Meter war es ganz schön frisch.

Dieser kleine Ort hat touristisch erstaunlich viel zu bieten. Hauptsächlich Hobbit-Fans (von T.R. Tolkin) kommen hierher gepilgert – irrtümlicherweise. Auch wenn es hier ein Hobbiton-on-Horsback, ein Freizeitlager für Jugendliche gibt, hat es nichts mit Tolkin zu tun. Man könnte es sich aber gut vorstellen.

Weiter ging es über Schotterpisten durch Weiden und Wiesen und sehr idyllisch über Bäche.
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Hogsback war noch nicht das Ende des Anstiegs. Erst nach zirka 20 Kilometern hatte ich den höchsten Punkt überwunden.
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Die 24 Kilometer nach Cathcart zogen sich noch ganz schön hin. Zwar sah ich die Stadt schon von weitem. Der Weg führte aber in einem großen Bogen um einen Berg, hinunter in ein Flusstal und wieder hoch.

Ganz schön erledigt kam ich in Cathcart an. Es war Sonntag. Der Ort machte nicht gerade einen einladenden Eindruck – vorerst. Dann entdeckte ich am Ende des Ortes den bund angemalten Doppeldeckerbus.
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Davor saßen die stolzen Besitzer: Rita und Nick
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Sofort wurde mir ein Stuhl bereit gestellt. Ich bekam etwas zu trinken und ein Stück von Ritas selbst gemachtem Kuchen. So ging es mir gleich wieder viel besser. Vor allem, als ich mein neues Fahrrad entdeckte :
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Es gab noch mehr kleine Schätze, die Nick liebevoll aus altem Trödel zusammen stellte.

Sie selbst sind auch wahre Schätze. Hinter dem Bus haben sie ein kleines Häuschen. Jeden Tag fahren sie morgens mit dem Bus die 150 Meter an die Straße, packen alles aus. Am Abend geht es dann in die andere Richtung. Es ist dem alten Doppeldecker – Bus, Nicks ganzer Stolz, kaum anzusehen, dass er auch noch fahren kann.

In ihrem Garten konnte ich mein Zelt aufstellen und wurde zum Abendessen eingeladen.

Die folgende Nacht verbrachte ich in Queenstown, Viele schwarze Wanderarbeiter campen hier. Als ich eincheckte wurden mir wie üblich die Einrichtungen gezeigt. Für mich gab es extra Duschen und Toiletten „ Nur für Weiße!“ Uuups, ich dachte, die Zeiten wären schon lange vorbei. Monatelang haben Schwarze und Farbige alles mit mir geteilt. Hier dürfen sie nicht einmal die gleiche Toilette benutzen.

Die Transkei warteten auf mich. Früher Homeland von hauptsächlich Xhosas. Es war von 1976 bis zum Ende der Apartheid 1994 autonom. Auch heute leben hier vor allem Schwarze oder Farbige. Grund genug mich davor zu warnen.
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Ich sollte früh morgens losfahren, damit ich es auf jeden Fall bis Dordrecht, der nächsten „weißen“ Stadt schaffe.

Es wurde ein fantastischer Tag. Nicht zu heiß, nicht zu kalt und kaum Verkehr. Die grünen Hügel erinnerten mich sehr an die Mongolei.
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Ab und zu kam ein Township. Auf halber Strecke gab es sogar einen „General Dealer“. Alles war hinter Zäunen und Gitter. Weiße halten hier wahrscheinlich nie zum Einkaufen. Für mich war es das „wirkliche“ Afrika.

Wie üblich war ich schnell von Jugendlichen umzingelt. Mein bepacktes Fahrrad ist wie immer ein Anziehungspunkt und schnell ergab sich eine sehr spaßige Unterhaltung. In keinster Weise hatte ich das Gefühl, dass hier eine Gefahr lauert.

Ohne Probleme erreichte ich Dordrecht und konnte sicher neben der Polizeistation zelten.

Danach war Schluss mit Asphalt und grünen Hügel. Auf Schotterpisten ging es durch schroffe Felsen und durch Schluchten. Steil ging es auf fast 2.000 Meter hoch. An Fahren war kaum mehr zu denken.

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Gerade rechtzeitig am Spätnachmittag kam eine Farm, wo ich auf mein Zelt – mit Blick auf die Berge – aufstellen konnte und zum Abendessen eingeladen wurde. Ging es mir mal wieder gut.

Es warteten nochmals einige Kilometer Schotter, bis endlich wieder eine geteerte Straße kam auf der ich wieder die Berge hinunter düsen konnte.
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Meine vorerst letzten Nächte in Südafrika verbrachte ich bei Grant in Lady Grey. (Böse Zungen (oder ehrliche) meinen, das würde ja zu mir passen.)

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Grant ist nicht nur ein WarmShower Gastgeber, sondern auch der einzige Händler für Ortlieb -Taschen und sonstiges Zubehör für Reiseradler. In keinem Fahrradladen in ganz Südafrika kann man diese Dinge bekommen.

Sein Wohnzimmer lässt ein Radlerherz höher schlagen. Hier türmen sich die Ortlieb-Taschen, Schwalbe-Reifen, etc.

Der Ort selbst ist praktisch eine Sackgasse in den Felsen.

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Sehr idyllisch.

Von Lady Grey bis an die Grenze nach Lesotho sind es nur noch 70 Kilometer. Die hatte ich ohne Probleme an einem Tag hinter mich gebracht.

Wie es mir in dem kleinen Königreich, eingenistet in Südafrika, erging, kommt demnächst hier. Soviel aber schon mal vorab: Trotz der Nähe sind Welten zwischen den beiden Ländern.

 

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